Rom. Italien gedenkt der Opfer des verheerenden Erdbebens mit einem Staatsbegräbnis. Die Zahl der Bebentoten ist noch einmal gestiegen.

Drei Tage nach dem schweren Erdbeben hat Italien mit einem Staatsbegräbnis Abschied von den Opfern genommen. An der zentralen Trauerfeier am Samstag in der Stadt Ascoli Piceno nahmen auch Staatspräsident Sergio Mattarella und Regierungschef Matteo Renzi teil. Vor ihnen standen aufgereiht 35 mit Blumen geschmückte Särge, daneben weinende Angehörige.

In ganz Italien wurden zum Tag der nationalen Trauer die Flaggen auf halbmast gesetzt. Der TV-Sender Rai verzichtete auf allen seinen Kanälen aus Respekt vor den Opfern auf Werbung. Über eine Solidaritäts-SMS wurden bereits mehr als 6,1 Millionen Euro gesammelt.

„Habt keine Angst, euer Leid hinauszurufen, aber verliert auch nicht euren Mut“, sagte Bischof Giovanni D’Ercole beim Staatsakt in einer großen Sporthalle. „Zusammen werden wir unsere Häuser und Kirchen wieder aufbauen.“

Italiens Trauerfeier für die Erdbebenopfer

In der kleinen Stadt Ascoli Piceno in Italien gedachten die Menschen den Opfern des Erdbebens in einem Staatsbegräbnis. An der Gedenkveranstaltung für die 290 Opfer nahm auch Premierminister Matteo Renzi (Mitte) teil.
In der kleinen Stadt Ascoli Piceno in Italien gedachten die Menschen den Opfern des Erdbebens in einem Staatsbegräbnis. An der Gedenkveranstaltung für die 290 Opfer nahm auch Premierminister Matteo Renzi (Mitte) teil. © dpa | Cristiano Chiodi
Viele Angehörige saßen vor den Särgen ihrer toten Verwandten und Freunde.
Viele Angehörige saßen vor den Särgen ihrer toten Verwandten und Freunde. © dpa | Cristiano Chiodi
Deutlich war den Trauergästen ihre tiefe Bestürzung anzusehen.
Deutlich war den Trauergästen ihre tiefe Bestürzung anzusehen. © dpa | Massimo Percossi
Auch Ministerpräsident Matteo Renzi zeigte sich betroffen.
Auch Ministerpräsident Matteo Renzi zeigte sich betroffen. © dpa | Massimo Percossi
An der Trauerfeier nahm unter anderem auch Staatspräsident Sergio Mattarella (links) teil.
An der Trauerfeier nahm unter anderem auch Staatspräsident Sergio Mattarella (links) teil. © dpa | Massimo Percossi
So gut es ging, spendeten die Menschen einander Trost bei der Trauerfeier.
So gut es ging, spendeten die Menschen einander Trost bei der Trauerfeier. © dpa | Massimo Percossi
Die heftigen Gefühle waren vielen Personen beim Staatsbegräbnis deutlich anzusehen.
Die heftigen Gefühle waren vielen Personen beim Staatsbegräbnis deutlich anzusehen. © dpa | Cristiano Chiodi
Ministerpräsident Matteo Renzi nutzte die Veranstaltung in Ascoli Piceno, um persönlich mit den Angehörigen der Opfer zu sprechen.
Ministerpräsident Matteo Renzi nutzte die Veranstaltung in Ascoli Piceno, um persönlich mit den Angehörigen der Opfer zu sprechen. © dpa | Cristiano Chiodi
Eine junges Mädchen saß zwischen mehreren Särgen. Viele der Trauergäste Menschen verloren durch das Erdbeben am 24. August 2016 Freunde und Familienangehörige.
Eine junges Mädchen saß zwischen mehreren Särgen. Viele der Trauergäste Menschen verloren durch das Erdbeben am 24. August 2016 Freunde und Familienangehörige. © dpa | Massimo Percossi
Ein Bild aus dem fast vollkommen zerstörten Dorf Amatrice in Italien. Das Erdbeben hat aus dem kleinen Ort, das als eines der schönsten Bergdörfer Italiens galt, ein Trümmerfeld gemacht.
Ein Bild aus dem fast vollkommen zerstörten Dorf Amatrice in Italien. Das Erdbeben hat aus dem kleinen Ort, das als eines der schönsten Bergdörfer Italiens galt, ein Trümmerfeld gemacht. © dpa | Roberto Salomone
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1300 Nachbeben erschütterten Zentralitalien

„Unsere Türme mit den Glocken, die uns den Rhythmus der Tage und der Jahreszeiten vorgegeben haben, sind eingestürzt. Sie läuten nicht mehr“, betonte der Bischof in seiner Predigt. „Aber da gibt es etwas, das uns sagt, dass unsere Glocken wieder erschallen werden.“

Nach den verheerenden Erdstößen in der Nacht zum Mittwoch und mehr als 1300 Nachbeben in Zentralitalien stieg die Zahl der Todesopfer nach neuesten Informationen auf 290. Insgesamt 388 Menschen wurden in Krankenhäusern behandelt. Etwa 2500 verloren ihr Hab und Gut. Viele wurden in Zeltstädten untergebracht.

Die Menschen trauern bei dem Staatsbegräbnis in Ascoli Piceno an den Särgen ihrer Angehörigen.
Die Menschen trauern bei dem Staatsbegräbnis in Ascoli Piceno an den Särgen ihrer Angehörigen. © dpa | Cristiano Chiodi

Am stärksten betroffen war der Ort Amatrice in der Region Latium, wo mindestens 230 Menschen in den Tod gerissen wurden. Dort soll am kommenden Dienstag eine weitere Trauerfeier mit Regierungschef Renzi stattfinden.

Die Politiker spenden Trost

Staatschef Mattarella umarmte die Trauernden, auch Renzi zeigte sich tief bewegt und sprach mit den Angehörigen. Die Präsidentin der italienischen Abgeordnetenkammer, Laura Boldrini, spendete weinenden Menschen Trost. Die Zeremonie, zu der auch internationale Medienbeobachter anreisten, wurde von einem Großaufgebot an Sicherheitskräften bewacht.

Staatsanwaltschaft ermittelt zu Baufehlern

Vor dem Staatsakt hatte Präsident Mattarella sowohl Amatrice als auch das nahe Accumoli besucht. „Danke für das, was ihr macht“, sagte er zu Bergungskräften dort. „Das ist unsere Pflicht“, antworteten die Helfer. Die Katastrophe hatte die historischen Ortskerne der Bergdörfer völlig verwüstet. Einst gehörten sie zu den schönsten Dörfern Italiens. (dpa)