Herne. Die entflohene Kobra aus Herne ist nach tagelanger Suche gefangen. Damit wird den Anwohnern auch eine umständliche Prozedur erspart.

Die in Herne nach tagelanger Suche eingefangene, hochgiftige Kobra ist bis auf weiteres bei einem Reptilienexperten untergekommen. „Die Schlange ist wohlauf“, sagte Stadtsprecherin Nina-Maria Haupt am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.

„Sie hat wahrscheinlich den stressigsten Tag ihres Lebens gehabt.“ Die Behörden beraten demnach nun, wo das Tier bleiben kann. Zudem müsse geklärt werden, wer die Kosten für die aufwendige Suchaktion trage. Die Monokelkobra mit einer geschätzten Länge von etwa 1,60 Metern war am Freitag nach tagelanger Suche bei Mäharbeiten aufgeschreckt und dann eingefangen worden.

Die Kobra, die am vergangen Sonntag aus einer Mietwohnung in Herne-Holthausen verschwand, war am Freitag gefangen worden. Die Kobra sei unter einer Stufe am Kellereingang gefangen worden, erklärte die Stadt am Freitag.

Kobra gefangen – Entwarnung kam am Freitag

Ein Mitarbeiter der Stadtbetriebe Castrop-Rauxel hatte am Freitag das Tier in einem Kellerschacht entdeckt. Der Mitarbeiter sprach on einem „gelb-goldfarbigen Tier“, das sich sofort wieder Richtung Keller zurückgezogen habe. Zuvor waren am Haus Mäharbeiten durchgeführt worden, bei denen das Tier wohl aufgeschreckt wurde.

Ebenfalls am Freitag hatten die Behörden eine erste Entwarnung gegeben. So war ausgeschlossen worden, dass sich das Tier in einer der Wohnungen des Wohnhauses befindet. Die Stadt erlaubte den Bewohnern deshalb die Rückkehr in ihre Wohnungen. Das Tier könne sich nach Durchsuchungen der Feuerwehr höchstens noch im Keller oder Dachgeschoss befinden, hieß es am Nachmittag.

Bis zum Freitag war es Experten einer Spezialfirma und der Feuerwehr Düsseldorf nicht gelungen, das hochgiftige Tier aus ihrem Versteck zu locken. Die Stadt prüfte zuletzt weitere Methoden, um die Schlange zu finden oder zu töten. Im Gespräch war dabei im Laufe der Woche auch, die Schlange mit Gas zu töten.

Kobra aus Herne war länger im Keller vermutet worden

Die Stadt ging nach Worten von Stadtrat Johannes Chudziak stets davon aus, dass sich die Kobra im Gebäude und mit großer Wahrscheinlichkeit im Keller des Wohnhauses an der Bruchstraße versteckt.

In Herne sucht die Polizei mithilfe von Mehl und Klebestreifen nach der Kobra.
In Herne sucht die Polizei mithilfe von Mehl und Klebestreifen nach der Kobra.

Nachdem die Nachbarin am Sonntag ein Foto von der Schlange im Treppenhaus aufgenommen hatte, habe das Tier eigentlich keine andere Wahl gehabt, als in den Keller zu verschwinden.

Bei einer Pressekonferenz am Mittwochnachmittag im Herner Rathaus gingen Chudziak sowie der stellvertretende Feuerwehrchef Marco Diesing auf den Einsatz im Gebäude ein: Herner Feuerwehrleute und auf Reptilien spezialisierte Kollegen aus Düsseldorf suchten unter der Woche die Kellerräume ab. Darüber hinaus habe sich eine Spezialfirma in dem Gebäude umgeschaut und wollte Vorschläge für das weitere Vorgehen unterbreiten.

Zunächst sollten Köder ausgelegt werden

Zu den möglichen Maßnahmen würden das Auslegen von Ködern oder das Anlocken mit Hilfe von Wärmemitteln gehören, so der Stadtrat am Mittwoch. Sollte man nicht erfolgreich sein, bleibe als letzte Möglichkeit, das Gebäude komplett einzugasen, so Chudziak.

Dabei würde das Haus in Folie verpackt und 24 Stunden lang mit Gas vollgepumpt. Um aber alle Vorbereitungen zu treffen, brauche das Unternehmen rund 14 Tage. Die Firma habe aber versichert, dass eine Schlange einen solchen Gaseinsatz nicht überlebe. Nach dem die Schlange nun gefangen ist, bleibt den Bewohnern diese umständliche Prozedur erspart.

Die Einsatzkräfte suchen in Herne nach der flüchtigen Kobra.
Die Einsatzkräfte suchen in Herne nach der flüchtigen Kobra. © Michael Muscheid

Zur Sicherheit der Bevölkerung hatte die Feuerwehr, so Diesing, sich darum gekümmert, ein Antiserum zu besorgen. Nach Recherchen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Weißrussland wisse man nun, dass ein solches Serum in der Uni-Klinik Düsseldorf vorrätig und auch vor Ort in kürzester Zeit verfügbar sein.

Aus der Wohnung in Holthausen haben Mitarbeiter der Stadt laut Chudziak zu Wochenbeginn insgesamt 22 Schlangen geholt, 20 giftige und zwei ungiftige, fünf fielen unter internationale Artenschutzabkommen und seien anzeigepflichtig. Der Eigentümer habe die Tiere freiwillig an die Stadt übergeben, so der Stadtrat. Die Schlangen befänden sich jetzt in Obhut von drei Reptilienhaltern.

Deutlich mehr Schlangen als angegeben

Als sich Mitarbeiter des Fachbereichs Ordnung am 13. Juni die Haltung der Schlangen angesehen haben, stellten sie nach Chudziaks Worten fest, dass der Eigentümer deutlich mehr Schlangen hatte als zu dem Zeitpunkt der Verwaltung bekannt.

• Hintergrund: In NRW fehlt ein Gesetz zur Haltung von gefährlichen Tieren

Ihr hatte er laut Verwaltung nur 13 gemeldet. Daraufhin habe der Besitzer eine Liste nachgereicht, allerdings passten die Angaben am Ende nicht mit den Anfang der Woche aufgefundenen Schlangen zusammen. Zudem habe der Holthausener offensichtlich auch Handel mit Schlangen betrieben, erklärte Chudziak. Oberbürgermeister Frank Dudda mahnte die Bevölkerung weiterhin zu großer Wachsamkeit. Die Stadt unternehme alles, um die Schlange zu finden.

Maßnahmen werden eine Menge Kosten verursachen

Die Sicherheit der Menschen sei derzeit das Allerwichtigste. Zugleich sprach er aber auch an, dass die gesamten Maßnahmen eine Menge Kosten verursachten. Im Gespräch mit der Umweltministerin, das er am Mittwoch führte, habe er auch angesprochen, dass eine „erhebliche Rechnung“ zu erwarten sei. Wer für die Kosten aufkomme, werde man aber erst klären, wenn das Problem beseitigt sei.

Dudda forderte zudem rechtliche Änderungen. Man brauche dringend „ein Gefahrtiergesetz“. Denn es sei derzeit schwieriger einen Hund als eine Schlange zu halten. Die Mieter des Hauses in der Bruchstraße dürfen in Kürze zurück in ihre Wohnung, um beispielsweise Kleidung oder Lebensmitteln zu holen. Wann sie endgültig wieder zurückkehren können, ist nach Auskunft der Stadt derzeit noch nicht absehbar.

Erst vor kurzem hatte auch die Feuerwehr in Schleswig-Holstein nach einer Schlange gesucht. Ein Junge fand die ausgebüxte Drei-Meter-Python schließlich bei einem Nachbarn.

Anfang des Jahres entdeckte die Feuerwehr in Düsseldorf eine zwei Meter lange Boa constrictor unter einer Heizung.

Dieser Text ist zuerst auf waz.de erschienen. (mit dpa)