Nach Androhung strafrechtlicher Konsequenzen hat Domnica Cemortan ihre Beziehung zu Francesco Schettino vor Gericht zugegeben. Zum Zeitpunkt des Unglücks sei sie auf der Brücke des Kreuzfahrtschiffs gewesen.

Grosseto. Die Moldawierin Domnica Cemortan, 26, hat im Prozess um die Havarie der „Costa Concordia“ zugegeben, ein Verhältnis mit dem Kapitän gehabt zu haben. „Ja, ich hatte eine Beziehung mit Francesco Schettino. Aber nach der Havarie haben wir uns nicht mehr gesehen“, sagte die Tänzerin nach mehrmaligen Nachfragen in Grosseto, wo der Prozess gegen den Kapitän fortgesetzt wurde. Die junge Frau sagte im Zeugenstand, sie sei zur Zeit des Dramas bei Schettino gewesen.

Cemortan wich Fragen des Gerichts zu ihrem Verhältnis zu Schettino zunächst aus. Schließlich räumte sie die Liebesbeziehung ein, nachdem ihr strafrechtliche Konsequenzen angedroht worden waren.

Sie sei unentgeltlich an Bord des Luxusliners mitgefahren, sagte Cemortan. „Wenn du die Geliebte von jemandem bist, fragen sie nicht nach der Fahrkarte.“ Die Tänzerin hatte nach eigenen Angaben 2011 drei Wochen lang auf der „Costa Concordia“ gearbeitet.

Das Kreuzfahrtschiff war am 13. Januar 2012 vor der Insel Giglio mit 4229 Menschen an Bord gegen einen Felsen gefahren und havariert. 32 Menschen starben, unter ihnen zwölf Deutsche. Schettino muss sich dafür vor Gericht verantworten.

„Ich habe nichts gesehen, weil es dunkel war“

Die Blondine war am Unglücksabend mit dem Kapitän beim Abendessen. „Sie haben mich auf die Brücke eingeladen, um die Insel anzuschauen.“ Dorthin habe sie ein Mitarbeiter begleitet. „Der Kapitän ging vor uns, dann sind wir am Eingang stehen geblieben, bei der Tür. Alles schien normal, ich habe nichts gesehen, weil es dunkel war. Ab einem gewissen Punkt war Stille, und dann hat er angefangen, in Fachbegriffen Kommandos zu geben.“

Einer der Offiziere habe die Anweisungen nicht verstanden. „Dann hat er den Befehl wiederholt.“ Anschließend sei es zur Katastrophe gekommen. „Ich habe den Aufprall nicht gespürt, aber dann gingen die Warnlichter an“, sagte Cemortan.

Zuvor hatte der Restaurantchef ausgesagt, er habe Schettino darum gebeten, nah an die Insel heranzufahren. Diesem Wunsch habe der Kapitän am 6. und 13. Januar entsprochen. Schettino hatte den indonesischen Steuermann des Kreuzfahrtschiffs für das Unglück verantwortlich gemacht.

Schettino, den italienische Medien „Kapitän Feigling“ getauft haben, muss sich seit Juli wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung, Verursachung von Umweltschäden und Verlassen eines Schiffes in Seenot vor Gericht verantworten. Ihm drohen 20 Jahre Haft.