Nach dem Erdbeben im Osten der Türkei sind mindestens 37 Menschen ums Leben gekommen. Kritik an Ministerpräsident Erdogan wird laut.

Ankara. Die Zahl der Erdbebentoten in der Osttürkei ist am Sonnabend auf 37 gestiegen. Rettungskräfte waren mit speziellen Hörgeräten in der Stadt Van in der gleichnamigen Provinz im Einsatz, um unter den Trümmern nach weiteren Opfern zu suchen. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan gab nach immer lauter werdender Kritik zu, seine Regierung habe es nicht geschafft, den Bebenopfern ausreichend Hilfe zukommen zu lassen. "Das ist wahr.“

Seit dem Erdbeben der Stärke 5,6 vom Mittwoch konnten die Suchtrupps bislang 30 Überlebende unter dem Schutt der zwei zertrümmerten Hotels Bayram und Aslan retten. Die Hilfskräfte wollten noch am Sonnabend ihre Bergungsarbeiten beenden, sagte ein Mitglied der Bergungsmannschaft.

+++ Van: Mindestens zehn Tote, 28 Überlebende gerettet +++

In der Öffentlichkeit nahm die Wut auf die Regierung zu. Nach dem verheerenden Erdbeben der Stärke 7,2 am 23. Oktober sollen Gäste in den zwei Hotels Bayram und Aslan empfangen worden sein, obwohl die Gebäude beschädigt waren. Innenminister Beshir Atalay wies die rund 500.000 Einwohner von Van nun an, erst in ihre Häuser zurückzukehren, wenn die Experten mit ihren Untersuchungen fertig seien.

Unter den zuletzt geborgenen Toten sind auch zwei Journalisten der türkischen Nachrichtenagentur Dogan. Sie waren wie andere Kollegen im Hotel Bayram untergebracht, um über die Folgen des Oktober-Bebens zu berichten. Bei seiner Ansprache in Ercis nordwestlich von Van versuchte Erdogan, Versäumnisse zu entschuldigen. "Es ist nicht einfach, wenn plötzlich eine gigantische Katastrophe passiert. Es ist nicht möglich, alle Probleme auf einmal zu lösen.“

Tausende Menschen haben die Stadt Van inzwischen verlassen und wohnen seitdem bei Familienangehörigen oder Freunden. Hunderte Bürger baten die Behörden um weitere Zelte. Teilweise kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei, weil sie die Einwohner nicht in das lokale Krisenzentrum lassen wollten. Minister Atalay kündigte an, bis Sonnabendnacht fünf weitere Zeltlager errichten zu lassen.

Indes könnte den Einsatzkräften das winterliche Wetter zu schaffen machen. Am Sonnabend schneite es unaufhörlich. Die Suchtrupps mussten die Bagger am Hotel Bayram zeitweise stoppen, berichtete der Fernsehsender CNN Türk. Die Einsatzkräfte konnten bislang ein Drittel der Trümmer des sechsstöckigen Gebäudes beseitigen.(dpa/abendblatt.de)