Berlin. Charlotte Roche kann richtig unkonventionell sein. Bei „Lanz“ aber wirkte sie wie Gretas große Cousine. Witz? Der war nicht erkennbar.

Mit ihrem Roman „Feuchtgebiete“ hatte sich Charlotte Roche (41) mit Analfissuren in Ekelregionen vorgewagt und Millionen Menschen erreicht. Von einer Frau, die der personifizierte Tabubruch ist, kann man einiges erwarten. Vor allem, wenn sie sich jetzt für die Umwelt und den Klimaschutz einsetzt. Wie sie es am Mittwochabend in der Sendung von Markus Lanz getan hat.

Bei ihrem Kampf für eine bessere Welt hat es ihr die Plastiktüte, noch mehr aber der hangetan. „Ich bin gegen Massentierhaltung. Das ist eine unfassbare Tierquälerei.“

Roche, die sich zumindest als unkonventionelle Autorin einen Namen gemacht hat, ließ bei Lanz allerdings nur Statements ab, wie sie auch die Vertreterin einer Tierschutzpartei hätte verlauten lassen können. Alles andere also als unkonventionell. Weil es so reflexhaft war, wirkt die talentierte Frau Roche dieses Mal leider eher wie die Parodie einer Umweltschützerin.

Lanz im ZDF mit Forderungen von Charlotte Roche: Kein Fleisch, Flugreisen zu billig

Seit einem Jahr ist sie Mitglied bei den Grünen. Und natürlich voll begeistert. Sie will Tiere schützen und die Umwelt sowieso. Dass sie dabei so laut ist und aufdreht – es wirkt übertrieben. Immerhin wollen doch mittlerweile viele andere auch die Welt retten. Sie aber tritt auf, als müsste sie als Vorreiterin den Kampf gegen die Borniertheit einer ganzen Gesellschaft aufnehmen. Ein bisschen wirkt sie wie Gretas große Cousine.

Dass sie kein Fleisch ist, hätte man sich doch denken können. Und dass sie Flugreisen viel zu billig findet, auch. Dass sie aber vorschlägt, sich am besten nackt an ein Flugzeug zu ketten, um auf die verdammte Dreckschleuderei aufmerksam zu machen, das war zwar mal wieder nicht wirklich so originell, warf aber das Kopfkino an.

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    FDP-Mann Wolfgang Kubicki sagte, dass er das gut findet. Der Zuschauer fragte sich, was jetzt genau? Nackt anketten oder Kerosin verteuern. Vielleicht war es auch nur ein rhetorisches Zustimmen, denn Kerosinverteuern, das findet er nicht so doll. „Wir beide könnten uns dann das Fliegen noch leisten. Andere aber nicht mehr.“ So spricht man als Routinier, der keinen verprellen will.

    Und, klar, das nervte Frau Roche. Auch dass Kubicki immer das große Ganze sehen will. Sie nicht. Sie möchte einfach etwas tun. Auf so eine mickrige Bemerkung von Kubicki, dass er im Restaurant Fleisch isst, konterte sie genauso mickrig: „Sie können ja Fleisch essen. Ich esse keins. Und dann versau ich Ihnen dann das Essen.“

    Kein Fleisch, kein Flug – das war es dann auch schon von ihr, was das Thema Klima anging. Wobei sie dann noch auf „Metoo“ zu sprechen kam.

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    Schräges Lob an Markus Lanz

    Da sieht man wieder, wie es selbst so bedeutenden Bewegungen gehen kann: Sie scheinen irgendwann auserzählt zu sein. Ihr abermaliger Bericht, wie sie von einem „ranghohen WDR-Mitarbeiter“ betatscht wurde, ging mehr oder weniger unter.

    Peinlich, als sie sich dann auch noch dazu verstieg, Lanz als einen Mann herauszuheben, der den Frauen besonders hilft. „Ich will Dir Danke sagen, auch weil Du ein Mann bist.“

    Diesen Satz fand Lanz selbst etwas schräg. Die überwiegende Anzahl der Männer stehe auf der Seite der Frauen, „auch Wolfgang Kubicki“. Auch etwas seltsam, von Lanz, dieser Satz. Aber was hätte er schon sagen sollen. Das schräge Lob aushalten? Wäre auch zu wenig gewesen.

    Kubicki übrigens hält die „Metoo“-Bewegung für – genau! – wichtig. Aber! Es wird ihm da auch manches übertrieben. Und schon waren sie alle heftig bei den alten Hüten: Soll man einer Frau die Tür aufhalten?

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      Charlotte Roche war, klar, dagegen. Sie könne schließlich selbst eine Tür aufmachen. Dann krempelte sie sich auch noch die Ärmel hoch und zeigte Kubicki ihre Muskeln. „Wollen Sie mal fühlen?“ Kubicki sah nicht so aus. „Sie dürfen!“, setzte Roche nach. Wenn Frauen „ja“ sagen, dann dürften die Männer, setzte sie nochmal nach.

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      Hm. Komische Stimmung plötzlich. In etwa so eine Stimmung: Was nur, wenn die Frauen „ja“ sagen und die Männer nicht wollen? Man hatte alsbald keine große Lust mehr auf die dünnen Ausbrüche wie „ich zahl mein Essen im Restaurant selbst“.

      Dass sie jetzt gemeinsam mit ihrem Mann Martin auch noch einen Podcast über Liebe, Beziehung und Sex (bei „Sex“ machte sie ein kindliches Grinsegesicht) auf die Beine stellen will, war einem nur noch egal. Kubicki macht auch einen Podcast. Ach ja? Mit wem, verriet er nicht.

      Sie könnten ja einen Podcast zusammen machen. Witz, haha. So richtig lustig war auch das nicht.

      • Die Sendung ist bis zum 28. Juni in der Mediathek des ZDF sehen.