Sydney. Als Mediziner die Lymphknoten einer Patientin sehen, denken sie sofort an Lymphdrüsenkrebs. Nach einer Untersuchung sind sie erstaunt.

Als eine 30-jährige Australierin mit einem dicken Knoten am Arm zum Arzt geht, machen die Mediziner ihr wenig Hoffnung. Sie haben den großen Verdacht, dass es sich um Lymphdrüsenkrebs handelt. Auch an anderen Stellen, in ihrer Brust und an ihrer Lunge, hatte die Frau vergrößerte Lymphknoten, wie das Fachmagazin „Annals of Internal Medicine“ zunächst berichtete.

Weil die Patientin weiter keine anderen Symptome wie die einer Infektion oder Erkältung zeigte, schien sich der Anfangsverdacht der Mediziner zu bestätigen. Denn sind Lymphknoten ohne erkennbare Ursache dauerhaft geschwollen, deutet dies meist auf eine ernsthaftere Erkrankung hin. „Zu 99 Prozent ist es ein Lymphom“, sagt Christian Bryant, einer der behandelnden Ärzte zu CNN.

Tattoo löste Immunreaktion aus

Als die Mediziner der Frau den Knoten entfernt hatten, waren sie überrascht: Statt Krebszellen war der Knoten voller Tattoo-Farbe. Die Frau hatte seit 15 Jahren zwei Tattoos, eines, das ihren ganzen Rücken bedeckte, und ein kleineres an der Schulter. Die Ärzte gehen laut CNN davon aus, dass die Immunzellen der Haut auf die Farbe reagierten.

Gestochen scharf: Tattoo-Messe London

Bunt und großflächig: Ein tätowierter Mann besuchte die „International Tattoo Convention“ in London (Großbritannien). Wir zeigen die Highlights der Messe.
Bunt und großflächig: Ein tätowierter Mann besuchte die „International Tattoo Convention“ in London (Großbritannien). Wir zeigen die Highlights der Messe. © dpa | Lauren Hurley
Mehr als 400 Tattookünstler zeigten ihr Können und ihre Arbeiten.
Mehr als 400 Tattookünstler zeigten ihr Können und ihre Arbeiten. © REUTERS | PETER NICHOLLS
Die internationale Tattoo-Messe fand vom 22. bis 24. September statt.
Die internationale Tattoo-Messe fand vom 22. bis 24. September statt. © REUTERS | PETER NICHOLLS
Mit geschlossenen Augen lassen sich die Schmerzen wohl besser aushalten.
Mit geschlossenen Augen lassen sich die Schmerzen wohl besser aushalten. © REUTERS | PETER NICHOLLS
Dieser Mann ließ sich mit traditionellen Methoden ein Tattoo stechen.
Dieser Mann ließ sich mit traditionellen Methoden ein Tattoo stechen. © REUTERS | PETER NICHOLLS
Aber auch mit der herkömmlichen Nadel wurde Farbe unter die Haut gebracht.
Aber auch mit der herkömmlichen Nadel wurde Farbe unter die Haut gebracht. © REUTERS | PETER NICHOLLS
Farbe statt Haare – auf dem Kopf.
Farbe statt Haare – auf dem Kopf. © REUTERS | PETER NICHOLLS
Hier wird noch das geplante Tattoo auf Gesicht und Kopf vorgezeichnet.
Hier wird noch das geplante Tattoo auf Gesicht und Kopf vorgezeichnet. © REUTERS | PETER NICHOLLS
Großflächige Körperkunst auf der „Tattoo-Convention“ in London.
Großflächige Körperkunst auf der „Tattoo-Convention“ in London. © REUTERS | PETER NICHOLLS
Die Besucher der Messe wurden aufgefordert, Rücksicht auf die Nachbarschaft zu nehmen.
Die Besucher der Messe wurden aufgefordert, Rücksicht auf die Nachbarschaft zu nehmen. © REUTERS | PETER NICHOLLS
Nicht jeder hielt sich daran und zeigte sich außerhalb der Messehallen freizügig.
Nicht jeder hielt sich daran und zeigte sich außerhalb der Messehallen freizügig. © REUTERS | PETER NICHOLLS
Dieser Liebhaber der gestochenen Körperkunst hat sich unter anderem das ABC auf den Oberkörper tätowieren lassen.
Dieser Liebhaber der gestochenen Körperkunst hat sich unter anderem das ABC auf den Oberkörper tätowieren lassen. © REUTERS | PETER NICHOLLS
Grusel-Faktor auf der Tattoo-Messe in London.
Grusel-Faktor auf der Tattoo-Messe in London. © dpa | Kirsty Wigglesworth
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„Die Haut hat ihre eigenen Immunzellen, die die Haut ständig überwachen“, sagte Bill Stebbins, ein weiterer Arzt zum Sender. Eine der Zellen habe die Farbpigmentierung zerstören wollen, in dem sie sie über Jahre vom Tattoo zum Lymphknoten transportiert habe. „Die Farbpigmente sind zu groß für die Zelle, um sie essen und zu verdauen.“

Tätowierungen machen selten Probleme

Warum die Immunreaktion so spät ausfiel, bleibt auch für die Mediziner ein Rätsel. Der Patientin zufolge hatte sie bis auf einen gelegentlichen Juckreiz nichts gespürt. Zwar seien dem behandelnden Arzt Bryant Fälle bekannt, in denen Lymphknoten die Farbpigmentierung hatten und auch durch die Tätowierung geschwollen waren. Aber so ausgeprägt, dass sie das Krankheitsbild eines Lymphoms erfüllen, seien sie nicht gewesen.

Laut dem Mediziner ist unklar, einzuschätzen, wie oft ein derartig durch ein Tattoo geschwollener Lymphknoten vorkommt. „Die meisten Menschen, die tätowiert sind, haben absolut keine Probleme“, sagte er zu CNN. (bekö)