Erst der Vorfall in Oberhausen und nun der minderjährige Sebastian: Die Öffentlichkeit spricht wieder über “Deutschland sucht den Superstar“.

Berlin. Der Alltag geht weiter. Nach der missglückten Autogrammstunde, bei der sich am Sonntag in Oberhausen beim Ausbruch einer Massenhysterie 60 Menschen verletzten, muss RTL mit seiner Fernsehshow ins normale Leben zurückfinden. Für Chaos ist kein Platz in dem von RTL inszenierten Weg eines werdenden „Superstars“. An diesem Sonnabend (20.15 Uhr) überträgt der Kölner Privatsender die 5. Mottoshow mit sechs verbliebenen Kandidaten.

Ganz so glatt, wie RTL es vielleicht möchte, wird diese Sendung aber nicht über die Bühne gehen. Denn da ist noch das Problem mit Sebastian. Der darf nicht nach 22 Uhr arbeiten, weil er minderjährig und voll schulpflichtig ist. Die Sendung aber dauert bis 22.45 Uhr. Da von dieser Runde an jeder der sechs verbliebenen Kandidaten gleich mit zwei Liedern auf die Bühne muss, wird es eng. Sebastian wird im zweiten Durchgang also gleich zu Beginn antreten müssen.

In dieser Ausgabe wird RTL das Problem noch umgehen können. Je weiter jedoch die Show voranschreitet, desto schwerer wird es aber, die Nuss zu knacken. „Wie wir die gesetzlichen Bestimmungen umsetzen, werden wir von Sendung zu Sendung entscheiden müssen“, sagt eine RTL-Sprecherin. „Das gilt auch für ein mögliches Finale mit Sebastian. Dann würden wir wieder den konstruktiven Dialog mit der Bezirksregierung Köln suchen.“

Denn wenn der junge Mann aus Wipperfürth weiterkommt, muss er auch nach 22 Uhr zu sehen sein. Schon jetzt muss er während der Entscheidungsshows, wenn gegen Mitternacht das über die kostenpflichtigen Anrufe der Zuschauer herbeigeführte Abstimmungsergebnis bekanntgemacht wird, im Publikum sitzen und darf nicht auf die Bühne. Im Finale dürfte er hinterher wohl auch keine Interviews geben und auf der Party nicht neben Dieter Bohlen und Co fotografiert werden - wäre ja möglicherweise ein Teil seiner Arbeit.

RTL droht bei Zuwiderhandlung eine Strafe. Ein Sprecher der Bezirksregierung Köln spricht von 15.000 Euro im Maximalfall. Er sagt, dass die Produktionsfirma (Grundy Light Entertainment) vor der Staffel die Unterlagen über die Kandidaten eingereicht habe. Vor den Mottoshows habe die Bezirksregierung die Produktionsfirma gezielt darauf hingewiesen, dass Sebastian maximal drei Stunden am Tag und nicht nach 22 Uhr arbeiten dürfe. Daran habe man sich auch bislang gehalten.

Warum die Bezirksregierung Köln erst in diesem Fall eingreift und nicht schon in mehreren Fällen in den Jahren zuvor eingegriffen hat, ist schwer nachvollziehbar. Die Behörde müsse sich darauf verlassen, dass die Jugendarbeitsschutzbestimmungen eingehalten würden, sagt der Sprecher. Das war aber nicht immer so: Zum Beispiel hat im Finale 2007 der damals erst 16-jährige Martin Stosch gestanden, der Mark Medlock unterlag.

Was nun passiert, wenn Sebastian das Finale erreicht, ist offen. Man werde, betonte die RTL-Sprecherin, von Mal zu Mal entscheiden, wie es weitergeht. Eine Verlegung der Show nach Holland, wo die Bestimmungen lockerer sind, sei nur ein Gerücht. Es ist nicht auszuschließen, dass RTL noch händeringend nach Lösungen suchen muss, denn Sebastian ist ein Liebling gerade der weiblichen Fans. Und die rufen wie wild für ihn an.

Auf der anderen Seite ist schon Land in Sicht, denn die restlichen DSDS-Kandidaten haben die Volljährigkeit bereits erreicht: Das sindMarco Angelini (26), Zazou Mall (26), Sarah Engels (18), Ardian Bujupi (19) und Pietro Lombardi (18).