Die 40 Jahre alte Moderatorin wird neue Botschafterin der Fernsehlotterie. Auf die Moderation der “Sportschau“ wird Lierhaus aber verzichten.

Berlin. Ihr Auftritt bei der Goldenen Kamera bewegte Millionen, nun wird sie neue Botschafterin der ARD-Fernsehlotterie. Die 40-jährige Moderatorin tritt die Nachfolge von Frank Elstner an. Sie verzichtet aber künftig auf die Moderation der ARD-“Sportschau“. „Ich bin stolz und dankbar, dass zwei Jahre lang der Platz bei der 'Sportschau' für mich offengehalten wurde“, sagte Lierhaus am Montag in einer Mitteilung des Westdeutschen Rundfunks. Die Hamburgerin war am Sonnabend nach langer Krankheit bei der Verleihung der Goldenen Kamera in die Öffentlichkeit zurückgekehrt.


Der bewegende Auftritt der Monica Lierhaus

Ihr Auftritt stellte alles in den Schatten: Bei der Goldenen Kamera in Berlin ist die Sportjournalistin Monica Lierhaus mit einem Ehrenpreis ausgezeichnet worden – und zeigte sich erstmals nach ihrer Erkrankung der Öffentlichkeit. Die Schauspieler Anna Loos und Ulrich Tukur wurden bei der Medien-Gala, die von Hape Kerkeling moderiert wurde, als beste Schauspieler geehrt.

Zwei Jahre ist es her, dass die Moderatorin Monica Lierhaus nach einer OP ins Koma fiel. Lange war der gesundheitliche Zustand der TV-Journalistin ungewiss. Am Sonnabendabend stand sie nun erstmals wieder in der Ullstein Halle des Berliner Verlagshauses der Axel Springer AG auf der Bühne. Günther Netzer überreichte ihr den Ehrenpreis der Programmzeitschrift „Hörzu“. Von ihrer schweren Krankheit gezeichnet, bedankte sie sich in einer bewegenden Ansprache am Ende der Gala bei ihrer Familie, der ARD und den Ärzten – und machte ihrem Partner vor laufender Kamera einen Heiratsantrag.

Zuvor hatten während der dreistündigen Veranstaltung die Schauspieler Anna Loos und Ulrich Tukur die Goldene Kamera als „Beste Schauspielerin“ und „Bester Schauspieler“ von Anja Kling und Heino Ferch überreicht bekommen. Ebenfalls nominiert waren in dieser Rubrik Nina Kunzendorf und Carolina Vera sowie Herbert Knaup und Max Riemelt. Reichlich Glamour brachte die US-Schauspielerin Renée Zellweger nach Berlin. Die Oscar-Gewinnerin („Unterwegs nach Cold Mountain“) bekam die Trophäe in der Kategorie „Beste Schauspielerin International“ von Christine Neubauer überreicht. John Travolta („Pulp Fiction“), der als „Bester Schauspieler International“ ausgezeichnet wurde, bedankte sich nicht nur bei seinem Laudator Robin Gibb sondern auch bei seinen „Freunden in Deutschland“.

Für musikalische Untermalung des Abends sorgte Lena Meyer-Landrut mit ihrer A-Capella-Version von „Sattelite“ – sie gewann den Preis als „Beste Sängerin National“. In der Rubrik „Beste Information“ bekam ZDF-Mann Dirk Steffens die Kamera von Markus Lanz überreicht. Günther Jauch durfte die Trophäe für die „Beste Fernsehunterhaltung“ mit nach Hause nehmen.

Für einen bewegenden Moment sorgte auch Thomas Kretschmanns Laudatio für den „Besten Regisseur“ – Bernd Eichinger. Diese Kategorie hatte die „Hörzu“ nach dem Tod des Filmemachers in der vergangenen Woche spontan ins Leben gerufen. Auch der Auftritt des an Parkinson leidenden Michael J. Fox, der als internationaler Star für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, rührte das Publikum. Mit Standing Ovations feierten sie den 50-Jährigen, der die Trophäe von Hollywood-Star Danny de Vito in die Hand gedrückt bekam.

In der „Hörzu“-Leserwahl wurden Jan Josef Liefers und Axel Prahl für ihre Rollen im „Tatort Münster“ als „Bestes Ermittlerteam“ ausgezeichnet und setzten sich gegen Florian Martens und Maja Maranow („Ein starkes Team“) sowie Henning Baum und Maximilian Grill („Der letzte Bulle“) durch.

Auch Gloria Gaynor, die für ihr „Lebenswerk Musik“ ausgezeichnet wurde und Eros Ramazzotti („Beste Musik International“) traten in der Ullstein Halle auf. Während der junge Schauspieler Max Hegewald („Keine Angst“) in der Live-Sendung mit der „Lilli Palmer & Curd Jürgens Gedächtniskamera“ für den Film- und Fernsehnachwuchs überrascht wurde, war Götz George hingegen gar nicht anwesend, als seine ARD/WDR-Produktion „Zivilcourage“ als „Bester Deutscher Fernsehfilm“ ausgezeichnet wurde.

Dem 80-jährigen Armin Mueller-Stahl wurde die Auszeichnung für sein Lebenswerk von Kollegin Iris Berben überreicht. (Katharina Miklis)

Die Liste der Preisträger 2011

Ehrenpreis: Monica Lierhaus

Ehrenpreis: Bernd Eichinger

Lebenswerk International: Michael J. Fox

Lebenswerk National: Armin Mueller-Stahl

Musik Lebenswerk: Gloria Gaynor

Bester Schauspielerin International: Renée Zellweger

Bester Schauspieler International: John Travolta

Beste Musik International: Eros Ramazzotti

Beste Musik National: Lena Meyer-Landrut

Beste deutsche Schauspielerin: Anna Loos („Wohin mit Vater?“, ZDF)

Bester deutscher Schauspieler: Ulrich Tukur („Tatort: Wie einst Lilly“, ARD/HR)

Bester deutscher Fernsehfilm: „Zivilcourage“ (ARD/WDR)

Beste Unterhaltung: Günther Jauch

Beste Information: „Supertiere“ (ZDF)

Leserwahl – Bestes Krimi-Team: „Tatort“ aus Münster (ARD)

Lilli Palmer & Curd Jürgens-Gedächtniskamera: Max Hegewald

(br/mit Material von dpa und dapd)

Monica Lierhaus - ein Porträt

Monica Lierhaus ist wieder da. Bei der Goldenen Kamera am Samstagabend trat die 40-Jährige überraschend und erstmals seit zwei Jahren wieder im Fernsehen auf. Millionen Fernsehzuschauer sahen den mutigen TV-Auftritt einer Frau, die noch von der medizinischen Rehabilitation gezeichnet ist.

Anfang 2009 hatte Lierhaus nur eine kurze Auszeit für eine Operation geplant. Zum Rückrundenstart der Fußball-Bundesliga wollte sie wenige Wochen später wieder für das ARD-Publikum da sein. Doch daraus wurde nichts, weil bei der OP Komplikationen auftraten.

„Es ist tatsächlich lange her, dass ich auf einer Bühne stand, unter diesen Voraussetzungen ohnehin schon mal gar gar nicht“, sagte Lierhaus, nachdem Günter Netzer sichtlich aufgeregt eine Laudatio auf sie gehalten hatte. „Und jetzt kann ich es kaum fassen. Da bin ich!“

Lierhaus dankte ihrer Familie und ihrer Krankenschwester sowie der ARD, die immer zu ihr gehalten habe. Netzer hatte sie zuvor ein „Kronjuwel der ARD“ genannt und Lierhaus' Geschichte einen „Schicksalsschlag, der ganz Deutschland erschüttert hat“.

ARD-Programmdirektor Volker Herres ließ am Sonnabendabend ausrichten: „Wir freuen uns sehr, dass es Monica Lierhaus mittlerweile wieder gut genug geht, um im Fernsehen auftreten zu können.“ Weiteres zu diesem Thema soll es am kommenden Dienstag um 14.30 Uhr bei einer Pressekonferenz in Köln geben, im Anschluss an die Sitzung der ARD-Intendanten.

In der vom ZDF übertragenen Live-Show zur Goldenen Kamera machte Lierhaus ihrem Lebensgefährten Rolf Hellgardt einen Heiratsantrag - er sagte „Ja“. „Du bist wirklich mein Held“, dankte sie ihm für seine Liebe. Hellgardt, früher Kabel-eins-Programmdirektor und inzwischen selbstständig, umarmte seine Freundin und ging vor ihr auf die Knie.

Rummel um ihre Person war der TV-Journalistin eigentlich immer unangenehm. „Ich hoffe, das legt sich nach der ersten Sendung“, sagte sie vor sieben Jahren über das Medientheater rund um ihren Start als erste Moderatorin der sonst von Männern geprägten ARD- „Sportschau“.

Die charmante Lierhaus mit den rötlichen Haaren sorgte ab Januar 2004 in der Welt der Fachsimpler und Stammtisch-Philosophen für Aufsehen. Mit ihrer ruhigen Art war sie eine wohltuende Abwechslung. Sie war stets bestens auf Gesprächspartner aus der Welt des Fußballs, des Radsports (Tour de France) oder Skisports vorbereitet.

Vor allem Interviews mit Bundestrainer Joachim Löw machten sie einem Millionen-Publikum bekannt. Während der Fußball-WM 2006 war sie eines der Gesichter des deutschen „Sommermärchens“. Für die ARD berichtete sie auch von den Olympischen Spielen oder noch Anfang 2009 von der Vier-Schanzen-Tournee.

Die Hamburgerin studierte in ihrer Heimatstadt Anglistik und Germanistik. Ihre Fernsehkarriere begann sie beim Privatsender Sat.1, wo sie in den 90er Jahren das Boulevardmagazin „Blitz“ oder Nachrichtensendungen und ab 1999 zwei Jahre lang die Fußballsendung „ran“ moderierte. Außerdem war sie fürden Bezahlsender Premiere tätig.

Beim ZDF machte sie einst einen Abstecher in die Unterhaltung und präsentierte zusammen mit Joachim Bublath „Die große Knoff-hoff- Show“ und mit Bodo Hauser die Krimishow „Ein mörderisches Spiel“.

Im Jahr 2007 wagte Lierhaus einen schauspielerischen Ausflug in zwei Folgen der ARD-Serie „Sturm der Liebe“. „Einen Oscar werde ich in diesem Leben wohl nicht mehr bekommen“, sagte sie damals. Jetzt hat sie einen Ehrenpreis bei der Goldenen Kamera bekommen – der galt ihrer Tapferkeit und Zuversicht.