Berlin . Wie viel Sex braucht ein Paar, um glücklich zu sein? Um diese Frage gibt es viel Streit. Forscher und Paartherapeuten geben Antwort.

Sex ist für viele Paare ein schwieriges Thema: Wie viel Sex ist eigentlich gesund? Reicht es, einmal die Woche miteinander zu tun? Und wann wird es zu viel? Das fragt sich auch Vanessa. Eigentlich ist sie mit ihrer Beziehung glücklich und zufrieden. Sie fühlt sich von ihrem Partner geliebt, gerade haben die beiden ihren 13. Jahrestag gefeiert.

Nur beim Thema Sex kommen ihr manchmal Zweifel – dann nämlich, wenn ihre Freundin Lisa mal wieder davon schwärmt, dass sie und ihr Mann „mindesten einmal am Tag“ leidenschaftlich übereinanderherfallen. Oder wenn die Paare in der Lieblings-Netflix-Serie mal wieder nicht aus dem Bett kommen.

Denn Vanessa und ihr Stefan haben „nur“ einmal die Woche Sex, gesteht sie. „Manchmal passiert auch ein paar Wochen lang gar nichts“, fügt sie hinzu. Dann fragt sie sich: Wie viel Sex sollte man wirklich haben?

Wie viel Sex haben andere Paare wirklich?

Eine Frage, die sich viele Paare – aber auch Singles – stellen. Denn mit dem Sex ist so wie mit dem Geld: Eigentlich ist man zufrieden, mit dem, was man hat – bis man herausfindet, dass der Kollege mehr verdient. Aber stimmt das überhaupt? Haben alle anderen mehr Sex als man selbst? Wie viel ist nun normal – können wir das bitte ein für allemal klären?

„Es gibt kein normal,“, sagt der Hamburger Paartherapeut Eric Hegmann, wenig überraschend. „Hauptsache die Partner sind glücklich mit ihrem Liebesleben “. Na gut , aber irgendeine Zahlen muss es doch geben, oder?

Nach sieben Jahren: Ein - bis zweimal Sex pro Woche

„Natürlich gibt es Statistiken: Die meisten Paare haben nach sieben Jahren Ehe etwa ein- bis zweimal pro Woche Sex“, sagt Hegmann. Bitteschön, da hätten wir also schon mal eine Kennzahl, mit der wir uns vergleichen können – wenn wir denn wollen.

So haben Langzeitpaare mehr Spaß im Bett

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    Demnach schneiden Vanessa und Stefan also gar nicht so schlecht ab. Das liegt auch daran, dass sie sich manchmal „ein bisschen dazu zwingen, wenn wir länger keinen Sex mehr hatten“, gesteht sie.

    Denn Vanessa weiß: „Sex ist schließlich wichtig für eine Beziehung. Oder?“ Ist das wirklich so? Muss ein Paar sich zum Sex zwingen, genauso wie man sich zwingt, zum Sport zu gehen oder den Salat zu essen – eben weil es gut für einen ist ? Und man sich hinterher immer besser fühlt?

    Ja, irgendwie schon: „Sex ist wichtig für die Paar-Bindung“, erklärt Eric Hegmann. Denn Sex sei eben auch Kommunikation: „Die Partner sagen sich so gegenseitig, dass sie sich annehmen, dass sie sich anfassen möchten“. Und die Natur hilft mit. „Beim Sex wird das Kuschelhormon Oxytocin ausgeschüttet. Das sorgt für Bindung, fehlt uns das, vermissen wir die geliebte Person“.

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    Forscher: Einmal Sex pro Woche reicht

    Doch mehr Sex bringt nicht gleich mehr Nähe und Beziehungsglück – das haben kanadische Forscher herausgefunden. Die Studie der York Universität zeigt: Einmal Sex pro Woche reicht völlig aus. Paare, die mehr Sex hatten, waren demnach nicht glücklicher.

    Ein Forschungsergebnis, das beruhigt. Schließlich sorgt sich manch einer immer noch um das alte Klischee „der Mann geht fremd, weil er zu Hause nicht genug bekommt“.

    Einen Satz, den Paartherapeut Eric Hegmann auch nicht so stehen lassen mag. Schließlich geht es nicht um den reinen Sex, sondern um die Nähe: „Affären entstehen wegen Distanz der Partner“, sagt er.

    Diese Distanz könne sich im Sexleben zeigen. Ja, auch Frauen gehen dann fremd. „Meist ist es nämlich so, dass die Partner wegen der Distanz, die sie verspüren, keine Lust aufeinander haben und deshalb Nähe und Anerkennung bei anderen Personen suchen“, sagt Hegmann.

    Das passiert, wenn ein Paar zu wenig Sex hat

    Das können zum Beispiel Arbeitskollegen sein, mit denen man vertrauensvoll über die Beziehungsprobleme spricht. „Sie werden oft zu Personen, zu denen man die Nähe sucht, die man zuhause nicht findet“, erklärt Hegmann.

    Übrigens: Laut einer US-Studie haben junge Amerikaner – Millennials und die Geneation Z - weniger Sex als ihre Eltern und Großeltern. Warum? Darüber können die Forscher nur spekulieren. Aber sie vermuten unter anderem, dass die vielen Ablenkungen schuld seien. Allen voran: „Netflix und Social Media“.

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