Bei der Durchsuchung der Wohnung haben die Ermittler im Keller weitere Waffen und Munition gefunden. Dabei handelt es sich um zwei Schrotflinten.

Karlsruhe. Der Geiselnehmer von Karlsruhe hat seine Lebensgefährtin aller Wahrscheinlichkeit nach am Tattag getötet. Dies ist das Ergebnis der am Freitag durchgeführten Obduktion, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten. Der Tod der 55-Jährigen stehe damit in einem „engen zeitlichen Zusammenhang“ mit der Zwangsräumung der Wohnung, in der sich das Geiseldrama abgespielt hatte. Bislang hatte die Polizei nicht ausgeschlossen, dass die Frau bereits am Dienstagabend gestorben war. Zeugen hatten angegeben, zu diesem Zeitpunkt schussähnliche Geräusche gehört zu haben.

Die zwangsversteigerte Wohnung der Frau in der Karlsruher Nordstadt sollte am Mittwoch geräumt werden. Der Gerichtsvollzieher klingelte um 8.00 Uhr. Er sowie der neue Eigentümer, ein Schlüsseldienst-Mitarbeiter und ein Sozialarbeiter wurden von dem 53-jährigen Lebensgefährten der ehemaligen Wohnungsbesitzerin als Geiseln genommen. Drei Männer erschoss er, den vierten ließ er laufen. Danach nahm sich der aus Frankreich stammende Mann das Leben. Die Frau war ebenfalls tot in der Wohnung gefunden worden. Sie starb durch einen aufgesetzten Brustschuss.

Bei der Durchsuchung der Wohnung im Kanalweg haben die Ermittler im Keller weitere Waffen und Munition gefunden. Dabei handelt es sich um zwei Schrotflinten, von denen eine zerlegt war. Wie sich im Zuge der Ermittlungen herausstellte, war der Täter in seinem französischen Heimatort als Sportschütze aktiv. Als Jäger ist er den französischen Behörden nicht bekannt.

Nach Angaben des Zentrums für deutsch-französische Polizei- und Zollzusammenarbeit in Kehl hatte der Mann seit Jahren die Berechtigungen für insgesamt sechs Waffen. Die Gewehre und Pistolen in der Wohnung hatte er sich bis auf eine aber illegal besorgt.

Nach Angaben der Polizei war der 53-Jährige vor mehr als zehn Jahren mit der Wohnungseigentümerin zusammengezogen und hat mit ihr überaus zurückgezogen gelebt. Seinen Wohnsitz im Elsass soll er bereits damals aufgegeben haben, bei den Behörden in Karlsruhe meldete der arbeitslose Mann sich aber nicht an.

Finanzielle Gründe dürften als Tatmotiv ausscheiden, wie die Strafverfolgungsbehörden mitteilten. Von dem Erlös der zwangsversteigerten Wohnung seien noch mehrere Zehntausend Euro übrig geblieben. Die beim Amtsgericht Karlsruhe hinterlegte Summe sei allerdings nicht abgerufen worden. Zur weiteren Klärung der Ereignisse und deren Hintergründe hat die Polizei eine 15-köpfige Ermittlungsgruppe „Kanalweg“ eingerichtet.

Die Stadt Karlsruhe hat am Freitag ein Kondolenzbuch für die Opfer ausgelegt. Das Echo und die Anteilnahme in der Bevölkerung seien sehr groß, sagte eine Stadtsprecherin. Bis zum frühen Nachmittag hätten sich rund 100 Menschen in das Buch eingetragen. Seit Donnerstag gedenkt die Stadt zudem mit einer Trauerbeflaggung der Opfer des Geiseldramas. Die zentrale Gedenkveranstaltung wird am kommenden Mittwoch (9.00 Uhr) in der Stadtkirche Karlsruhe abgehalten.

Laut „Bild“-Zeitung hat die Witwe eines der Opfer einen Tag nach der Tat ein Kind geboren. Die Frau des 33-jährigen Schlossers sei nach der Todesnachricht zusammengebrochen. Ärzte hätten das Baby dann am Donnerstagmorgen per Kaiserschnitt zur Welt gebracht.