60 Jugendliche in Oberhausen verletzt. Polizei: “Zum Glück keine Loveparade 2“

Oberhausen. Sie wollten nur ihre TV-Idole sehen, doch die Autogrammstunde endete im Chaos: Beim Auftritt der letzten sechs Kandidaten aus der RTL-Show "Deutschland sucht den Superstar ("DSDS") kam es gestern Nachmittag im Einkaufszentrum CentrO in Oberhausen (Nordrhein-Westfalen) zu einer Massenpanik. 60 Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren wurden verletzt, vor allem Mädchen. 24 "DSDS"-Fans mussten mit Schocks, Quetschungen, Hautabschürfungen oder Kreislaufzusammenbrüchen ins Krankenhaus. In drei Fällen besteht Verdacht auf Knochenbrüche. Ein Augenzeuge: "Es war chaotisch. Die ersten Rettungswagen sind erst eine Stunde nach der Panik eingetroffen."

Wie konnte es zu dem Unglück kommen? Zu der für 15 Uhr geplanten Autogrammstunde waren laut RTL-Sprecherin Anke Eickmeyer etwa 4000 Menschen eingelassen worden. Vor dem Einkaufszentrum jedoch hätten sich rund 15 000 weitere Fans versammelt. Die Ordnungskräfte seien dem Ansturm nicht gewachsen gewesen. Ralf Terlau, Sprecher der Stadt Oberhausen: "Das Sicherheitspersonal hatte die Türen des Zentrums verschlossen. Draußen ist dann aber immer weiter gedrückt und geschoben worden." Als die Massen gegen die Türen drückten, sei Panik ausgebrochen. Die "DSDS"-Fans Meryem, 15, und ihre Freundin Jonella, 16, waren mittendrin im CentrO: "Wir wurden mitgezogen, von allen Seiten gedrückt, bekamen kaum noch Luft", berichten die Mädchen geschockt. "Die Leute schlugen von draußen an die Türen", sagt Meryem. "Es war so laut, dass ich mein eigens Schreien nicht gehört habe." Die sechs "DSDS"-Stars seien dann nur für fünf Minuten auf die Bühne gekommen und schnell wieder geflüchtet. Daraufhin wurde die Veranstaltung abgebrochen.

Sicherheitsleute versuchten, die Menge vor dem Zentrum zu beruhigen, und forderten sie über Megafon zum Gehen auf. Doch die Leute blieben. Alle wollten die "DSDS"-Top-6-Kandidaten Ardian Bujupi, Marco Angelini, Pietro Lombari, Sarah Engels, Sebastian Wurth und Zazou Mall sehen. Ein Feuerwehrsprecher: "Viele Fans hatten stundenlang vor der Tür in der prallen Sonne gewartet, waren zum Teil völlig entkräftet und dehydriert." Ein Sanitäter berichtete, weinende Mädchen hätten sich verzweifelt in den Armen gelegen. Die Rettungskräfte bauten aufblasbare Sanitätszelte auf, in denen Verletzte erstversorgt wurden. Die meisten konnten danach wieder nach Hause gehen. Insgesamt waren 50 Polizisten und 90 Helfer von Feuerwehr und Rotem Kreuz im Einsatz. Polizeisprecher Uwe Weighardt sagte erleichtert: "Oberhausen hat an diesem Tag so etwas wie Glück im Unglück gehabt. Wir haben hier keine Loveparade 2." Im vergangenen Sommer waren bei einer Massenpanik auf der Loveparade in Duisburg 21 Menschen ums Leben gekommen.

"Wir werden uns überlegen, wie wir die Verletzten von Oberhausen trösten können", sagte RTL-Sprecherin Anke Eickmeyer. Für die Zukunft müsse man sehen, ob ähnliche Veranstaltungen noch stattfinden könnten. Nach Angaben der Stadt hatte der Privatsender als Veranstalter die Autogrammstunde mit maximal 5000 Fans offiziell angemeldet. RTL betonte allerdings, dass das Einkaufzentrum in der Rolle des Veranstalters gewesen sei. RTL hatte den "Top 6"-Kandidaten eine kleine Pause gegönnt. Am Sonnabend vor der Autogrammstunde gab es keine Mottoshow, die freie Zeit durften die Kandidaten auch für einen Heimaturlaub nutzen.

Vor etwa einem Jahr war es schon einmal bei einer "DSDS"-Autogrammstunde in Duisburg zu einer Panik gekommen. Damals gab es ebenfalls mehrere Verletzte.