Los Angeles. Emma Thompson will nicht mit dem Produzenten und Pixar-Chef John Lasseter zusammenarbeiten. Die Gründe erklärt sie in einem Brief.
Als die größte Bürgerrechtsbewegung des Jahrzehnts wird #MeToo in die Geschichte eingehen – darüber herrscht unter Wissenschaftlern und in der Unterhaltungsbranche Konsens. Ebenso hat sie das Bewusstsein für Belästigung verändert, wie jetzt der Fall um Emma Thompson (59) beweist.
Die britische Schauspielerin meldete sich mit einem öffentlichen Brief zu Wort, nachdem sie vor einem Monat die Produktion des Animationsfilms „Luck“ verlassen hatte. Das erklärende Schreiben richtete die zweifache Oscar-Gewinnerin an die zuständige Produktionsfirma Skydance. „Ich bin mir bewusst, dass sich der jahrhundertelange Anspruch auf weibliche Körper (...) nicht über Nacht ändern wird. Oder in einem Jahr“, heißt es in dem Brief.
Dabei bezieht sich Thompson auf die neue Personalie der Produktionsfirma Skydance, den ehemaligen Pixar-Chef John Lasseter. Dieser führte bei mehreren bekannten Animationsfilmen des zu Disney gehörenden Studios Pixar Regie, darunter „Toy Story“ und „Cars“. Zudem produzierte er jeden Pixar-Film seit „Monster AG“ im Jahr 2001, darunter auch „Findet Nemo“.
Brief an Produktionsfirma Skydance
Ende 2017 kündigte er an, wegen nicht näher bezeichneter „Fehltritte“ eine sechsmonatige Pause einzulegen. Sein endgültiger Ausstieg bei Disney wurde im Juni 2018 bekannt. Darauf bezieht sich Thompson in ihrem Brief an Skydance: „Es ist für mich sehr seltsam, dass Sie und Ihre Firma in Betracht ziehen, jemanden mit Herrn Lasseters Muster an Fehlverhalten zu engagieren.“
Und weiter: „Wenn ein Mann seit Jahrzehnten unangemessen Frauen berührt, warum sollte eine Frau für ihn arbeiten wollen?“ Zuvor hatte das Branchenmagazin „Hollywood Reporter“ einen Pixar-Angestellten anonym zitiert, wonach Lasseter fürs „Grapschen, Küssen und seine Kommentare“ bekannt gewesen sei. Weibliche Angestellte berichteten der Zeitschrift „Variety“, Lasseter habe Mitarbeiterinnen unangemessen berührt, ihre Beine gerieben und sie auf den Mund geküsst.
Thompson engagiert sich für die Generation ihrer Tochter
In ihrem Brief folgert Thompson, dass Lasseters Eingeständnis von „unangemessenem Umarmen“ nicht ausreiche. Auch bedauere sie, nicht in der Produktion bleiben zu können, aber das wäre unverantwortlich. Sie sage ihren Part im Film „Luck“ nur schweren Herzens ab, weil sie Regisseur Alessandro Carloni sehr schätze.
Denn wenn Menschen wie die Bosse von Skydance, so Thompson, nicht einsichtig wären, sei es sehr unwahrscheinlich, dass „sich die Dinge in dem Tempo ändern werden, das erforderlich ist, um die Generation meiner Tochter zu schützen.“ Lasseter bekomme für seine „zweite Chance“ mutmaßlich Millionen an Gehalt: „Wie viel Geld bekommen die Skydance-Angestellten dafür, dass sie ihm diese zweite Chance GEBEN?“
Silverstein: einer der wichtigsten Momente der #MeToo-Bewegung
Der Applaus auf den Brief der Schauspielerin folgte prompt. Melissa Silverstein, Gründerin und Herausgeberin der Website „Women and Hollywood“, twitterte: „Dies ist mehr als ein offener Brief – Thompson hat einen Sammelruf ausgesprochen.“ Er sei vielleicht einer der wichtigsten Momente der #MeToo-Bewegung.
Der Hashtag #MeToo, der seit Oktober 2017 im Zuge des Weinstein-Skandals Verbreitung in den sozialen Netzwerken gefunden hat, geht auf die Aktivistin Tarana Burke zurück. Diese ermutigte Frauen, den Hashtag in ihren Tweets zu verwenden, um auf sexuelle Belästigung aufmerksam zu machen.
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imago/MediaPunch