New York. Gesunde Menschen erkranken in den USA nach dem Rauchen von E-Zigaretten, es gibt Tote. Forscher rätseln – und haben einen Verdacht.
Der Dampf aus den elektronischen Zigaretten ist weltweit auf dem Vormarsch. Auch in Deutschland rauchen immer mehr Menschen E-Zigarette. Vor allem junge Raucher bis 30 Jahre probieren die neuen Marken aus. Ziel: Rauchen ja, aber weniger schädlich.
Hierzulande ist die E-Zigarette allerdings von der Politik noch nicht als weniger schädliche Alternative zum Tabak anerkannt. Der Grund: Zu wenig Studien belegen die tatsächlichen Auswirkungen des Dampfes.
Jetzt lenken Todesfälle in den USA erneut den Blick auf mögliche Gefahren für die Gesundheit durch E-Zigaretten. Die Fälle machen auch in Deutschland Schlagzeilen.
Fünf tote Raucher von E-Zigarette
So ist die Zahl der Toten und Erkrankten nach Benutzung von E-Zigaretten in den USA weiter angestiegen. Und Experten rätseln über die genauen Ursachen. US-Behörden registrierten insgesamt fünf Tote. Die US-Gesundheitsbehörde CDC berichtete laut Nachrichtenagentur dpa von drei bestätigten Toten in Illinois, Oregon und Indiana.
Zudem meldeten Behörden in Kalifornien und Minnesota jeweils einen Todesfall. Der CDC zufolge seien zudem mittlerweile 450 mögliche Erkrankungen in 33 Bundesstaaten gemeldet worden – mehr als doppelt so viele Fälle wie beim letzten veröffentlichten Stand.
Erste Analysen zeigen: Betroffene rauchten Cannabis-Wirkstoff
Erste Untersuchungen lassen mögliche Rückschlüsse auf Chemikalien im Dampf zu, aber stellen auch die Nutzung der E-Zigarette in den Fokus. Dennoch gilt auch: Genaue Gründe für die Toten und Erkrankten sind bisher nicht aufgeklärt.
Die Ermittler in den USA warnten alle Benutzer von E-Zigaretten vor dem Gebrauch wegen möglicher Lungenschäden. „Zu diesem Zeitpunkt wurde noch keine Verbindung von einem Produkt oder einer Substanz zu allen Fällen hergestellt“, so CDC-Expertin Dana Meaney-Delman.
- Die Betroffenen sind dabei häufig jung und eigentlich gesund
- Die Symptome reichten von Atembeschwerden, Atemnot und Brustschmerzen bis hin zu Fällen von Magen-Darm-Erkrankungen mit Erbrechen und Durchfall
- Viele der Betroffenen hatten sogenannte Liquids - Flüssigkeiten, die verdampft werden - mit dem psychoaktiven Cannabis-Wirkstoff THC konsumiert
- In einigen US-Bundesstaaten ist der Verkauf von entsprechenden THC-Produkten erlaubt
Eine Spur führt zum Vitamin E
Die „Washington Post“ hatte am Donnerstag von einer Spur zu einem möglicherweise verantwortlichen Stoff berichtet. Es handele sich um sogenanntes Vitamin-E-Azetat, das die Ermittler in Proben von Cannabisprodukten gefunden hätten, die die Erkrankten zuvor geraucht hatten. Es komme in verschiedenen Marken und in mehreren der Liquids vor.
Allerdings ist nach Ansicht von Gesundheitsexperten nicht geklärt, ob diese Chemikalie tatsächlich die Erkrankungen verursacht, berichtet die amerikanische Zeitung.
CDC-Expertin Meaney-Delman bestätigte am Freitag, dass das Vitamin-E-Azetat in einigen Laborproben nachgewiesen worden sei, machte aber keine weiteren Angaben. Vitamin E kommt natürlicherweise in verschiedenen Nahrungsmitteln wie Ölen oder Nüssen vor.
Ermittler suchen nach ähnlichen Fällen
Dabei gibt es auch Hinweise darauf, dass es sich bei dem Anstieg der Fälle tatsächlich um neu auftretende Erkrankungen handelt – und nicht nur um erst jetzt entdeckte. So suchten Ermittler in Illinois nach ähnlichen Fällen in der Vergangenheit: „Es sieht so aus, als ob es einen Anstieg der Fälle seit Mai oder Juni 2019 gibt gegenüber 2018. Das würde dafür sprechen, dass es sich um ein neues Phänomen handelt“, sagte Jennifer Layden von der staatlichen Gesundheitsbehörde in Illinois.
Der Dampf scheint nicht das einzige Risiko für die Gesundheit zu sein: Zuletzt gab es in den USA – wie etwa im Bundesstaat Texas – zudem Fälle, in denen Raucher starben, weil ihre E-Zigarette explodiert war. Ein Splitter des kaputten Vaporizers bohrte sich in die Halsschlagader des 24 Jahre alten Opfers.
In Deutschland oder Europa ist bislang kein ähnlicher Anstieg der mysteriösen Fälle bekannt. Die Beschwerden scheinen sich auf Benutzer von E-Zigaretten in den Vereinigten Staaten zu beschränken.
In der Bundesrepublik nimmt die Zahl der Raucher in Deutschland seit Jahren deutlich ab. Das gilt allerdings nicht für das relativ neue Produkt der E-Zigarette – hier zeigt sich ein Aufwärtstrend. (dpa/fmg)