Berlin. Mit ihrem Buch „Feuchtgebiete“ hat Charlotte Roche früh Grenzen aufgezeigt. Darin beschrieb sie auf schonungslose Weise, wie die Protagonistin sich unter anderem mit Avocado-Kernen sexuell stimuliert. Auch wenn es in der ProSieben-Show weder um Avocados noch um Sex geht, hat Roche eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie noch immer Menschen an die Grenzen ihres Ekelgefühls führen kann.
Denn das, was sie in der Show „Duell um die Welt“ ablieferte, war selbst für hartgesottene Fernsehzuschauer etwas zu heftig. In Russland ließ sich die 41 Jahre alte Autorin und Moderatorin Titanbolzen unter die Rückenhaut stechen – vier an der Zahl – und sprang von einer Brücke.
Die an den Metallteilen befestigten Seile hielten die Moderatorin und Autorin dann. Quasi Bungee mit dem eigenen Körper als Sicherungsmaßnahme. „Was passiert, wenn der Rücken reißt?“, fragt sie vorher noch. Sie springt dennoch. Einen Tag danach postet die Autorin ein Selfie von sich.
Charlotte Roche springt in „Duell um die Welt“ von Brücke - Darum geht es
- Von einer Brücke in Russland ist Charlotte Roche mit Haken im Rücken gesprungen
- Die Aktion war Teil der Show „Duell um die Welt“ auf ProSieben
- Ekel wirkt: Bei den Quoten räumte die Show ab
„Es gibt ein Leben vor dem Sprung und es gibt ein Leben nach dem Sprung“, schreibt sie dort. „Glücklich in Köln mit 8 sehr kleinen Löchern im Rücken.“ Das Foto wurde mehr als 14.000 Mal mit „Gefällt mir“ markiert. Viele zeigten sich vom Mut Roches begeistert.
„Liebe Charlotte, du bist eine wahre Mutmacherin und ein wahres Vorbild. Vor was für im Vergleich harmlosen Dingen ich mich fürchte - wenn du deine Angst mal eben so überwinden kannst, dann können wir das alle.“, schreibt eine.
Dabei war die ganze Aktion illegal. Auch der Sprung von der Brücke fand in Russland statt. Sie wollte zeigen, dass auch Frauen „dicke Eier in der Hose“ haben, sagte sie. Als sie es getan hat, müssen Zuschauer auch noch die Bilder von dem Eingriff über sich ergehen lassen. „Ich war so geschockt von den Schmerzen“, sagte sie.
Bereits die Beschreibungen und Fotos können verstörend auf einige Menschen wirken. Empfindsame Gemüter sollten nur mit diesem Bewusstsein weiterlesen. Doch das Konzept des Senders ProSieben geht auf - bei den Quoten räumt die Show in der richtigen Zielgruppe ab.
YouTube-Video zeigt Roches Bungeesprung
Auch auf YouTube ist der Bungeesprung unter dem Titel „EXTREM Bungeesprung mit Haken!“ zu sehen. Ein Nutzer schreibt dazu: „Das erste mal, dass „EXTREM“ im Videotitel nicht als Clickbait benutzt wurde.“
„Ich habe in meinem Leben schon viele extreme Dinge gemacht“, hatte Roche vor ihrem Sprung vorab im Einspieler erklärt. Allerdings habe auch sie selbst nicht damit gerechnet, „dass Joko und Klaas das Wort ‚extrem‘ noch mal ganz neu definieren werden.“
Joko & Klaas: Roche wollte harte Aufgabe
Im „Duell um die Welt“ werden Promis von den beiden Moderatoren regelmäßig auf harte Proben gestellt. So hatten etwa Bill und Tom Kaulitz von „Tokio Hotel“ in der Episode zuvor in einem Löwenkäfig übernachtet, später machte Max Giesinger eine solch wackelige Seefahrt, dass er und Gäste seines Schiffskonzertes den ganzen „Kotzkutter“ in einen eben solchen verwandelten.
Aber nichts davon hielt mit Roches Aufgabe mit. Die, so hatte Heuer-Umlauf in der Show berichtet, ihn ausführlich terrorisiert habe, eine besonders heftige Aufgabe zu wollen, Dutzende Sprachnachrichten wären auf seinem Handy eingeschlagen.
Er und Winterscheidt hätten sich dann entschieden, den „Giftschrank“ zu öffnen. Mit den Aufgaben, die eigentlich als zu hart eingestuft worden waren. „Ich wurde an diesen Punkt gebracht, wo ich die Schublade aufziehe, mit den Sachen, die wir uns eigentlich nicht mehr anschauen wollten“, sagte Klaas.
„Das ist viel zu krass“ – dann will sie es doch machen
Als Roche in Russland von ihrer Aufgabe erfuhr, war sie dann auch erstmal selbst etwas überfordert: „Wie soll denn das gehen?“, hatte sie nach ihrer ersten Feststellung („Das ist viel zu krass“) gefragt. Eine kurze Überlegung später entschied sie aber, es eben doch zu machen – „Fuck it“.
Dann kommen die Bedenken, was wäre nur, wenn der Rücken reißt. Unnötig, sagt man ihr. Auch, wenn man bei dem anschließenden Bungeesprung dann doch auf eine zusätzliche Sicherung setzt. Der Mann, der ihr das Vorhaben erklärt (und das selbst schon gemacht hat), sagt ihr noch: Die dicken Nadeln, die in ihren Rücken kommen, hätten mehr Angst vor ihr als sie vor ihnen. Roche ist wenig empfänglich für Witze zu diesem Zeitpunkt.
Bei der Prozedur bekommt sie dann zwei mal zwei Bolzen gesetzt. Im Doppelpack, weil der Schmerz sonst zu unerträglich würde. „Mein Körper rastet gerade komplett aus“, erklärt sie, nachdem die Haken befestigt sind.
Roche dachte, Körper und Gehirn „explodieren vor Schmerzen“
Dann der Moment, von dem sich die meisten Zuschauer wohl nicht vorstellen konnten, dass es wirklich passiert, dass das wirklich im Fernsehen läuft: Roche steht auf einer Brücke in Russland, vier Haken im Rücken. Und springt. Und schreit. Und schleudert. Und hängt. Immerhin: Der Rücken hält.
„Ich dachte, mein Körper und mein Gehirn explodieren vor Schmerzen“, gibt Roche anschließend zu Protokoll. Und die Moderatoren haben wahnsinnigen Respekt. Möglicherweise ist der Giftschrank jetzt geöffnet. Sonderlich viele werden sich nach Roches Auftritt allerdings nicht herantrauen.
Bei Twitter war #CharlotteRoche am Wochenende Trending Topic. Viele feierten sie für ihren Mut, anderen kritisierten allerdings auch ihren absoluten Ausverkauf an die Medien. „Selbstverletzendes Verhalten im TV und ihr feiert es ab, schrieb etwa @sebotto77.
Joko & Klaas räumen mit „Duell um die Welt“ ab
Bei den Zuschauern punktet das Format - und hat mit der Live-Sendung einen neuen Rekord aufgestellt. In der wichtigen Zielgruppe der 14-29-Jährigen gab es einen Marktanteil von 15,5 Prozent. So viel gab es noch nie für „Das Duell um die Welt – Team Joko gegen Team Klaas“.
Für einem ganz anderen Beitrag bekamen Winterscheidt und Heuer-Umlauf vor einigen Wochen auch viel Aufmerksamkeit – sie setzten ausnahmsweise auf bittere Realität als Spaß. Bei ihrem Haussender ProSieben genießen sie inzwischen Narrenfreiheit. Kürzlich mussten sie als Wetteinsatz „taff“ moderieren. Glück hatten Zuschauer einer anderen Sendung: Die beiden verschenkten 40.000 Euro.
Roche hatte zuletzt nicht nur einen Podcast gestartet, sondern in der Talkshow von Markus Lanz auch gegen Fleischesser gewettert. (ses)
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