Den Ausführungen zufolge legte er Anna im Juli 2010 in die Wanne, wo seine Ehefrau sie getötet haben soll. Der Prozess wird im Februar fortgesetzt.

Bonn. Im Prozess um den gewaltsamen Tod der neunjährigen Anna hat der angeklagte 51-jährige Pflegevater seine Ehefrau schwer belastet. In einer mehrstündigen Aussage vor dem Bonner Landgericht bestätigte der ebenfalls wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen in 55 Fällen sowie Körperverletzung und Freiheitsberaubung mit Todesfolge Angeklagte am Donnerstag weitestgehend die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft. Den Ausführungen zufolge trug er die gefesselte Anna am 22. Juli vergangenen Jahres gemeinsam mit seiner Frau ins Badezimmer und legte sie in die halb gefüllt Wanne. Dort soll die 52-Jährige das Kind dann getötet haben.

„Komm geh, ich mach das jetzt“, habe seine Frau zu ihm gesagt, nachdem sie das Kind in die Wanne gelegt hätten, berichtete der Pflegevater. Als er wenig später ins Bad zurückgekehrt sei, habe er das blau angelaufene Gesicht der Pflegetochter gesehen, die von seiner Frau unter Wasser gehalten wurde. „Ich habe meine Frau weggeschubst und Anna aus der Wanne gehoben“, sagte der Angeklagte. Wiederbelebungsmaßnahmen und der herbeigerufene Notarzt kamen zu spät. Noch am gleichen Abend starb Anna in einer Kinderklinik.

Das Mädchen war im Juli 2008 vom Jugendamt der Stadt Königswinter bei den Pflegeeltern in Bad Honnef bei Bonn untergebracht worden, nachdem sie bereits 2007 mehrere Monate von dem Paar tagsüber betreut worden war. Die Pflegezeit war nach Angaben des Angeklagten zunächst auf ein Jahr begrenzt. Doch das zuständige Jugendamt habe trotz der Probleme des Paars mit Anna um eine Verlängerung gebeten. Eine Mitarbeiterin des Jugendamts habe ihm noch Anfang 2010 gesagt, es gebe keine andere geeignete Unterbringungsmöglichkeit für das Kind.

Immer wieder unter Wasser gedrückt

„Wir hatten die Faxen dicke“, sagte der Angeklagte, als er vom ersten Untertauchen Annas in der Badewanne berichtete. Wie schon viele Male zuvor habe das Kind sich nicht waschen wollen. „Sie hatte Shampoo im nassen Haar, wollte es aber nicht auswaschen.“ Seine Ehefrau habe dann mit den Worten „Halt jetzt endlich still!“ den Kopf des Mädchens unter Wasser gedrückt. Seitdem wiederholten sich solche „Erziehungsmaßnahmen“ immer häufiger. Der 51-Jährige gab zu, dass auch er Annas Kopf in zwei Fällen „kurz“ unter Wasser drückte. Ansonsten belastete er seine Frau, die zu Prozessbeginn durch ihren Anwalt hatte erklären lassen, zu den Vorwürfen schweigen zu wollen.

Spätestens seit März 2010 sei Anna wegen ihrer „zunehmend aggressiven“ Weigerung zu essen, ihre Hausaufgaben zu machen oder sich zu waschen auch mit Kugelschreibern oder Bleistiften gestochen oder mit dem Kochlöffel geschlagen worden, räumte der Pflegevater weiter ein. Zudem sei das Kind gelegentlich an den Händen gefesselt worden, damit es sich „beruhige“. Weitere Aussagen will der gelernte Kfz-Mechaniker am 10. Februar machen. Dann wird der Prozess vor dem Bonner Landgericht fortgesetzt.