München. Barbara Stäckers Tochter ist jung an Krebs gestorben. Mit ihrem Verein schenkt sie Erkrankten Selbstbewusstsein. Nun wird sie geehrt.

Barbara Stäcker (55) hat selbst Schlimmes erlebt. Trotzdem möchte sie anderen Mut machen, Zuversicht schenken. 2012 stirbt ihre Tochter Nana mit gerade einmal 21 Jahren an Knochenkrebs. Zuvor kämpft die junge Frau 15 Monate lang um ihr Leben – letztendlich vergeblich. Doch in der Zeit ihrer Krankheit beginnt Nana eine Idee zu entwickeln. Sie will anderen Betroffenen Mut machen und Kraft geben mit Hilfe von Schminke und Fotoshootings. Vor ihrem Tod legte sie bereist den Grundstein für das, was ihre Mutter nun mit viel Herzblut weiterführt: für den Verein „Recover your smile“.

Für ihr Engagement wird sie nun geehrt. Die Münchnerin ist eine von fünf Frauen, die mit der „Goldenen Bild der Frau“ ausgezeichnet wird. Den Preis verleiht die Frauenzeitschrift „Bild der Frau“ der Funke Mediengruppe an Frauen, die sich für soziale Projekte einsetzen. Die Verleihung findet bereits zum elften Mal statt.

„Nana hat den Weg bereitet“

Nur vier Monate nach Nanas Tod gründet Barbara Stäcker ihren Verein, der kostenlose Schminkkurse und Fotoshootings für Krebskranke organisiert. „Für mich, die Familie und einige Freunde und Fotografen war sofort klar, dass die Idee so gut ist, dass man sie nicht aufgeben kann. Nana hat den Weg bereitet, wir mussten ihn nur noch weitergehen“, sagt Barbara Stäcker.

Durch ihre Tochter weiß Barbara Stäcker, „dass Schminken zusammen mit Fotoshootings eine ganz große Auswirkung auf das Selbstbewusstsein hat“. Und die große Resonanz auf das Angebot ihres Vereins sowie das, was sie bei Schmink-Workshops und den Shootings erlebt, zeigen ihr immer wieder, dass sie den richtigen Weg geht. Zweifel daran, das Vermächtnis von Nana weiterzuführen, hatte sie nie.

Job und Engagement unter einem Hut

Dabei ist „Recover your smile“ mittlerweile locker ein Halbtagsjob. Dennoch schafft es die 55-Jährige, ihr ehrenamtliches Engagement mit ihrem eigentlichen Beruf unter einen Hut zu bringen. „Ich habe zum Glück einen sehr entgegenkommenden Chef, der mir große Flexibilität erlaubt in den Arbeitszeiten. Ich habe meinen eigentlichen Beruf deutlich zurückgeschraubt, möchte ihn aber nicht ganz aufgeben.“

Unterstützung erfährt sie auch von ihrem Mann, der ihr den Rücken stärkt. „Mein Mann ist die große Stütze im Hintergrund. Er hat mir immer gesagt, dass er mir den Rücken frei hält, damit ich alle Freiheiten habe, das Projekt weiterzuführen. Er unterstützt mich auch vom Schreibtisch aus bei der Vereinsarbeit.“ Bei den Shootings ist er allerdings nicht dabei, denn in vielerlei Hinsicht handele es sich dabei ja um ein reines Frauenthema.

„Goldene Bild der Frau“-Preisträgerinnen

Am 21. Oktober findet in Hamburg die elfte Verleihung der „Goldenen Bild der Frau“ statt. Kai Pflaume moderiert wie in jedem Jahr die Gala, bei der sich alles um die fünf Preisträgerinnen dreht.
Am 21. Oktober findet in Hamburg die elfte Verleihung der „Goldenen Bild der Frau“ statt. Kai Pflaume moderiert wie in jedem Jahr die Gala, bei der sich alles um die fünf Preisträgerinnen dreht. © imago/Future Image | imago stock&people
Für ihr Engagement in ihrem Verein „Über den Tellerrand“ wird die Berlinerin Ninon Demuth ausgezeichnet. Sie bringt Geflüchtete und Einheimische zusammen – zum Kochen und für andere Gemeinschaftsaktivitäten.
Für ihr Engagement in ihrem Verein „Über den Tellerrand“ wird die Berlinerin Ninon Demuth ausgezeichnet. Sie bringt Geflüchtete und Einheimische zusammen – zum Kochen und für andere Gemeinschaftsaktivitäten. © Ulrike Schacht | Goldene Bild der Frau
Ihr prominenter Pate ist Schauspieler Herbert Knaup. „Menschen nähern sich am Küchentisch an, eine Begegnung auf Augenhöhe. Ich freue mich, Pate zu sein für diese engagierte junge Frau“, freut er sich.
Ihr prominenter Pate ist Schauspieler Herbert Knaup. „Menschen nähern sich am Küchentisch an, eine Begegnung auf Augenhöhe. Ich freue mich, Pate zu sein für diese engagierte junge Frau“, freut er sich. © imago/Future Image | imago stock&people
Bettina Landgrafe und ihr Verein „Madamfo Ghana“: Die Hagenerin befreit seit 15 Jahren Kinder aus der Zwangsarbeit, baut Schulen und Kliniken in Afrika.
Bettina Landgrafe und ihr Verein „Madamfo Ghana“: Die Hagenerin befreit seit 15 Jahren Kinder aus der Zwangsarbeit, baut Schulen und Kliniken in Afrika. © Ulrike Schacht | Goldene Bild der Frau
Zur Seite steht ihr Sophie Wepper. Die Schauspielerin sieht in Bettina Landgrafe „ein inspirierendes Beispiel, seinen Herzensweg zu gehen.”
Zur Seite steht ihr Sophie Wepper. Die Schauspielerin sieht in Bettina Landgrafe „ein inspirierendes Beispiel, seinen Herzensweg zu gehen.” © imago/Future Image | Hein Hartmann
Julia Cissewski aus Leipzig vom Max-Planck-Institut kümmert sich mit Ihrem Verein „Orang-Utans in Not“ um die Affen von Borneo.
Julia Cissewski aus Leipzig vom Max-Planck-Institut kümmert sich mit Ihrem Verein „Orang-Utans in Not“ um die Affen von Borneo. © Fotostudio Jörg Riethause | Goldene Bild der Frau
Elisabeth Lanz steht Julia Cissewski als prominente Patin zur Seite. „Wer sie erlebt, spürt von der ersten Sekunde an, wie sehr ihr diese so besonderen Menschenaffen am Herzen liegen“, freut sich die Schauspielerin.
Elisabeth Lanz steht Julia Cissewski als prominente Patin zur Seite. „Wer sie erlebt, spürt von der ersten Sekunde an, wie sehr ihr diese so besonderen Menschenaffen am Herzen liegen“, freut sich die Schauspielerin. © imago/Sven Simon | FrankHoermann/SVEN SIMON
Barbara Stäcker macht mit ihrem Verein „Nana – Recover your smile“ Krebspatienten Mut. Die Münchnerin führt das Vermächtnis ihrer verstorbenen Tochter Nana weiter, die an Knochenkrebs starb.
Barbara Stäcker macht mit ihrem Verein „Nana – Recover your smile“ Krebspatienten Mut. Die Münchnerin führt das Vermächtnis ihrer verstorbenen Tochter Nana weiter, die an Knochenkrebs starb. © Ulrike Schacht | Goldene Bild der Frau
Ihr Promi-Pate ist Thomas Heinze. „Ich bin selbst Vater und kann nur versuchen mir vorzustellen, was Barbara Stäcker durchgemacht hat. Das Konzept von „Recover your smile“ verstehe ich – als Schauspieler, der täglich in andere Rollen schlüpft – sehr gut“, sagt der Schauspieler.
Ihr Promi-Pate ist Thomas Heinze. „Ich bin selbst Vater und kann nur versuchen mir vorzustellen, was Barbara Stäcker durchgemacht hat. Das Konzept von „Recover your smile“ verstehe ich – als Schauspieler, der täglich in andere Rollen schlüpft – sehr gut“, sagt der Schauspieler. © imago/Sven Simon | Malte Ossowski/SVEN SIMON
Anja Gehlken und ihr Verein „Schaki e.V.“: Die Ostwestfälin will erreichen, dass Kinder und Babys, die einen Schlaganfall hatten, besser versorgt werden.
Anja Gehlken und ihr Verein „Schaki e.V.“: Die Ostwestfälin will erreichen, dass Kinder und Babys, die einen Schlaganfall hatten, besser versorgt werden. © Guido Ohlenbostel | Goldene Bild der Frau
Als prominente Patin steht ihr Mareile Höppner zur Seite. „Seltene Krankheiten wie Schlaganfall bei Kindern und Babys haben in der Öffentlichkeit kaum eine Lobby – brauchen diese aber so dringend, damit weiter geforscht werden kann. Anja Gehlken klärt auf, ist ein Mutmacher, ein Impulsgeber“, lobt die Moderatorin.
Als prominente Patin steht ihr Mareile Höppner zur Seite. „Seltene Krankheiten wie Schlaganfall bei Kindern und Babys haben in der Öffentlichkeit kaum eine Lobby – brauchen diese aber so dringend, damit weiter geforscht werden kann. Anja Gehlken klärt auf, ist ein Mutmacher, ein Impulsgeber“, lobt die Moderatorin. © imago/Future Image | gbrci
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Angebote für betroffene Männer

Und was ist mit erkrankten Männern? Natürlich sind auch die immer willkommen. Doch Schminken ist für sie natürlich eher nicht relevant. Deshalb versucht der Verein auch spezielle Angebote für betroffene Männer zu organisieren. Doch noch stößt das nicht auf große Resonanz. „Ich habe manchmal das Gefühl, dass Männer einen anderen Umgang mit ihrer Erkrankung haben“, sagt Stäcker.

Aber unabhängig vom Geschlecht hat Barbara Stäcker eine Botschaft, die sie mit ihrer Arbeit aussenden möchte: „Es geht bei allem, was wir tun, immer ums Mut machen. Und gerade der Blick in den Spiegel ist nach einer Chemotherapie nicht gerade mutmachend. Wieder zu erkennen, dass man schön ist, – auch mit Glatze – das bewirkt unglaublich viel.“

Große Freude über Auszeichnung

Die Auszeichnung der Goldenen Bild der Frau bedeutet Barbara Stäcker viel. „Ich habe immer schon gesagt, ich finde es wunderbar, dass Frauen, die engagiert sind, geehrt werden.“ Allerdings sieht sie sich selbst eher als Stellvertreterin – vor allem von ihrer Tochter Nana. „Denn es ist ihre Idee“. Aber genauso für ein „ganz großes Herzensteam“, das sich für das Projekt engagiert.

Kraft tankt Barbara Stäcker vor allem durch das Feedback von Betroffenen. Oft erhält sie noch Wochen oder Monate nach den Schmink-Workshops E-Mails von Teilnehmerinnen, die ihr für das neugewonnene Selbstbewusstsein, den Mut und die Kraft anken. „Wenn man erlebt, dass diese vier, fünf Stunden einen Menschen wirklich verändern, dass die Teilnehmer abends mit strahlenden Augen, mit gestrafften Schultern und mit Mut nach Hause gehen – das ist ergreifend. Das wollen wir nie aufgeben.“

Das sind die anderen Preisträgerinnen:

Ninon Demuth macht mit ihrem Verein Fremde zu Freunden

Anja Gehlken macht das Leben von Schlaganfall-Kindern bunter

Julia Cissewski will Orang-Utans vor dem sicheren Tod bewahren

Bettina Landgrafe befreit Kinder in Afrika aus der Sklaverei