Heute heiratet der “ewige Junggeselle“ Prinz Albert II. in Monaco die Südafrikanerin Charlene Wittstock - und landet mit ihr einen Glücksgriff.

Monaco. Ab heute 17 Uhr hat das Fürstentum Monaco wieder eine Landesmutter. Denn dann vermählen sich Fürst Albert Alexandre Louis Pierre Rainier Grimaldi II. und die südafrikanische Ex-Leistungsschwimmerin Charlene Wittstock. Endlich. Jetzt könnte für längere Zeit Ruhe einkehren im ehemaligen Piratennest an der Cote d'Azur, heute das berühmteste Millionärsgetto der Welt; vor allem am Fürstenhof, in dem es seit dem Unfalltod der unvergessenen Gracia Patricia am 14. September1982 jahrzehntelang schon ein wenig drunter und drüber ging, skandaltechnisch betrachtet. Die drei Kinder Caroline, Albert und Stéphanie boten so einiges.

Die neue Landesmutter ist dagegen vollkommen skandalfrei und mit 33 Jahren ziemlich jung. Das ist auch gut so, denn Charlene Wittstocks vordringliche, offizielle Aufgabe wird es sein, für den Fortbestand des Grimaldi-Geschlechts zu sorgen. Dass ihr Ehemann seinen Teil dazu beitragen kann, hat er mit zwei außerehelichen Kindern bereits hinlänglich bewiesen. Seine Tochter Jazmin Grace Rotolo, inzwischen 19 Jahre alt, entstammt einer Affäre mit der amerikanischen Ex-Serviererin Tamara Jean Rotolo, sein Sohn Alexandre Coste, heute acht Jahre alt, war das Ergebnis eines Techtelmechtels mit der aus Togo stammenden Ex-Stewardess Nicole Coste. Beide Kinder sind von der Thronfolge ausgeschlossen, da diese nach monegassischem Recht nur Nachkommen aus katholisch geschlossenen Ehen vorbehalten ist, was wiederum bedeutet, dass die zukünftigen Kinder des 53 Jahre alten Fürsten und Familienoberhaupts in der Erbfolge vor Caroline und deren Sohn Andrea Casiraghi stehen werden.

Charlene Wittstock, gut gewachsen, dank beinahe täglicher Schwimmeinheiten nach wie vor extrem durchtrainiert, sehr blond, etwas sommersprossig und vielleicht auch ein wenig burschikos, weiß selbst am besten, dass sie zukünftig in einem Haifischbecken schwimmen wird, und dabei geht es nicht um solch profane Dinge wie olympische Medaillen. Vier Jahre hatte sie Zeit, um sich in der berüchtigten eisigen Atmosphäre des monegassischen Fürstenhofes zu akklimatisieren. "Natürlich war ich das Subjekt von Eifersucht", bestätigte sie jüngst einen entsprechenden Bericht des britischen Gesellschaftsmagazins "Tatler", "aber damit musste ich rechnen."

Will sie an die mondäne Vergangenheit Monacos anknüpfen? Will sie etwa eine zweite Gracia Patricia werden, die anno 1956 per Schiff aus den USA zu ihrer Hochzeit anreiste und dabei den Glamour Hollywoods im Gepäck hatte; die wenig später jedoch öffentlich darüber klagte, wie ermüdend es sei, ständig als Vorbild hingestellt zu werden? Wohl nicht. Denn wer Charlene Wittstock kennt, weiß, dass sie trotz des strengen monegassischen Protokolls in erster Linie sich selbst treu bleibt. "De Bure makt Plan", heißt es kurz und bündig in ihrer südafrikanischen Heimat, "die Buren (aber auch die Südafrikaner) packen das Leben pragmatisch an". Bei Charlene Wittstock kommt auch noch deutsche Gründlichkeit hinzu, genetisch bedingt: Denn ihre Ururgroßeltern schifften sich vor 150 Jahren in Hamburg an Bord des Auswandererdampfers "San Francisco" ein. Sie stammten aus dem vorpommerschen Dörfchen Zerrenthin bei Pasewalk und schlugen sich zunächst als Lohnarbeiter in den britischen Kolonien auf dem afrikanischen Kontinent durch. Die 500 Zerrenthiner haben auf die Kunde, irgendwie auf internationaler Ebene mitzuspielen, jedoch nur sehr verhalten reagiert: Schließlich feiert ihre freiwillige Feuerwehr am Hochzeitswochenende ihren 100. Geburtstag und das ist wichtiger.

Charlene wurde im ehemaligen Rhodesien, heute Simbabwe, geboren, verbrachte den überwiegenden Teil ihrer Kindheit und Jugend jedoch im südafrikanischen Durban. Verwöhnt wurde sie nicht. Laut ihrem Vater Mike, der mit Charlenes zweitem Bruder Sean in Südafrika lebt, war sie ein mutiges, burschikoses Mädchen, mit Beinen voller Schrammen. "Sie hatte vor nichts Angst. Einmal sprang sie aus einem Baum auf einen Pferderücken und brach sich dabei ihren Arm - dreifach", erzählt er stolz.

Seine hartgesottene Tochter könnte nun das positive Image wieder beleben, das sich ihre Heimat mit der fröhlichen Fußball-WM vor einem Jahr erkämpft hat. So hat Charlene Wittstock dafür gesorgt, dass mehr als nur ein "bisschen Südafrika" während der zweitägigen Hochzeitsfeierlichkeiten in Monaco zu hören, zu sehen, zu riechen und zu schmecken sein wird. Die Boyband Romanz wird eines ihrer Lieblingslieder - "With All My Heart" - spielen, wenn das Paar die Eingangshalle des Pink Palace betritt und der seit Jahren mit Charlene befreundete Jason Hartman, der 2009 Südafrikas "Idols"-Wettbewerb gewann, wird auftreten. 1000 südafrikanische Nationalblumen - Protea - wurden auf ihr Geheiß bereits nach Monaco eingeflogen, auf dem Hochzeitsbankett werden Weiß- und Rotweine vom Kap kredenzt. Überdies hat Charlene Wittstock sichergestellt, dass mit Terrance Bray auch südafrikanisches Modedesigner-Talent ins internationale Rampenlicht gerückt wird. "Ich werde viele Aufgaben erfüllen und meine Zeit dem monegassischen Volk widmen müssen. Doch Südafrika werde ich nicht vergessen", versprach sie in einem Fernsehinterview. "Ich werde immer in meine Heimat zurückkehren, mindestens einmal im Jahr."

Ihre Landsleute reagierten auf ihr Bekenntnis mit kollektiver Entzückung. Als die Hochzeitspläne im Oktober des vergangenen Jahres verkündet wurden, brachen am anderen Ende der Welt gedruckte Jubelchöre aus. "Eine südafrikanische Schönheit hat sich einen Prinzen geangelt, einen von Europas gefragtesten Junggesellen", kommentierte "The Times". "Märchenhochzeit für Playboyprinz und Benoni-Schwimmerin", hieß es in "The Star". Und Charlenes Mutter Lynette, die wie ihr Bruder Gareth inzwischen in Monaco lebt, erzählte "The Citizen": "Ich bin hin und weg. Ich fühle mich ekstatisch. Unsere Familie ist glücklich. Wir mögen ihn sehr."

Charlenes Aufstieg in den Hochadel wird wohl auch keineswegs das Band zu ihrem bürgerlichen Freundeskreis zerschneiden. Sie sei aufrichtig, natürlich und warmherzig, sagen Freunde sowie ehemalige Schwimmer-Kameradinnen über Charlene. Klar, dass auch ihre "alten" Konkurrentinnen aus aktiven Wettkampfzeiten, Franziska van Almsick - ihr sportliches Vorbild - und die Deutsch-Südafrikanerin Sarah Poewe, zur Hochzeit eingeladen sind.

Kein böses Wort, keine Frechheit, keine Spitze ist aus Charlenes privatem Dunstkreis zu vernehmen, den sie im Übrigen am liebsten "wie einen Schuhkarton geschlossen hält". Ihre Beliebtheit erscheint fast schon unheimlich. "Ja, Charlene besitzt eine Einzigartigkeit und Energie, mit der sie sogar Grace Kelly das Wasser reichen kann", sagt Bridgette Radebe, Frau des südafrikanischen Justizministers Jeff Radebe, die erste schwarze Betreiberin einer Diamantenmine. Sie ist mit Charlene schon seit Jahren eng befreundet und "ihre Person steht für Freundlichkeit, Spaß, Mitgefühl und Loyalität". Auch die bekannte südafrikanische Fernsehmoderatorin Jo-Ann Strauss beschreibt die ehemalige Schwimmerin als "bodenständige Person": "Als ich Charlene für ein Fernsehinterview in Monaco traf, redeten wir eigentlich nur über drei südafrikanische Markenzeichen: Grillen, Rugby und die Weitläufigkeit des Landes, das sie so sehr liebt."

Obwohl Charlene Wittstock seit ihrer Verlobung zu einem Aushängeschild modischer Eleganz geworden ist, mag sie es am liebsten einfach und rustikal. Sie schwört auf "Mrs. Balls Chutney", eine süßsaure Barbecue-Soße nach südafrikanischer Rezeptur, und den in ihrer Heimat angebauten Rooibos-Tee. Ihr Vater schickt ihr regelmäßig Päckchen mit dem südafrikanischen Kräuterbalsam Zambuk. "Diamonds are a Girl's best Friend" - Nicht mal das scheint für die Fürstin zu gelten. "Ihr Einzug in den Palast wird den Fürsten nicht teuer zu stehen kommen", sagtBridgette Radebe, selbst Multimillionärin, "denn sie hat keinen kostspieligen Geschmack. Es braucht kein Geld um Charlene glücklich zu machen."