An der Elbe in Sachsen-Anhalt herrscht weiter angespannte Lage. Auch im Norden gilt nun die höchste Alarmstufe 4. Deichwachen im Einsatz.

Magdeburg/Frankfurt/Wertheim. Das Hochwasser der Elbe hat Sachsen-Anhalt am Mittwoch in voller Länge erreicht. An allen Pegeln gelten die beiden höchsten Alarmstufen 3 und 4. In Tangermünde (Landkreis Stendal) wurde erstmals in diesem Jahr die Alarmstufe 4 ausgerufen. Dort lag der Wasserstand am Mittwochnachmittag bei etwa sieben Metern, wie der Landesbetrieb für Hochwasserschutz in Magdeburg mitteilte. An denPegeln in Wittenberg sowie Barby und damit für das Einzugsgebiet der Elbe in Magdeburg , im Jerichower Land, im Salzlandkreis und im Landkreis Börde gilt weiter die Alarmstufe 4.

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Deichwachen waren vor allem an Elbe und Saale im Einsatz, um den Zustand der durchweichten Wälle zu kontrollieren. Ein als Saaledeich dienender Bahndamm im Bereich Calbe darf seit Mittwoch von den Zügen nur noch mit einer Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern befahren werden. Bei höherem Tempo könne es zu Beschädigungen kommen, teilte das Innenministerium in Magdeburg mit.

Die Feuerwehren waren unterdessen weiter damit beschäftigt, voll gelaufene Keller leerzupumpen, wie ein Sprecher des Krisenstabes in Halle mitteilte. Laut Verkehrswarndienst blieben in zahlreichen Orten Straßen überflutet, so die Bundesstraßen 187 in Dessau-Roßlau und die Bundesstraße 185, die von Bernburg Richtung Harz verläuft. Der Elbe-Wasserstand in Magdeburg lag unterdessen bei 6,25 Metern. Am Donnerstag sollte er 6,30 Meter erreichen und damit etwas höher liegen als beim Hochwasser 2006. Bei der Jahrhundert-Flut 2002 hatte der Pegelstand in Magdeburg bei 6,80 Metern gelegen.

Der Hochwasserscheitel der Elbe sei sehr langgezogen und befinde sich derzeit zwischen Wittenberg und Dessau, teilte der Landesbetrieb weiter mit. Von Freitag an werden die Pegelstände der Elbe langsam aber ständig sinken. Die Meteorologen erwarten niedrigere Temperaturen und kaum Niederschläge.

Entspannt hat sich die Lage an der Saale. In Halle sank der Pegelstand am Mittwoch auf 6,41 Meter. In der Nacht zum Donnerstag sollte er 6,30 Meter erreichen. „Aus Thüringen kommt kein Wasser mehr nach“, sagte ein Sprecher des Krisenstabes. Dennoch würden die Deiche weiter intensiv beobachtet. Die Warnstufe 4 bleibt in Halle zunächst ebenso bestehen wie in Calbe. Fallende Pegelstände meldete der Landesbetrieb für Unstrut, Weiße Elster und die untere Bode.

Die Überschwemmungen bereiten auch den Bauern große Sorgen. „Etwa ein Viertel der Felder und Äcker ist völlig durchnässt“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Landesbauernverbandes, Fritz Schumann. Die Bauern hoffen, dass das Hochwasser rasch fällt und sich die Regenmengen in Grenzen halten. „Ansonsten droht die Herbstaussaat zu faulen und zu ersticken“, sagte Schumann. Es könnten einige Wochen vergehen, bis die Böden getrocknet sind.

Wertheimer Altstadt bald hochwasserfrei

Nach dem Aufatmen kommt das Aufräumen: Spätestens an diesem Donnerstag soll die Altstadt von Wertheim komplett frei vom Hochwasser sein, wie die Einsatzleitung am Mittwoch mitteilte. Zurück bleibt nach Angaben der Stadtverwaltung nach zwei Hochwasserwellen ein Schaden von geschätzt fünf Millionen Euro. Das genaue Ausmaß werde aber erst erkennbar sein, wenn das Wasser vollständig abgeflossen und die Aufräumarbeiten abgeschlossen sind.

Am Mittwoch waren Hilfskräfte etwa vom Technischen Hilfswerk (THW) und der Freiwilligen Feuerwehr damit beschäftigt, Hochwasserstege zurückzubauen, rund 4500 Sandsäcke einzusammeln und die Straßen, Gassen und Plätze der Stadt im Main-Tauber-Kreis zu säubern. Das Hochwasser in der historischen Altstadt war in der Nacht zum Mittwoch unter die Fünf-Meter-Marke gesunken, bis zum Vormittag waren es noch 4,65 Meter. Der Bootsverkehr wurde schon zuvor eingestellt, der Brückenkopf der Einsatzleitung am Kulturhaus aufgelöst.

Auch die Hochwasservorhersagezentrale an der Landesanstalt für Umwelt in Karlsruhe stellte ihren Betrieb inzwischen ein. An Main und Neckar sei nicht damit zu rechnen, dass die Wasserstände wieder steigen.