Radioaktives Wasser fließt derzeit unkontrolliert aus einem Leck am zerstörten Kraftwerk Fukushima ins Meer. Dieses soll endlich gestopft werden.

Tokio/Seoul. Endlich bessere Nachrichten: Die Bemühungen des japanischen Atombetreibers Tepco, ein Leck am zerstörten Kraftwerk Fukushima zu schließen, zeigen erstmals Wirkung. Die Menge an austretendem Strahlenwasser habe sich „ein wenig“ verringert, berichtete die Nachrichtenagentur Jiji Press am Dienstag unter Berufung auf den Energiekonzern. Arbeiter hatten nach mehreren gescheiterten Versuchen 1500 Liter Flüssigglas in den betreffenden Kabelschacht gefüllt. Die Chemikaliesoll dafür sorgen, dass das unkontrolliert ins Meer strömende Wasser gestoppt wird. Es ist stark radioaktiv verseucht. Versuche, das Leck unter anderem mit Beton zu verfüllen, waren zuvor gescheitert.

Warnung vor Milbenkrankheit in Katastrophengebiet

Jetzt müssen sich die Menschen In den japanischen Katastrophengebieten vor einer gefährlichen Milbenart in Acht nehmen. Das Nationale Institut für Infektionskrankheiten warnt vor einer Ausbreitung des japanischen Flußfiebers, das durch die Herbstgrasmilbe verursacht wird, auch „Tsutsugamushi“-Krankheit genannt. Wie die japanische Nachrichtenagentur Jiji Press am Dienstag unter Berufung auf das Institut berichtete, könnten durch Erdrutsche in Folge des Erdbebens vom 11. März Schlammmassen mit der Tsutsugamushi-Milbe in Gebiete gelangt sein, die zuvor nie einen Ausbruch der Krankheit erlebten hatten. Bei einem zwischen 60 und 70 Jahre alten Mann in der Unglücksprovinz Fukushima, wo das havarierte Atomkraftwerk steht, war am 22. März die Krankheit diagnostiziert worden, hieß es weiter.

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Der jetzt eingesetzte Frühling sowie Herbst sind die Jahreszeiten, in denen die Krankheit am häufigsten auftritt. Patienten, die von der Milbe gebissen wurden, leiden unter anderem unter Fieber und Ausschlag. Ohne angemessene Behandlung, könnten sich Symptome verschlimmern, hieß es. Die Krankheit ist in Japan meldepflichtig.

Atombetreiber leistet erste Entschädigungszahlungen

Die Menschen aus der Gegend um das zerstörte Atomkraftwerk Fukushima sollen erste Entschädigungszahlungen bekommen. Das Geld könnte zum Monatsende fließen - wie viel, ist aber noch unklar. Über die Höhe will sich der Betreiber Tepco mit der Regierung beraten, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Dienstag unter Berufung auf den Konzern berichtete.

Weil sich die Atomkrise noch lange hinziehen dürfte, handelt es sich um vorläufige Entschädigungen. Die Zahlungen seien von der Regierung angeordnet worden, sagte Wirtschafts- und Industrieminister Banri Kaieda. Rund 80.000 Anwohner der Atomruine mussten sich auf Weisung des Staates in Sicherheit bringen.

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Zudem leiden viele Landwirte darunter, dass sie wegen radioaktiver Verstrahlung ihr Gemüse und Obst nicht mehr verkaufen können. Tepco werde zunächst unter anderem für die Arztkosten und Einkommensausfälle aufkommen, hieß es.

Tepco hat bereits damit begonnen, neun betroffenen Gemeinden jeweils 20 Millionen Yen (170.000 Euro) zu zahlen. Die Gemeinde Namie in der Unglücksprovinz weigerte sich jedoch, das Geld anzunehmen. Sie verlangt, dass Tepco sich zuerst direkt bei den Bürger entschuldigt und ihnen Entschädigungen anbietet.

Tepco pumpt weiter radioaktives Wasser ins Meer

Am Atomkraftwerk Fukushima in Japan wird weiter radioaktiv verseuchtes Wasser ins Meer gepumpt. Der Betreiber Tepco will damit Platz schaffen, um in Tanks noch stärker verstrahltes Wasser speichern zu können. Wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo berichtete, strömten bis Dienstagmittag (Ortszeit) rund 3,4 Millionen Liter leicht belastetes Wasser in den Pazifik. Insgesamt sollen 11,5 Millionen Liter abgelassen werden.

Regierungssprecher Yukio Edano verteidigte erneut die Aktion, die am Montag begonnen hatte. Sie sei nötig, damit nicht stärker strahlendes Wasser ins Meer gelange. Das Abpumpen wird voraussichtlich bis zu diesem Wochenende dauern, teilte der Tepco mit.

Die Arbeiter in der Atomruine stehen vor einem Dilemma: Sie leiten Wasser zum Kühlen der Reaktoren in die Kraftwerksgebäude, wissen dann aber nicht, wohin damit. Die Behörden gehen davon aus, dass sich inzwischen 60.000 Tonnen radioaktiv verseuchtes Wasser im Keller der Reaktorgebäude sowie in unterirdischen Kanälen angesammelt haben. Das Wasser behindert das weitere Vorgehen der Arbeiter.

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Außerdem kämpft Tepco weiterhin gegen ein Leck, aus dem unkontrolliert hoch radioaktiv verseuchtes Wasser ins Meer strömt. Das Wasser stammt vermutlich aus Reaktorblock 2, in dem die Brennstäbe teilweise geschmolzen waren. Wie japanische Medien unter Berufung auf Tepco meldeten, ergab eine Messung vom Sonnabend, dass die Jod-Konzentration im Meer vor Reaktor 2 um das 7,5 Millionen-Fache über den zulässigen Grenzwerten liegt. Die Regierung kündigte schärfere Kontrollen bei Meeresfrüchten an.

Japaner bereiten Mega-Tankfloß für Atomruine vor

Japan hat zum Auffangen von radioaktiv verseuchtem Wasser ein riesiges Tankfloß in Bewegung gesetzt. Das sogenannte Megafloat legte am Dienstagnachmittag (Ortszeit) in der Stadt Shimizu in der Provinz Shizuoka ab und wird zunächst in eine Werft in der Tokioter Nachbarstadt Yokohama gezogen. Dort soll es für den Einsatz an der Atomruine umgebaut werden, wie die Nachrichtenagentur Jiji Press berichtete.

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Der Atombetreiber Tepco braucht dringend Auffangmöglichkeiten für Millionen Liter hochgradig verseuchten Wassers in dem havarierten Kernkraftwerk. Um Platz zu schaffen, wird derzeit schwach verseuchtes Wasser ins Meer geleitet.

Das stählerne Tankfloß werde voraussichtlich nach dem 16. April in Fukushima eintreffen, hieß es. Es kann 10 Millionen Liter an Flüssigkeit aufnehmen. Es ist 136 Meter lang und 46 Meter breit. Es war bislang im Hafen von Shimizu als schwimmende Insel für Angler benutzt worden.

Südkorea besorgt über radioaktives Wasser

Südkorea hat Japan um detaillierte Informationen über die Einleitung von radioaktiv verseuchtem Wasser aus dem Atomkraftwerk in Fukushima ins Meer gebeten. Südkorea habe eine entsprechende Anfrage über seine Botschaft in Tokio an die japanische Regierung gerichtet, sagte ein Sprecher des Außenministeriums am Dienstag vor Journalisten in Seoul. Südkorea benötigt demnach genaue Daten, um die möglichen Gefahren für die Gesundheit der Menschen und die Umwelt abschätzen zu können. Südkorea sei nicht im voraus über die Einleitung des verseuchten Wassers ins Meer informiert worden.

Ein anderer Beamter des Außenministeriums widersprach Berichten südkoreanischer Medien, wonach Seoul offiziell seine Bedenken gegen die Einleitung des verseuchten Wassers in den Pazifik an Tokio übermittelt habe. Aufgrund der Nähe zwischen beiden Ländern sei die Maßnahme ein „dringendes Problem“ für Südkorea, zitierte die nationale Nachrichtenagentur Yonhap Regierungsbeamte in Seoul.