Hamburg/Berlin. Überfüllte Wartezimmer beim Arzt, Unternehmen klagen über viele Kranke. Die Grippe hat Deutschland im Griff – vor allen den Norden.

Die Grippewelle in Deutschland hat ihren Höhepunkt überschritten. Nur der Norden der Republik hinkt hinterher. In Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern registrierten die Ärzte entgegen dem bundesweiten Trend bis zuletzt einen Anstieg der Patienten mit akuten Atemwegerkrankungen, sagte Susanne Glasmacher vom Robert Koch-Institut.

In der Woche vom 24.02. bis 02.03.2018 drängten sich rund zweieinhalb Mal so viele Grippe-Patienten in den Wartezimmern Norddeutschlands wie in einem vergleichbaren Zeitraum ohne Grippewelle. In der Woche zuvor waren es noch deutlich weniger gewesen.

Rekord bei Arztbesuchen

Obwohl die Grippe-Saison noch nicht beendet ist, stellt sie schon jetzt nach den Daten des Robert Koch-Instituts vergangene Grippewellen in den Schatten. „Es war ein Rekordjahr, was die Arztbesuche betrifft“, sagte Glasmacher. „2,7 Mal so viele Arztbesuche wie in einem vergleichbaren Zeitraum ohne Grippewelle: Das ist der höchste Wert der vergangenen zehn Jahre.“

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    Und die „48.000 labordiagnostisch bestätigten Grippeerkrankungen auf Bundesebene in der 9. Kalenderwoche waren der höchste Wochenwert, seit es das Infektionsschutzgesetz gibt.“ Das IfSG trat im Jahr 2001 in Kraft.

    Konkrete Sterbe-Zahlen gibt es nicht

    Laut Glasmacher kann man aus den aktuellen Zahlen jedoch nicht die Schwere der Grippewelle ablesen. Dafür müsse unter anderem auch Zahl der Todesfälle berücksichtigt werden. Es habe in den vergangenen zehn Jahren mehrfach Grippewellen mit geschätzt 20.000 Todesfällen gegeben - „üblicherweise, wenn Grippevieren des Typs H3N2 dominierten“.

    Konkrete Sterbe-Zahlen gebe es jedoch nicht, da gerade bei den Todesfällen oft kein Labortest gemacht werde. „Weil der Tod durch bakterielle Folge-Infektionen eintritt“, erläuterte Glasmacher.

    Vorhersage ist schwer

    Die Experten des Robert Koch-Instituts gehen davon aus, dass die Ärzte in den kommenden Wochen weniger Grippe-Patienten behandeln müssen. „Bundesweit denken wir, dass die Trendwende stattgefunden hat“, sagte Glasmacher. Die regionale Situation im Norden sei jedoch schwer vorherzusagen. „Möglicherweise wird die Zahl der Patienten noch einige Zeit ansteigen, es kann aber auch einige Zeit in dieser Höhe bleiben.“ (dpa)