Die Sendung “Tatort Internet“ könnte trotz aller Zweifel dazu beitragen, dass Eltern sich mit der Problematik des Internets beschäftigen.

Berlin. Die deutschen Medienkontrolleure begrüßen die gesellschaftliche Diskussion, die die umstrittene RTL 2-Reihe "Tatort Internet“ ausgelöst hat - sie werden aber weiter überprüfen, ob die Persönlichkeitsrechte der potenziellen Täter verletzt wurden und ob möglicherweise Verstöße gegen den Jugendschutz vorliegen. Das teilte die Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) am Donnerstag mit; sie setzt sich aus den Direktoren und Präsidenten der 14 Landesmedienanstalten zusammen .

In der Sendung „Tatort Internet“ will RTL 2 mit Hilfe einer Schauspielerin, die in die Rolle minderjähriger Chatter schlüpft, möglichen Triebtätern im Netz auf die Schliche kommen. Kritiker, unter anderem Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), hatten bemängelt, dass es mehr um Quote denn um Aufklärung gehe. Es dürfe keinen „öffentlichen Pranger“ geben. Auch die nicht vollständige Unkenntlichmachung der ertappten Männer stieß auf Kritik.

„Tatort Internet“ könne trotz mancher Zweifel an der Gestaltung der Sendung dazu beitragen, dass Eltern, die sich bislang nicht mit der Problematik beschäftigt hätten, jetzt möglicherweise sensibilisiert seien und sich mehr dafür interessierten, mit wem ihre Kinder im Netz chatten, sagte der ZAK-Vorsitzende Thomas Langheinrich in Stuttgart. RTL 2 richte sich überdies auch an Zuschauer, die über die traditionellen Informationswege schwer zu erreichen seien. Das Thema verdiene Aufmerksamkeit in allen Bevölkerungsgruppen.

Unabhängig davon werde sich nach einer Vorprüfung durch die Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR Hessen), die für die Lizenzvergabe an RTL 2 zuständig ist, eine ZAK- Prüfgruppe mit der Sendung beschäftigen. Sie werde vor allem der Frage nachgehen, „ob in den jeweiligen Beiträgen die mutmaßlichen Täter durch Äußerungen über ihre Lebenssituation für Außenstehende erkennbar waren und so Persönlichkeitsrechte verletzt und journalistische Standards missachtet wurden“.

Auch die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) wird sich in ihrer Sitzung am 11. November mit „Tatort Internet“ beschäftigen, um einzuschätzen, ob die Sendung möglicherweise Minderjährige beeinträchtigt haben könnte. Am Donnerstag unterstützten zwei weitere Organisatoren die RTL 2-Sendung . „Ich finde es gut, dass dieses Thema eine so breite Öffentlichkeit erfährt“, sagte Kerstin Koletschka vom Verein Wildwasser Oldenburg, eine Anlauf- und Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen. „Wir führen selbst seit vielen Jahren Präventionsveranstaltungen zu dem Thema durch, um Erwachsene, Schülerinnen und Schüler über die Gefahren von Internet-Chats aufzuklären.“ Auch der Verein Jugend- und Schulplattform aus Erfurt unterstützte das Format, das er „mit großem Interesse“ verfolgt habe.