Bochum. Der kleine Jaden und der 22-jährige Christopher werden brutal ermordet. Der mutmaßliche Täter Marcel H. steht nun vor Gericht.

Nach den grausamen Morden an einem neun Jahre alten Jungen und einem 22-Jährigen in Herne hat an diesem Freitag vor dem Bochumer Landgericht der Prozess gegen den mutmaßlichen Doppelmörder begonnen. Der 19-jährige Marcel H. soll im März erst das Nachbarskind Jaden und einen Tag später seinen ehemaligen Schulfreund Christopher mit jeweils über 50 Messerstichen getötet haben.

Die Bilder der Opfer waren sogar im Internet aufgetaucht, tagelang war fieberhaft nach dem Mörder gesucht worden.

Zum Prozessauftakt hat Marcel H. über seinen Verteidiger ein Geständnis abgelegt. „Der Angeklagte betont, dass er den Anklagevorwürfen nicht entgegentritt“, sagte sein Anwalt Michael Emde. Zu Einzelheiten wolle der 19-Jährige aber keine Angaben machen – auch nicht zu seinem Lebenslauf.

Zunächst keine Aussage von Marcel H.

Die ersten Zuschauer waren bereits um kurz vor sechs Uhr vor dem Bochumer Landgericht, um sich einen der Sitzplätze zu sichern. Für den Prozess gelten besondere Sicherheitsvorkehrungen, um mögliche Racheaktionen zu verhindern. Jeder Zuschauer wird zweimal kontrolliert.

Laut Emde ist am ersten Prozesstag keine Aussage von Marcel H. zu erwarten. Ob er später spricht, ist unklar: „Das ist ja ein dynamischer Prozess“, sagt Emde. Die Familie des getöteten Jaden ist anwesend, sie tritt als Nebenkläger auf, ebenso wie die Familie des zweiten Getöteten.

Mord aus Frust?

Ein Motiv für die Taten war laut Staatsanwaltschaft Mordlust. Marcel H. habe einen Menschen sterben sehen wollen, heißt es in der Anklage. Die Ermittler gehen davon aus, dass er Jaden am Abend des 6. März unter einem Vorwand aus der Wohnung lockte und dann in einem Keller brutal tötete.

Der 19-Jährige soll frustriert gewesen sein, weil die Bundeswehr seine Bewerbung abgelehnt hatte. Einen Tag später habe er dann Christopher, bei dem er sich versteckt haben soll, ermordet.

Marcel H. hatte schon früher Geständnis abgelegt

Zu dieser Zeit lief die Fahndung bereits auf Hochtouren. In Herne ging die Angst um. Erst als Marcel H. am 9. März in einem Imbiss auftauchte, um sich zu stellen, machte sich Erleichterung breit.

Nach der Festnahme hatte der 19-Jährige bei der Polizei ein Geständnis abgelegt, ohne Zeichen von Reue oder Empathie zu zeigen. „Er findet keinen Zugang zu seinen Gefühlen“, sagte Verteidiger Emde. „Ich glaube, dass er sich die Taten selbst nicht erklären kann.“

Bewaffnete Polizisten werden im Gerichtssaal aufpassen

Der Medienandrang und die Sicherheitsvorkehrungen für den Prozess in Bochum sind fast so groß wie bei einem Mafia-Prozess. „Es gab mehr Wünsche als Plätze“,sagt Richter Volker Talarowski, Sprecher des Landgerichts der „WAZ“. Das betrifft Medienvertreter wie Privatpersonen. Insgesamt sind im Publikumsbereich nur 100 Stühle vorhanden.

Der Fall ist so emotional aufgeladen, dass Richter Stefan Culemann, Vorsitzender der 8. Jugendstrafkammer, eine „sitzungspolizeiliche Verfügung“ erlassen. Das dient der Wahrung der Saalordnung und dem Schutz des Angeklagten. Sogar bewaffnete Polizeibeamte werden im Saal auf den Mann aufpassen.

Urteil wird für Oktober erwartet

Bei einer Verurteilung nach dem Jugendstrafrecht drohen Marcel H. bis zu 15 Jahre Jugendhaft. Sollte er als Erwachsener verurteilt werden, könnte auch eine lebenslange Freiheitsstrafe verhängt werden – möglicherweise sogar mit anschließender Sicherungsverwahrung. Mit einem Urteil wird im Oktober gerechnet. (dpa/waz)