Washington. Ein Mann hat am Sonntag einen Gottesdienst in Texas gestürmt, 26 Menschen getötet und 20 verletzt. Unter den Opfern sind auch Kinder.

Dass Frank Pomeroy am Sonntagmorgen um 11.30 Uhr nicht wie üblich in der First-Baptist-Kirche in Sutherland Springs im US-Bundesstaat Texas den Gottesdienst versah, wird sich der Pastor wohl nie verzeihen.

Um diese Zeit drang ein bislang nicht offiziell identifizierter Mann in das spartanische, weiß gestrichene Gotteshaus ein und eröffnete mit einem Schnellfeuergewehr das Feuer. Dabei soll es sich laut Medienberichten um den 26-jährigen Devin P. Kelley gehandelt haben.

Nur fünf Wochen nach Las-Vegas-Massaker

Unter den 26 Todesopfern, darunter Kinder, Schwangere und Alte, von denen später Albert Gamez, der Verwaltungschef von Wilson County, erschüttert gegenüber Journalisten sprechen sollte, war auch die jüngste Tochter des Geistlichen. Anabelle wurde nur 14 Jahre alt. Ihre Mutter Sherri war ebenfalls zur Tatzeit nicht in Sutherland Springs.

Zwei Frauen spenden sich nach der Schießerei im US-Bundesstaat Texas Trost.
Zwei Frauen spenden sich nach der Schießerei im US-Bundesstaat Texas Trost. © dpa | Nick Wagner

Weitere 20 Menschen wurden bei dem Amoklauf verletzt und in Krankenhäuser gebracht. Die Tragödie in der Kleinstadt 60 Kilometer östlich von San Antonio ereignete sich nur fünf Wochen, nachdem in der Spielerstadt Las Vegas der psychisch gestörte Stephen Paddock aus einem Hotelzimmer wild in die Zuschauermenge eines Musikfestivals schoss und dabei 58 Menschen tötete.

Erinnerungen an Charleston 2015 werden wach

Die Bluttat von Sutherland Springs – weder die Identität des Täters, der nach der Flucht im Auto in einem benachbarten Bezirk entweder durch Polizeikugeln oder Selbstmord starb, noch sein Motiv sind bisher bekannt – rief in den Vereinigten Staaten reflexhaft Erinnerungen an Charleston wach.

Dort hatte sich der weiße Neonazi und Ku-Klux-Klan-Anhänger Dylann Roof im Juni 2015 in die Bibelstunde der vorwiegend von Afro-Amerikanern besuchten Emanuel-African-Methodist-Episcopal-Kirche geschlichen und acht Gemeindemitglieder sowie den Pastor hingerichtet.

Tatort ist eigentlich eine idyllische Gemeinde

In Sutherland Springs, ein winziger Ort mit weniger als 500 Einwohnern, einem Postamt und einem Supermarkt, herrschte bis Sonntagabend schieres Entsetzen. „Wir sind eine kleine, idyllische Gemeinde abseits der großen Städte mit all ihrer Gewalt“, sagte ein Lokalpolitiker dem Sender MSNBC, „hier kennt jeder jeden und das seit Generationen. Niemand hätte gedacht, dass so etwas hier passieren kann.“

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In einer Art Soforthilfe richtete Pastor Frank Buford aus der Nachbargemeinde River Oaks ein improvisiertes Hilfszentrum für die Überlebenden und deren Angehörige ein.

Augenzeugen berichten von Salve an Schüssen

Was genau wie passierte, liegt noch im Dunkeln. Tankstellen-Mitarbeiter, die sich gegenüber der kleinen, holzvertäfelten Kirche aufhielten, vor der die texanische wie die amerikanische Flagge gehisst waren, berichteten von gut zwei Dutzend Schüssen, die in schneller Reihenfolge abgefeuert worden seien. Weitere Zeugen wollen registriert haben, dass der Schütze seine Waffe nachgeladen hat.

Wegen der Abgeschiedenheit des Ortes und weil das örtliche Connally Medical Center schnell an seine Kapazitätsgrenze geriet, mussten etliche Verletzte mit Hubschraubern in umliegende Krankenhäuser geflogen werden.

Donald Trump nahm Anteil via Twitter

Donald Trump erreichte die traurige Nachricht zum Auftakt seiner zwölftägigen Asien-Reise in Japan. Der Präsident wurde von Texas’ republikanischem Gouverneur Greg Abbott unterrichtet. Trump übermittelte seine Kondolenzworte über Twitter: „Möge Gott den Menschen in Sutherland Springs, Texas, beistehen.“

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Erst Ende September hatte der Afro-Amerikaner Emanual Kidega Samson in der Nähe von Nashville/Tennessee eine Kirche überfallen. Dabei wurde ein Mensch getötet, sieben weitere erlitten teilweise schwere Verletzungen.

Selbst hart gesottene Fahnder sind entsetzt

Wie lange die Aufklärung des Massenmordes dauern wird, war am Sonntag noch nicht abzusehen. Die Bundespolizei FBI und das Bundesamt für Alkohol, Tabak, Schusswaffen und Sprengstoffe (ATF) haben mehrere Ermittler an den Tatort geschickt.

Auch unter den hartgesottenen Fahndern ist das Entsetzen groß. Auf einem YouTube-Video vom Gottesdient vor einer Woche ist eine kleine, fröhliche Gemeinde zu sehen. Der Gottesdienst begann damals mit Pastor Frank Pomeroy und einem Lied mit dem Titel: „Happiness Is the Lord.” – Glückseligkeit, das ist Gott.“