Weite Landstriche stehen in Thailand unter Wasser. Wer von der Not profitieren will, hat schlechte Karten: Die Regierung geht gegen Wucherpreise vor.

Bangkok. Die thailändische Regierung erwägt nach den verheerendsten Überschwemmungen seit 50 Jahren ein milliardenschweres Wiederaufbauprogramm. Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra sagte am Montag, für Bangkok sei das Schlimmste wahrscheinlich überstanden. Wenn das Hochwasser weiter kontrolliert durch die Schleusen geführt und Richtung Meer geleitet werden könne, würden die Pegelstände in der Hauptstadt nicht weiter steigen.

Die Regierung wolle bis zu 900 Milliarden Baht (21 Milliarden Euro) lockermachen, berichteten die Lokalzeitungen am Montag. Yingluck wollte diese Summe nicht bestätigen. Es werde alles getan, um den Betroffenen wieder auf die Beine zu helfen und das Hochwassermanagement so zu verbessern, dass solche Katastrophen sich nicht wiederholen, versicherte sie lediglich.

Mindestens sechs Bezirke stehen noch teils einen Meter unter Wasser. Auch entlang des Flusses Chao Phraya war die Lage noch prekär. Das Rote Kreuz fürchtet den Anstieg von Krankheiten durch das teils seit zwei Wochen in den Straßen stehende faulige Wasser. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind derzeit vor allem Erkältungen und Entzündungen an den Füßen ein Problem.

Beim Handelsministerium sind nach einem Bericht der Zeitung „Nation“ zahlreiche Beschwerden wegen Wucherpreisen eingegangen. Die Regierung werde deshalb Höchstpreise verordnen, unter anderem für Trinkwasser und Gummistiefel, berichtete die Zeitung.

Thailand und andere Länder in Südostasien haben eine besonders heftige Monsunsaison erlebt. Die Überschwemmungen sind nach Expertenmeinung aber auch auf veraltete Abwassersysteme und schlechte Planung zurückzuführen. So hätten etwa Stauseen viel früher kontrolliert geleert werden müssen. Die Bedrohung wurde spät erkannt, und dann bauten die Behörden in letzter Minute Schutzwälle, um das kommerzielle Zentrum des Landes, die Hauptstadt, zu schützen.

In den überschwemmten Bezirken wuchs der Unmut. Manche Barrieren wurden eingerissen. „Wir haben für so etwas keine Zeit“, meinte Somsak Pattanasuwat, dessen Haus in der Nähe des geschlossenen und überschwemmten Inlandsflughafens Don Muang seit zwei Wochen unter Wasser steht. „Wir müssen uns um unsere eigenen Angelegenheiten kümmern.“ Er hatte nach eigenen Angaben gerade ein Boot für 16000 Baht (372 Euro) erstanden, um Lebensmittel von der hoch gelegenen Straße zu seinem überschwemmten Haus transportieren zu können.