Aus den Motorradfans ist längst eine der mächtigsten Rockergruppen der Welt geworden. Erpressungen und Gewalt sind oft ihre Handschrift.

Potsdam. Drei Mitglieder der Hells Angels sind am Donnerstag in Potsdam unter anderem wegen räuberischer Erpressung zu Haftstrafen verurteilt worden. Der jüngste Angeklagte, ein heute 23-Jähriger, erhielt vier Jahre und sechs Monate. Die beiden 42 Jahre alten Mittäter bekamen Haftstrafen von zwei Jahren und zehn Monaten beziehungsweise von einem Jahr. Das Trio hatte den Inhaber eines Tätowierstudios in Beelitz (Potsdam-Mittelmark) von August 2008 bis Februar 2009 bedroht. Laut Anklage kassierten die Rocker Schutzgeld in Höhe von 600 bis 1200 Euro monatlich. Nachdem der Besitzer das Studio auf Drängen der Männer ohne Entschädigung an seinen Geschäftspartner abgab, sollte auch dieser nach einiger Zeit einen Teil seiner Einnahmen abgeben.

Der jüngste Verurteilte griff laut Urteil im Laufe der Zeit zu besonders drastischen Maßnahmen. So soll er stets einen Hammer bei sich getragen haben, wenn er in das Tattoo-Studio kam. Das Gericht sah es außerdem als erwiesen an, dass er dem Besitzer zur Einschüchterung den Kadaver eines Schafes vor die Haustür gelegt hatte. „Eine klare Morddrohung“, sagte die Vorsitzende Richterin Ulrike Phieler-Morbach.

Nach Angaben von Gerichtssprecher Frank Tiemann wird die Staatsanwaltschaft aber wahrscheinlich Revision einlegen. „Das Urteil wird als zu mild empfunden“, sagte Tiemann. Innerhalb der nächsten Woche haben sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die Angeklagten das Recht, die Entscheidung des Gerichts anzufechten.

Bei der Urteilsverkündigung betonte Phieler-Morbach, was für ein Glück es sei, dass niemand verletzt oder gar getötet wurde. Dies sei bei den Hells Angels keine Seltenheit. Auch der Prozess war von scharfen Sicherheitsvorkehrungen begleitet worden. Weil viele Rocker den Prozess in ihrer typischen, bedrohlich wirkenden Kluft besucht hatten, sprach der Gerichtspräsident außerdem ein „Kuttenverbot“ aus. Dieses wurde vom Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg bestätigt.

Die Richterin lobte den Mut des Opfers, zur Polizei zu gehen. Dieser Schritt zeuge aber auch von der großen Angst gegenüber der berüchtigten Rockerbande. Die Hells Angels bestehen seit 1948 und gelten mittlerweile als mächtigster Rockerclub der Welt. Regional wurde die Gruppe verboten, so etwa in Hamburg. Die brandenburgische CDU-Landtagsfraktion sprach sich am Donnerstag für ein bundesweites Verbot aus.