Weihnachten ist vorbei, das Winterwetter nicht. Nun wird Kälte mit Temperaturen von bis zu minus 20 Grad Celsius erwartet.

"Weiße Weihnachten 2010" sind fast Geschichte. Und mit ihr auch das Verkehrschaos durch das viele Eis und Schnee, das viele Feiertags-Reisende aufgehalten und behindert hat. Zum Ende des Jahres soll es nun aber noch einmal kalt werden - bitter kalt. In Hamburg sollen die Temperaturen auf minus 13 Grad fallen, in anderen Teilen Deutschlands sogar auf minus 20 Grad. Im Nordosten kann es dabei auch bis zu 10 Zentimeter Neuschnee geben.

Das Verkehrschaos der vergangenen drei Tage hat vor allem die Zugfahrer und viele Autofahrer getroffen. Aber nicht nur der Verkehr war von dem Schnee und Eis beeinflusst. Hunderte Haushalte waren in Ostdeutschland ohne Strom, weil Schnee Leitungen beschädigt hatte. Dem Schnee nachgeben mussten sogar mehrere Dächer, in Belgien stürzte eine Kirche ein – zum Glück erst nach der Christmette. Tausende gestrandete Fluggäste mussten Heiligabend auf dem Flughafen in Paris feiern, dort war das Enteisungsmittel für Flugzeuge ausgegangen.

Auch der Zugverkehr war vom Schnee und Eis behindert worden, von Donnerstag bis Sonntag fielen zahlreiche Züge aus, andere verspäteten sich um Stunden. Doch bereits am ersten Feiertag entspannte sich die Lage – und noch mehr am zweiten. "Der Fernverkehr ist stabil“, sagte ein Bahnsprecher am Sonntag. Alle wichtigen Fernverkehrsstrecken seien frei. Zuvor hatte noch Eisregen in der Nacht zu Heiligabend fünf Schnellzüge zwischen Hannover und Berlin gestoppt. Umgestürzte Bäume oder Schneewehen blockierten immer wieder den Verkehr auf Strecken im Norden. Am Sonnabend brach der Zugverkehr auf Deutschlands größter Insel Rügen zusammen. Auch im Westen, Südwesten und Osten Deutschlands steckten immer wieder Züge fest.

Ebenso brach auch vielerorts der öffentliche Nahverkehr zusammen. Vorübergehend fuhren in Düsseldorf, Braunschweig, Magdeburg, Zwickau, Leipzig, Erfurt und Halle/Saale keine Straßenbahnen. Im bis zu 15 Zentimeter dicken Eis des Mittellandkanals saßen etliche Schiffe fest. Die Wasserstraße war von Hannover bis Magdeburg zugefroren. An diesem Montag will das Wasser- und Schifffahrtsamt beraten, wie es weiter geht. Neuschnee erwarten die Meteorologen für den Wochenbeginn vor allem noch im Nordosten Deutschlands.

Blitzeis, Schnee und Verwehungen ließen auch Autofahrer im ganzen Bundesgebiet mühsam oder gar nicht vorankommen. Die Polizei meldete tausende Unfälle innerhalb von drei Tagen. Auf den verschneiten, glatten Straßen kamen mehrere Menschen ums Leben. Auf der Autobahn Prag-Dresden (A 17) fuhren bei Bad Gottleuba in Sachsen am Freitag vier Sattelschlepper und sieben Autos ineinander – ein Mann starb. Ebenfalls ein Mann wurde auch bei einer Massenkarambolage mit mehr als 50 Fahrzeugen auf der Autobahn Berlin-München (A 9) bei Weißenfels in Sachsen-Anhalt getötet.

Bei Reinbek in Schleswig-Holstein starb ein 18-Jähriger, dessen Wagen gegen einen Baum geprallt war. Bei Rüdesheim in Hessen kam am Sonnabend eine 18-Jährige ums Leben, als ihr Auto in einen Reisebus krachte, dessen 22 Insassen unverletzt blieben.

Auf den großen Flughäfen in Deutschland, wo an den Feiertagen sowieso weniger Flüge starten und landen als sonst, entspannte sich die Lage von Tag zu Tag. An Heiligabend hatte der Düsseldorfer Flughafen erst am Mittag aufgemacht, was etwa ein Drittel der gut 330 Flüge ausfallen ließ. Ein Flughafen-Sprecher sprach am Sonntag jedoch von einem "ganz normalen Wintertag“.

Zu einer Gefahr wurde vielerorts die Schneelast auf Bäumen und Dächern. In einem Stadtwald in Gelsenkirchen wurde Heiligabend eine 47-Jährige von einem Ast erschlagen. In mehreren Orten Nordrhein- Westfalens und Thüringens brachen Hallendächer ein. Auch das Dach der Arena in Gelsenkirchen-Schalke wurde beschädigt, weshalb die World- Team-Challenge der Biathleten am kommenden Donnerstag ausfallen muss. Aus Sicherheitsgründen fielen sogar Weihnachtsgottesdienste aus - in Haltern am See im nördlichen Ruhrgebiet beispielsweise schien die Schneelast auf zwei Kirchendächern zu groß. Im belgischen Lutselus brach in der Heiligen Nacht um 4 Uhr das Flachdach einer 72 Jahre alten Backsteinkirche ein. Die Mitternachtsmesse hatten zuvor 200 Menschen besucht. "Wir hatten sehr viel Glück. Wenn das während der Messe passiert wäre, hätte niemand überlebt“, sagte der Pfarrer.

In Teilen von Sachsen-Anhalt, Mecklenburg, Brandenburg und Sachsen hatten zwischen Donnerstagabend und Sonntag zeitweise tausende Menschen keinen Strom, weil umstürzende Bäume Leitungen beschädigt hatten.Entwarnung gab es nicht. Auch am Sonntag rissen wieder Bäume Leitungen runter, beispielsweise bei Letzlingen in Sachsen-Anhalt. Eine Sprecherin des Stromversorgers zeigte sich optimistisch, dass bis zum Abend alle betroffenen Haushalte wieder Energie haben.

Am Pariser Großflughafen Charles de Gaulle mussten mehrere hundert Menschen in der stillen Nacht übernachten. Grund: Ein Mangel an Enteisungsmittel ließ hunderte Flüge ausfallen. In der Nacht zum 24. Dezember hatten mehr als 2000 Menschen dort schlafen müssen. Auch am Sonntag warteten noch Tausende Fluggäste auf ihre Koffer, die sie vor Weihnachten in Frankfurt aufgegeben hatten. Das Gepäck kam auf Halde, als viele Flüge abgesagt wurden.

Winterfreuden erlebten vor allem am Sonntag viele Menschen bei Ausflügen in die Mittelgebirge oder Alpen. In den Städten flanierten die Menschen. In den kommenden Tagen soll weniger Schnee fallen. Ausnahme: Deutschlands Nordosten. In einigen Gegenden Ostdeutschlands wird es bis zu minus 20 Grad kalt.

(dpa/abendblatt.de)