Etwa zwei Stunden nach Beginn des Inzest-Prozesses am Landesgericht Sankt Pölten mussten die Medienvertreter den Verhandlungsraum verlassen. Zu groß ist die Sorge, dass zu viele Details über die Opfer preisgegeben werden könnten. Bilder zum Fall Fritzl. Bilder zum Prozess.

Sankt Pölten. Die Tochter von Josef Fritzl war bereits wenige Tage vor Beginn des Prozesses gegen den Inzest-Täter, ihren Vater, zurück in die Klinik geflüchtet. Aus Angst vor Paparrazi und dem allgemeinen Medienrummel hat sie mit ihren Kindern erneut bei den Menschen Schutz gesucht, die sie bereits die letzten Monate auf ihre Rückkehr in die Freiheit vorbereitet hatten.

Das Gericht entschied, dass auf die Rücksicht in jeder Hinsicht Rücksicht genommen werden müsse. Deswegen mussten die Reporter gut zwei Stunden nach Prozessbeginn den Gerichtssaal verlassen. Die Details über die Familie sind derzeit noch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Die Aussage der wichtigsten Zeugin, der Tochter, wird den Geschworenen per Video vorgespielt.

Dennoch ist das, was bereits in diesen zwei Stunden gesagt wurde, Grund genug, um vor Entsetzen die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen. Der 73-jährige Österreicher hatte seine Tochter rund 24 Jahre lang in ein fensterloses Verlies gesperrt und mit ihr sieben Kinder gezeugt. Bislang legte er bereits ein Teilgeständnis ab. Er bekannte sich des Inzestes, der Nötigung und der Freiheitsberaubung für schuldig, verneinte jedoch, ein Mörder oder Sklavenhändler zu sein. Zudem gab er an, dass er sich nur teilweise der Vergewaltigung schuldig gemacht hätte.

Eines der mit dem Vater gezeugten Kinder war kurz nach der Geburt in dem Kellergefängnis gestorben. Fritzl ist nun des Mordes an dem Neugeborenen angeklagt, weil er ihm Hilfe versagt haben soll, obwohl das Baby lebensbedrohlich erkrankt gewesen sei. Drei der Kinder mussten mit Elisabeth von Geburt an ohne Frischluft und Tageslicht im Keller ausharren.