Es werde mindestest zehn Tage dauern, bis die 5,5 Milliarden Kubikmeter Wasser aus den überschwemmten Gebieten ins Meer abgeflossen sind.

Bangkok. Das Hochwasser in der thailändischen Hauptstadt Bangkok wird laut den Behörden frühstens in zehn Tagen abgeflossen sein. So lange werde es mindestens dauern, bis die 5,5 Milliarden Kubikmeter Wasser ins Meer gelaufen sind. In Bangkok standen am Dienstag noch immer einige Bezirke unter Wasser. "Das Hochwasser im Golf von Thailand ist vorüber, deshalb wird sich die Lage in Bangkok verbessern“, berichtete Wissenschaftsminister Prodprasop Suraswadi. "Uns macht das stehende Wasser jetzt mehr Sorgen als die Überschwemmungen“ - denn dadurch können sich Krankheiten ausbreiten.

Bei den schwersten Überschwemmungen seit 50 Jahren sind in Thailand mindestens 384 Menschen ums Leben gekommen. Der Schaden wird auf mindestens 500 Milliarden Baht geschätzt (11,8 Mrd. Euro). Zahlreiche Industrieparks stehen unter Wasser. Die thailändische Zentralbank rechnet mit einem Wachstumseinbruch. Nach Angaben des Handelsministeriums stiegen die Preise im Jahresvergleich im Oktober um 4,19 Prozent – vor allem, weil viele Agrarflächen beschädigt wurden, Betriebe schlossen, der Nachschub stockte und deshalb die Preise stiegen.

Streit um Vorgehen gegen hohen Pegelstände in Vorstädten Bangkoks

In Bangkok ist es zu Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Anwohnern über Maßnahmen gegen die anhaltenden Überschwemmungen gekommen. Anwohner aus Stadtteilen im Nordosten mit weiterhin hohen Wasserständen verlangten die Öffnung einer Schleuse, damit das Wasser aus ihrem Wohngebiet abfließen könne.

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Viele Anwohner sind angesichts mancherorts weiter steigender Pegel der Auffassung, ihre Stadtteile würden den Fluten preisgegeben, damit die Innenstadt Bangkoks trocken bliebe. Am Montag griffen einige zu Hämmern und Spitzhacken, um einen Deich neben der Schleuse Klong Sam Wa zu öffnen und Wasser abzulassen. Es kam zu Handgreiflichkeiten mit Sicherheitskräften.

Die thailändische Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra ordnete zuvor an, das Stauwehr solle teilweise geöffnet werden, unter der Voraussetzung, dass andere Teile der Stadt nicht darunter litten. Die Behörden warnten unterdessen, dass das Ablassen des Wassers ein Industriegebiet überschwemmen könne und einen Hauptkanal in die Bangkoker Innenstadt anschwellen lassen werde.

Während die Anstrengungen der Regierung sich in den letzten Tagen vor allem auf den Schutz des Geschäftsviertels von Bangkok zu konzentrieren schienen, wurde zunehmend kritisiert, dass andere Teile der Stadt vernachlässigt würden. Shinawatra erklärte hingegen, die Regierung sei um jeden Einzelnen besorgt, der von den Fluten betroffen sei.

"Das Wasser, das in unser Viertel strömte, kam mit einer enormen Kraft“, sagte die 29-jährige Yibporn Ratanawit, die am gegenüber der Innenstadt gelegenen Ufer des Chao Phraya lebt. Als sie vor die Tür getreten sei, um sich in Sicherheit bringen zu lassen, sei eine der Wände zum Nachbarn komplett eingebrochen. "Das Wasser strömte in ihr Haus. Es war ein Albtraum.“ (dpa/dapd)