Der brasilianische Zivilschutz begann, besonders gefährdete Gebiete zu evakuieren. Viele Siedlungen wurden illegal erbaut.

Nova Friburgo. Nach den verheerenden Überflutungen und Erdrutschen im Südosten Brasiliens haben die Behörden tausende Menschen in gefährdeten Gebieten zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert. Der Zivilschutz begann nach eigenen Angaben am Mittwoch in der betroffenen Gegend nördlich von Rio de Janeiro mit einer groß angelegten Evakuierung. Bislang kamen bei der Naturkatastrophe mindestens 739 Menschen ums Leben. Die meisten Menschen kooperierten bei der Evakuierungsaktion und unterschrieben die Dokumente zu ihrer Umsiedlung, sagte Einsatzleiter Roberto Robadey. Bei Widerstand müssten die Menschen aber gewaltsam weggebracht werden. In der besonders betroffenen Stadt Nova Friburgo identifizierten Einheiten des Zivilschutzes als gefährdet geltende Wohngegenden und wiesen die Bewohner zum Verlassen ihrer Häuser an.

Massive Regenfälle und anschließende Erdrutsche hatten in mehreren Ortschaften für Verwüstungen gesorgt, zahlreiche Bergdörfer waren durch Flüsse und Schlamm von der Außenwelt abgeschnitten worden. Medienberichten zufolge handelt es sich um die Naturkatastrophe mit den meisten Opfern in der Geschichte Brasiliens. Rund 1500 Rettungskräfte waren im Dauereinsatz, darunter 700 Soldaten. Armeeärzte trafen mit einem Hubschrauber in dem abgeschiedenen Ort Poço Fundo ein, um die Bewohner zu impfen.

Nach Angaben des Zivilschutzes stieg die Zahl der Todesopfer auf mindestens 739, davon alleine 353 in Nova Friburgo. In Teresópolis kamen mindestens 302 Menschen ums Leben. Etwa 200 Menschen galten noch als vermisst, fast 14.000 waren obdachlos. Als ein Grund für die hohe Opferzahl galten illegal gebaute Siedlungen an Berghängen, die von den Fluten mitgerissen wurden.

Die brasilianische Regierung plante unterdessen die Einführung eines neuen Warnsystem für Naturkatastrophen, das der frühere Präsident Luiz Inácio Lula da Silva bereits im Jahr 2005 versprochen hatte. Das System sieht unter anderem ein meteorologisches Überwachungszentrum sowie Experten zur Unterstützung der Evakuierungsarbeiten in betroffenen Gebieten vor. Wissenschaftsminister Aloízio Mercadante sagte, dass das System bis 2014 voll einsatzbereit sein werde. In dem Jahr findet in Brasilien die Fußball-Weltmeisterschaft statt. Nach Behördenangaben leben in Brasilien fünf Millionen Menschen in Gegenden, die von Überschwemmungen und Erdrutschen bedroht sind. (afp)