Sie verlangt: Diskretion und Enthusiasmus. Sie bietet: 1400 Euro Monatslohn, Kost und karge Logis. Queen Elizabeth sucht einen Butler.

London. Haben Sie Lust, in den Dienst der Queen einzutreten? Diese Frage ist durchaus ernst gemeint. Die Chance liegt geradezu auf der Straße, denn der Buckingham-Palast, genauer gesagt: dessen "Master of the Household", hat in diesen Tagen auf der Website des Königshauses die Stelle eines "Trainee Butler" ausgeschrieben, eines Butler-Azubis sozusagen, und für die kann sich bis zum 19. September jeder - auch außerhalb der Insel - bewerben, der sich den Anforderungen gewachsen fühlt. Wobei Erfahrung im Catering-Gewerbe oder in ähnlichen Dienstleistungsbranchen hilft, passables Englisch natürlich auch.

Bewerber müssen vor allem diskret sein

Jeder Interessierte mag sich prüfen, ob er dem Wunschbild entspricht, das der Haushaltsvorstand, mit seinen Hunderten Angestellten, von dem Auszubildenden entwirft. Er sollte "enthusiastisch und engagiert" sein, "außergewöhnlichem Leistungsstandard" genügen, sich in einem "Milieu viel beschäftigter Team-Tätigkeit wohlfühlen", eine "flexible und positive Haltung" an den Tag legen, "Initiative ergreifen und lernen können", dazu "hart arbeiten" und eine "freundliche, höfliche und nahbare Disposition" an den Tag legen. Vor allem dies: immer "diskret" sein.

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So viel zum Persönlichkeitsprofil. Was genau aber sind die Anforderungen? Der künftige Butler, Kost und Logis frei, muss bis zu drei Monate im Jahr auch in den anderen königlichen Residenzen Dienst tun, ob im Hollyrood-Palast in Edinburgh, in Balmoral, auf Schloss Windsor oder Sandringham in Norfolk. Ein Minimum von 45 Stunden pro Woche wird erwartet, "aber angesichts der Natur der gewünschten Rolle kann es auch Überstunden geben".

Das ist sehr diskret ausgedrückt. Peter Townsend, in den einst die Schwester der Königin, Prinzessin Margaret, unsterblich verliebt war, hatte König George VI. in verschiedenen Rollen gedient, was derart anspruchsvoll wurde, dass darüber seine Ehe zerbrach. Der Arme, unschuldig geschieden, fiel damit als Kandidat für eine Einheirat ins Königshaus aus. Das muss nicht abschrecken. Die Tätigkeiten sind weit gefächert und reichen, wie die Ausschreibung unter dem Titel "Principal Accountabilities" festhält, von Servierdiensten am Tisch der königlichen Familie über die Hilfe für Gäste, was die Sorge für deren Gepäck, Kleidung, Uniformen und allgemeine Bewirtung angeht, bis hin zu Botendiensten und Begleitung der königlichen Karossen bei Staatsbesuchen, beim Royal Ascot und der Anfahrt von Diplomaten zur Akkreditierung bei der Queen.

Keine Bange vor zu viel Leistungsdruck: Der Job ist unbefristet und der glücklich Ausgewählte kann sich ausmalen, die erste Stufe - "Footman" genannt - zu einer illustren Karriere erklommen zu haben. Die dürfte ihn, ist er die mäßige Bezahlung auch bei aufsteigenden Butler-Rollen bei Hofe erst einmal leid, zu gut dotierten Posten in der Privatwirtschaft führen. Bezahlung des Azubi? 15.000 Pfund pro Jahr, das sind etwa 1400 Euro im Monat. Gewiss, in einer Stadt wie London ein Hungerlohn, aber man muss Kost und Logis hinzurechnen, die bei den horrenden Lebenshaltungskosten in England das Salär des Auszubildenden schon besser aussehen lassen. Überhaupt: Für ein Butler-Training im königlichen Haushalt, mit dem möglichen Erwerb eines "City & Guilds Level 2 Diploma" in der Tasche, würden viele gerne noch zuzahlen. Eine Adresse wie das Auktionshaus Sotheby's etwa beschäftigt Praktikanten für ein Jahr ohne jede Bezahlung, aber die Bewerber reißen sich um diese Stellen. Das Anfangsgehalt eines königlichen "Footman" muss man daher eher wie ein Stipendium ansehen.

Mit der erwarteten Diskretion ist es freilich so eine Sache. Die Hof-Interna, welche der Butler im Zuge seiner Dienstpflichten erfährt, wirken auf Publicity-versessene Gemüter wie der Gesang der Sirenen - schwer zu widerstehen. Noch unvergessen ist der Casus des Paul Burrell, der als Footman der Queen begann, dann als Butler in die Dienste der unvergessenen Prinzessin Dianas aufstieg, über deren Leben er nach ihrem Tod ein Buch publizierte.

Ein Reporter des "Daily Mirror" schmuggelte sich als Butler ins Haus

Aber auch andere Hofbedienstete erlagen im Lauf der Geschichte der Verführung, zu plaudern, ob Prinz Philips einstiger Diener John Dean oder Wendy Berry, die Haushälterin von Charles und Diana. Im Jahr 1993 erschlich sich ein Reporter des "Daily Mirror", Ryan Parry, den Job eines Trainee Butler und kam nach drei Wochen mit pikanten Einzelheiten auf den Markt: wie Elizabeth und ihr Mann aus Tupperware-Behältern ihre Müslis beziehen, wie die Queen ihre unter dem Tisch gierenden Corgis mit Toast and Marmelade (kalorienarm) begünstigt. Ganz zu schweigen von dem manchmal rüden Ton königlicher Familienmitglieder.

Was die Ausschreibung übrigens verschweigt: Der Lehrling bekommt ein spartanisches Zimmer und teilt Toilette und Waschraum mit anderen. Das ist nicht jedermanns Sache.