32 Menschen starben bei der „Costa“-Havarie. Fast eineinhalb Jahre nach dem Unglück beginnt der Prozess gegen Kapitän Francesco Schettino. Ein rechtskräftiges Urteil könnte noch dauern.

Rom. Gerechtigkeit – das wünschen sich viele Opfer der „Costa Concordia“-Katastrophe. Doch die juristische Aufarbeitung zieht sich. Bis es ein rechtskräftiges Urteil gibt, könnten noch Jahre vergehen. Trotzdem wird der Prozessbeginn gegen Unglückskapitän Francesco Schettino vor einem Gericht in Grosseto in der Toskana mit Spannung erwartet.

Was wird Schettino vorgeworfen? Ist er der einzige Angeklagte?

Schettino muss sich wegen einer ganzen Reihe mutmaßlicher Straftaten verantworten. Ihm werden fahrlässige Tötung und Körperverletzung, Havarie, unterlassene Kommunikation mit den Behörden und das Verlassen des Schiffes während dessen Evakuierung vorgeworfen. Voraussichtlich wird Schettino der einzige Angeklagte in dem Prozess sein. Fünf weitere Beschuldigte hatten in den Voranhörungen Deals mit der Staatsanwaltschaft ausgehandelt, die eine direkte Verurteilung ohne Beweisaufnahme vorsehen. Das Gericht muss aber noch entscheiden, ob es dieses Vorgehen zulässt oder den Beschuldigten in einem normalen Verfahren der Prozess gemacht wird.

Wie lange dauert der Prozess gegen Schettino, wann ist mit einem Urteil zu rechnen?

Das Gericht hat zunächst fünf Verhandlungstage für den Juli angesetzt – wann es danach weitergeht, ist noch offen. Wegen eines Anwaltsstreiks in Italien könnte sich der Prozessbeginn verzögern und auf den 17. Juli verschoben werden. Weitere Termine könnten dann nach der Sommerpause im Herbst folgen und das Verfahren sich über mehrere Monate hinziehen, bevor die entscheidende Phase ansteht. Nach einem möglichen erstinstanzlichen Urteil ist auch eine Berufung möglich, weshalb bis zu einem rechtskräftigen Urteil Jahre vergehen könnten.

Wer nimmt noch an dem Verfahren teil?

Die Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere mit Sitz in Genua tritt als Nebenkläger auf. Sie fordert Schadenersatz für den Verlust ihres Schiffes, wollte sich aber vorab nicht zu ihren Erwartungen äußern. Auch die Gemeinde Giglio ist als Nebenkläger zugelassen. „Wir erwarten vor allem, dass die Wahrheit gefunden wird und dass der schlimme Schaden anerkannt wird, den die Insel Giglio erlitten hat“, sagte Sprecher Cristiano Pellegrini. Die Kommune fordere daher mindestens 80 Millionen Euro Schadenersatz.

Haben die Opfer schon Schadenersatzzahlungen bekommen?

Die meisten deutschen Betroffenen haben bereits Entschädigungen von etwa 11.000 Euro angenommen. Mehr als 100 Opfer streiten noch in den USA um höhere Summen. Sie wollen Entschädigungen von jeweils mindestens 100.000 Dollar (etwa 77.000 Euro) bekommen. Auch in dem Prozess in Grosseto wollen einige Überlebende und Opferangehörige als Nebenkläger auftreten.