Nach dem Start des bislang leistungsstärksten russischen Nachrichtensatelliten Express AM-4 ist die Verbindung zu ihm abgerissen.

Berlin/Moskau. Die russische Raumfahrt hat am Donnerstag einen schweren Rückschlag erlitten. Der am späten Mittwochabend gestartete Kommunikationssatellit Express-AM4 ist offenbar außer Kontrolle geraten. Die Raumfahrtagentur Roskosmos teilte bis zum Mittag in zwei knappen Meldungen zuerst mit, dass die Verbindung zur Bris-M-Oberstufe der Proton-M-Trägerrakete und zu dem Apparat selbst abgebrochen sei. Wenig später hieß es, man habe den telemetrischen Kontakt mit der Oberstufe wieder hergestellt und werte die Daten aus.

Moskauer Nachrichtenagenturen meldeten zusätzlich zu diesen spärlichen Informationen, dass der bislang modernste und teuerste russische Kommunikationssatellit nicht auf die vorausberechnete Umlaufbahn in rund 35.400 Kilometern geraten sei. Schuld sei dabei das Versagen der Oberstufe.

Die Proton-M mit dem 5,8 Tonnen schweren Satelliten an der Spitze war am Mittwochabend um 23.25 Uhr deutscher Zeit vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan gestartet. Am Donnerstagmorgen um 8.38 Uhr sollte er beim fünften Bahnmanöver der Bris-M-Oberstufe an seinem Bestimmungsort abgesetzt werden. Doch nach dem vierten Bahnmanöver brach die Telemetrie-Verbindung zu Oberstufe und Satellit ab.

Sollte sich der Verlust von Express-AM4 bestätigen, wäre das innerhalb von nur acht Monaten der zweite schwere Rückschlag für die Russen. Bereits im Dezember erreichten drei Satelliten des Weltraumnavigationssystems Glonass wegen einer übertankten anderen Oberstufe ihr Ziel nicht und fielen ins Meer. Damit konnte auch der Ukas von Premierminister Wladimir Putin nicht erfüllt werden, den Konkurrenten zum US-System GPS noch 2010 voll in Dienst zu nehmen. Mehrere leitende Raumfahrt-Manager wurden daraufhin entlassen, der damalige Roskosmos-Chef Anatoli Perminow erhielt eine Rüge.

Für seinen seit Mai amtierenden Nachfolger Wladimir Popowkin kommt die neue kapitale Panne höchst ungelegen. Zum einen hatte er bei seinem Amtsantritt versprochen, die Qualitätskontrolle in der Branche rigoros zu verbessern. Zum anderen findet bei Moskau gerade die Luft- und Raumfahrtschau MAKS 2011 mit Ausstellern aus 40 Ländern statt, denen man die Leistungsfähigkeit der russischen Industrie demonstrieren will.