Mit fachlich perfekt geschultem Auge beobachtete Designerin Bettina Schoenbach den modischen Aufzug der weiblichen Hochzeitsgäste. Ihr Urteil über Roben und Kostüme würde nicht jeder gefallen

Hamburg. Sie steht für kühle Eleganz, Zurückhaltung und Schlichtheit: Doch was sich in der Mode der Hamburger Topdesignerin Bettina Schoenbach spiegelt, deckt sich nicht immer mit ihrem Temperament. Zumindest, wenn es um royale Hochzeiten geht.

Mit Hingabe verfolgte Schoenbach am Fernseher die Trauung, war begeistert und gerührt vom britischen Liebespaar. "Es war das Schönste für mich, diese Geschichte live mitzuerleben", sagte die Frau, die auch die Bundeskanzlerin ausstattet. "Diese Grandezza zu bewundern, die uns hier oft fehlt, war zauberhaft."

Für das Abendblatt schaute sie bei den Roben der Gäste ganz besonders genau hin und gibt hier ihr fachliches Urteil ab. "In der Schlichtheit liegt die Eleganz", so ihr Motto. Denn dass weniger manchmal mehr sein kann, bewahrheitete sich auch in London.

Das blaue Umstandskleid von Victoria Beckham begeisterte Schoenbach: "Sie sieht wunderbar aus, dem Anlass entsprechend hat sie einen tollen Look rausgearbeitet. Ich finde auch nicht, dass ihre Plateau-Pumps zu hoch sind, schließlich kann sie darin richtig gut laufen. Das ist richtig cool." Und natürlich, auch Ehemann David sei mehr als eine Zierde für seine "Vic".

Sie hat ein Gespür für extravagante Typen, war mit Robbie William liiert und liebt die Provokation: Tara Palmer-Tomkinson, die britische "Mutter aller It-Girls", Model und Socialite erschien in royalem Blau. Von Kopf bis Fuß. "Ein sehr exaltiertes Outfit. Für eine so traditionelle Hochzeit ist das etwas zu viel von allem", so Schoenbachs Urteil. Tja, ein klarer Fall von "weniger ist mehr".

Prinzessin Eugenie (l.) und Beatrice von York fielen auf jeden Fall auf. Allerdings nicht nur positiv: "Eugenie hätte sich schöner kleiden können, das Kleid ist leider unvorteilhaft und macht sie alt. Bei Beatrice ist alles schick, Schuhe, Mantel und Tasche in Nude passen toll, nur der Hut ist ein völlig überdesignetes Kunstwerk", urteilt Schoenbach über die Outfits.

Ach, Victoria. "Ganz klar, die Kronprinzessin von Schweden hätte etwas mehr auftragen können. Die Farbe Melba steht ihr toll, aber macht sie auch älter, als sie ist." Dennoch, in Sachen Auftritt und Beinhaltung sei sie ganz vorn dabei. Bei diesem Frühlingskleid ist allerdings sicher: Sie sticht die Braut optisch nicht aus, leider auch nicht die anderen Damen. Ungewohnt.

Miriam Gonzalez Duantez ist die Ehefrau des stellvertretenden britischen Premierministers Nicholas Clegg - und stammt aus Spanien. "Ich denke, bei dieser Kopfbedeckung ist ihr südländisches Temperament ein wenig mit ihr durchgegangen", findet Schoenbach. "Ein bisschen schlichter hätte es auch getan." Ansonsten: "Super Schuhe, tolle Clutch, schöne Haltung."