Altamira. Viele Gefängnisse in Brasilien sind völlig überfüllt. Hinter Gittern haben mächtige Gangs das Sagen. Eine Revolte endete nun blutig.

Dutzende Häftlinge sind in Brasilien bei Kämpfen in einem Gefängnis gestorben. Bei den Auseinandersetzungen zwischen zwei rivalisierenden Banden in der Haftanstalt von Altamira im Bundesstaat Pará im Norden des Landes seien 57 Menschen getötet worden, teilte die regionale Strafvollzugsbehörde am Montag mit. 16 Opfer seien enthauptet worden.

Die Kämpfe waren ausgebrochen, nachdem Mitglieder einer kriminellen Organisation in den Zellentrakt einer rivalisierenden Bande eingedrungen waren. Die Angreifer blockierten demnach den Ausgang eines Raumes und legten Feuer. 41 Menschen erstickten.

Häftlinge in Gefängnis in Brasilien nahmen auch Geiseln

„Es handelt sich um einen Krieg zwischen den Banden“, sagte der Leiter der Strafvollzugsbehörde, Jarbas Vasconcelos. Mitglieder des Verbrechersyndikats Comando Vermelho (Rotes Kommando) seien von Anhängern der regionalen Bande Comando Classe A angegriffen worden. Diese Gang hatte sich zuletzt mit dem Primeiro Comando da Capital (Erstes Kommando der Hauptstadt) verbündet, das mit dem Comando Vermelho um die Kontrolle der Gefängnisse in Brasilien ringt.

Zunächst nahmen die Häftlinge auch zwei Strafvollzugsbeamte als Geiseln. Nach Verhandlungen mit der Polizei wurden die Wächter später allerdings freigelassen.

Angehörige trauern, nachdem bei Kämpfen zwischen verfeindeten Banden in einem Gefängnis Altamira Dutzende Häftlinge ums Leben gekommen sind.
Angehörige trauern, nachdem bei Kämpfen zwischen verfeindeten Banden in einem Gefängnis Altamira Dutzende Häftlinge ums Leben gekommen sind. © dpa | Lilo Clareto

„Das war eine gezielte Aktion. Die Häftlinge ließen die Beamten schnell wieder gehen, um zu zeigen, dass sie eine Rechnung mit der anderen Gang begleichen und nicht eine Rebellion gegen den Strafvollzug anzetteln wollten“, sagte Vasconcelos. Nach der Tat ordnete das Amt für öffentliche Sicherheit die Verlegung von 46 mutmaßlich in den Angriff verwickelten Häftlingen in Bundesgefängnisse an.

Viele Gangbosse steuern Geschäfte aus Gefängnis heraus

Viele Strafanstalten in Brasilien werden von Gangs kontrolliert. Immer wieder kommt es auch hinter Gittern zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Zahlreiche inhaftierte Gangbosse steuern die Geschäfte ihrer kriminellen Organisationen aus dem Gefängnis heraus. Erst im Mai wurden bei Kämpfen in einer Haftanstalt im Bundesstaat Amazonas 55 Menschen getötet.

Die Gefängnisse des größten Landes in Südamerika sind extrem überbelegt. Derzeit sitzen rund 708.000 Häftlinge in den Haftanstalten mit einer Gesamtkapazität für nur etwa 416.000 Insassen. Brasilien ist nach den USA und China das Land mit der höchsten Zahl an Gefangenen weltweit.

In dem Land gibt es immer wieder Tumulte in Gefängnissen, bei einem Gefängnisausbruch im vergangenen Jahr gab es 21 Tote. In Brasilien war vor kurzem der Rechtspopulist Jair Bolsonaro Präsident geworden, der das Land scharf nach rechts steuert. (dpa/les)