Der Gouverneur von Bangkok lässt keinen Zweifel daran, wie ernst die Lage ist: Fliehe wer kann, ist sein Rat für die Bewohner bedrohter Bezirke.

Bangkok. Für die Fluten vor Bangkok gibt es kaum noch ein Halten. Regierungschefin Yingluck Shinawatra bezeichnete die Lage am Donnerstag als kritisch. Es müsse mehr Wasser durch die Stadtkanäle geleitet werden, um den Druck auf Schutzwälle im Norden der Stadt zu verringern. Am bereits geschlossenen Inlandsflughafen Don Muang brachen unterdessen zwei weitere Flutdämme und im Bezirk Sai Mai stiegen die Pegel in zwei Kanälen in kürzester Zeit um 20 Zentimeter.

Der Gouverneur richtete einen dringenden Fluchtappell an die Bewohner des Bezirks. Zehntausende Menschen verließen die Stadt. An den Busbahnhöfen herrschte Hochbetrieb. Auf den Ausfallstraßen lief der Verkehr zäh, aber flüssig, berichteten Autofahrer.

Das Auswärtige Amt riet von nichtdringenden Reisen nach Bangkok und Zentralthailand ab. Der Deutschen Botschaft zufolge seien die Menschen in der Innenstadt Bangkoks aber noch sicher. „Bisher gibt es keine konkrete Gefahr“, sagte Botschafter Rolf Schulze der Deutschen Presse-Agentur. Eine Evakuierung von Landsleuten sei nicht nötig. „Im Augenblick ist der Internationale Flughafen offen und die Regierung wird weiterhin alles tun, damit dies so bleibt“, so Schulze.

Die Situation für Bangkok wird allerdings immer dramatischer, da am Wochenende zwei Ereignisse zusammentreffen: Wassermassen aus Zentralthailand fließt Richtung Süden, während Hochwasser im Golf von Thailand gegen die Strömung nach Norden drängt. Das führt dazu, dass nicht so viel Wasser abfließen kann, wie in die Stadt strömt.

Der Leiter des Hydrographischen Instituts der Marine, Nirut Hongprasit, sagte für Sonnabendabend einen Hochwasserstand von 2,65 Metern für den Fluss Chao Phraya voraus. Die Flutbarrieren sind aber nur 2,50 Meter hoch. Somit würden die 13 flussnahen Bezirke mit Zehntausenden Einwohnern weitgehend überschwemmt werden.

Das Verteidigungsministerium stellte 50.000 Soldaten mit 1000 Booten und 1000 Lastwagen bereit, um bei Evakuierungen in der Millionenstadt zu helfen. 100 Schulen wurden zu Notunterkünften erklärt und sollten Platz für 10.000 Menschen bieten.

An den Busbahnhöfen in Bangkok versuchten vor allem Einheimische, Busse in die Provinzen zu erreichen. Es wurden 1000 zusätzliche Fahrzeuge eingesetzt, ein Drittel mehr als üblich, sagte der Direktor der staatlichen Transport Company, Wuthichart Kalayannamit. „Es gab Riesenandrang. Die meisten Leute hatten keine Reservierungen.“

Die Regierung erklärte angesichts der Hochwasserlage die Tage von Donnerstag bis Montag für arbeitsfrei. Etliche Firmen blieben geschlossen. Viele Einwohner haben sich für das lange Wochenende nach Pattaya zurückgezogen, die Hotels sind praktisch ausgebucht. Auf den hoch gelegenen Ausfallstraßen war der Verkehr behindert, weil etliche dort Menschen ihre Wagen auf dem Seitenstreifen geparkt haben.