Wie es zur Verwirrung um den Todesfahrer von Berlin kam
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Berlin. Wende bei der Fahndung nach dem Anschlag: Der zunächst festgenommene Pakistani ist nicht der gesuchte Mann. Er wurde freigelassen.
Der Mann, der nach dem Anschlag vom Berliner Breitscheidplatz gefasst wurde, bestritt gegenüber der Polizei die Tat – am Dienstagabend haben die Fahnder den Mann dann freigelassen. Es besteht kein dringender Tatverdacht mehr.
Der 23-Jährige wurde am Abend auf Anordnung der Bundesanwaltschaft auf freien Fuß gesetzt. „Die bisherigen Ermittlungsergebnisse ergaben keinen dringenden Tatverdacht gegen den Beschuldigten“, heißt es in einer Mittelung des Generalbundesanwalts. „Dieser machte in einer polizeilichen Vernehmung umfangreiche Angaben, bestritt jedoch eine Tatbeteiligung.“
Eine „lückenlose Verfolgung des Lkw-Fahrers“ nach dem durchgeführten Anschlag sei durch Augenzeugen nicht erfolgt, heißt es. Und: „Die durchgeführten kriminaltechnischen Untersuchungen konnten eine Anwesenheit des Beschuldigten während des Tatgeschehens im Führerhaus des Lkw bislang nicht belegen.“
Trauer um Opfer des Anschlags von Berlin
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Polizei: „Wir haben den falschen Mann“
„Wir müssen und auch mit dem Gedanken vertraut machen, dass der als Hauptverdächtiger vorläufig Festgenommene eventuell nicht der Täter ist“, hatte Generalbundesanwalt Peter Frank zuvor bereits erklärt. Unklar sei auch, ob die Tat auf das Konto eines Einzeltäters oder einer Tätergruppe gehe. BKA-Präsident Münch erklärt zu dem bislang fehlenden Bekennerschreiben: „Wenn Sie Einzeltäter haben, ist es nicht ungewöhnlich, dass es keine Bekennung gibt.“
Die Zeitung „Welt“ hatte zuvor berichtet, die Polizei habe wachsende Zweifel, dass der Mann wirklich der Todesfahrer war. „Wir haben den falschen Mann“, zitierte die Zeitung einen hohen Polizeibeamten. Der wahre Täter sei noch unterwegs, womöglich bewaffnet und es sei nicht auszuschließen, dass er weitere Taten plane.
Am Dienstagnachmittag hatte Innenminister Thomas de Maizière persönlich Einzelheiten zu dem Festgenommenen mitgeteilt. Der Pakistani war in der Nähe der Berliner Siegessäule gefasst worden. Der 23-Jährige stritt allerdings ab, die Tat begangen zu haben.
Polizei durchsuchte Flüchtlingsunterkunft
Der Mann war laut de Maizière am 31. Dezember 2015 in einer Gruppe von etwa 15 Flüchtlingen nach Deutschland eingereist. Er habe in einer Flüchtlingsunterkunft auf dem früheren Berliner Flughafen Tempelhof gelebt. Die Unterkunft wurde am Dienstag von einem Spezialeinsatzkommando der Polizei durchsucht – offenbar ohne Ergebnis.
Zwölf Menschen starben bei Vorfall auf Weihnachtmarkt
In Berlin waren am Montagabend zwölf Menschen getötet und mindestens 48 teils schwer verletzt worden, als ein Lkw in den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche im Berliner Stadtteil Charlottenburg raste. Die Polizei geht davon aus, dass der Lastwagen vorsätzlich in die Menschenmenge gesteuert wurde. Sie sprach von einem „vermutlich terroristischen Anschlag“.
Unterdessen hat die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) einem Bericht ihrer Propagandaagentur Amak zufolge den Anschlag für sich reklamiert. (dpa/rtr)