Berlin. Die öffentlich-rechtlichen TV-Sender verschliefen fast die Ereignisse von Berlin. Andere waren da wesentlich schneller.

Das Erste und das ZDF setzten am Abend der furchtbaren Ereignisse von Berlin auf demonstrative Besonnenheit. Ein Informations-Chaos, wie es den Medien nach dem Amoklauf von München am 22. Juli vorgeworfen worden war, als auch wegen Falschmeldungen stundenlang Panik in der Stadt herrschte, sollte offenbar unbedingt vermieden werden. Ruhe war erste Moderatorenpflicht.

ARD: Als am Montagabend gegen 20 Uhr in Berlin ein schwarzer Laster in den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz rast, läuft in der ARD das Quiz „Wer weiß denn sowas XXL“ mit Kai Pflaume. Die ARD reagiert zuerst mit Infos per eingeblendetem Laufband, bevor sie endlich gegen 21.15 Uhr „Tagesthemen“-Moderator Ingo Zamperoni ins Rennen schickt. Da hätte man sich eine schnellere Reaktion gewünscht.

Zamperoni, immer noch neu bei den „Tagesthemen“, muss nun beweisen, dass er mehr kann als über einen passenden Schlusssatz twittern. Und Zamperoni macht seine Sache sehr gut. Ruhig im Ton, ohne Alarmismus führt er durch die Sondersendung. Immer wieder betont er, es sei nicht klar, ob es sich um einen Anschlag oder einen Unfall handelt. Da wird kein Pseudo-Wissen vorgetäuscht, das es nicht gibt.

ZDF: Noch später als das Erste reagiert das ZDF. Bis zum regulären Start des „heute journal“ um 21.45 lässt das Zweite seine Zuschauer mit dem „Gotthardt“-Zweiteiler allein. Erst dann gibt es Bilder und Infos aus Berlin. Kein Ruhmesblatt für die Aktuelles-Redaktion des ZDF.

Ab dann läuft es ähnlich wie im Ersten: Schaltungen zum Breitscheidplatz, Interviews, Augenzeugen, Experten. Marietta Slomka, die erfahrene Nachrichten-Moderatorin des ZDF, leitet die Sondersendung ähnlich souverän wie Kollege Zamperoni.

CNN: Wer gut und schnell informiert werden will an diesem dramatischen Abend, muss sich aber einen anderen Sender suchen. Dass es auch schneller geht, beweist der amerikanische Nachrichtensender CNN. Schon Minuten nach der Todesfahrt ist CNN auf Sendung, präsentiert erste Infos und Augenzeugenberichte. Deutsche Journalisten aus Berlin werden zugeschaltet. Als der Berlin-Korrespondent des Senders live vom Breitscheidplatz berichtet, sehen die Zuschauer bei ARD und ZDF immer noch Kai Pflaume und „Gotthardt“.