Budapest. Eine mehrere Monate alte Luftaufnahme von dem Giftschlamm-Becken in Ungarn zeigt, dass es vermutlich schon damals ein Leck gegeben hat. Zu sehen ist darauf eine rote Spur, die aus der Wand des Reservoirs sickert. Die Luftaufnahme nährt die Zweifel, dass die Gutachter, die das Reservoir der Aluminiumfabrik noch kurz vor dem Unglück untersuchten, Warnzeichen übersehen haben könnten.

Mehr als eine Woche nach der Giftschlamm-Katastrophe in Ungarn ist die Zahl der Todesopfer auf neun gestiegen. Gestern erlag ein Bewohner aus dem am schlimmsten betroffenen Dorf Kolontar im Krankenhaus seinen Verletzungen. Noch immer befinden sich 45 Verletzte in Kliniken, einer ist in einem ernsten Zustand. Nahe Ajka war das Auffangbecken für hochgiftigen Bauxitschlamm gebrochen. Der Rotschlamm ergoss sich über umliegende Dörfer auf 40 Quadratkilometer.

Die Produktion in dem Aluminiumwerk soll heute oder morgen wieder aufgenommen werden. Die Anlage zur Vorheizung der Fabrik sei bereits eingeschaltet, und sobald die richtige Temperatur erreicht sei, werde "die Produktion wieder starten", sagte György Bakondi von der Firma MAL. Der Bau eines zweiten Damms, der vor einer weiteren Giftschlamm-Welle schützen soll, wurde abgeschlossen. Zwei weitere Dämme sind noch im Bau.