Tigerbaby Daseep ist der neue Star im Frankfurter Zoo. Die Besucher drängen sich vor dem Container. Doch Daseep zieht nach Wuppertal um.

Frankfurt/Main. Tierbabys sind einfach süß und unwiderstehlich. Zu Eisbär Knut strömten 2007 täglich Tausende in den Berliner Zoo, für ähnlich großes Interesse sorgte später Eisbärmädchen Flocke in Nürnberg. Mit Daseep hat jetzt auch der Frankfurter Zoo seinen Medienstar . Die Kleine kam am 10. September ganz unerwartet zur Welt, ihre Mutter galt als unfruchtbar. Wie Knut und Flocke wird Daseep mit der Flasche aufgezogen, weil ihre Mutter kein Interesse an ihr zeigte. Von 14.45 bis 15.45 Uhr können Zoobesucher seit vergangenem Donnerstag täglich einen Blick auf das Tigerbaby werfen.

Menschentrauben bilden sich schon lange vorher vor dem umgestalteten Bau-Container, in dem der Zoo Daseep zusammen mit einer Pflegerin präsentiert. Kurz vor der Besuchszeit wird der neue Zoostar in einer Kiste mit dem Fahrrad dorthin gefahren. Die übrige Zeit verbringe das Tigerbaby hinter den Kulissen, sagt Zoo-Sprecherin Christine Kurrle. Eine Stunde sei viel zu kurz, meinen die Besucher, die täglich vor dem Containerwagen Schlange stehen. Nicht einmal eine Minute lang dürfen sie einen Blick durch die Glasscheibe werfen. Das Zoopersonal schiebt die Menschen mit sanfter Gewalt vorbei, damit alle drankommen. Gut 200 Meter lang war die Schlange am Mittwochnachmittag. Ein Vater erklärte seinen enttäuschten Kindern, es mache keinen Sinn, sich anzustellen. „Es dauert über eine Stunde, bis alle das Tigerbaby gesehen haben“, sagt er.

Renate Bernard und Enkelin Carlotta Kallweit haben geduldig gewartet, um den putzigen Zoonachwuchs zu Gesicht zu bekommen. „Danach schauen wir uns den restlichen Zoo an“, sagt die Oma. Die Enkelin ist entzückt von Daseep. Viel zu schnell habe sie für die anderen Zoobesucher Platz machen müssen. Und wie war der Eindruck? „Das Tigerbaby war still, als wäre es eine Statue“, sagt die Achtjährige mit leuchtenden Augen. Tatsächlich liegt Daseep auf einer roten Decke neben ihrer Pflegerin im Container und scheint den ganzen Rummel gar nicht mitzubekommen. Nur einen Steinwurf entfernt streifen ihre Eltern, Iban und Malea, ganz unbeeindruckt durch ihr Außengehege, kaum beachtet von den Zoobesuchern.

Schon bald müssen die Frankfurter von ihrem neuen Star Abschied nehmen. Daseep soll in den Wuppertaler Zoo umziehen, wo eine ebenfalls von ihrer Mutter verlassene Spielgefährtin wartet. Gesellschaft sei für das Baby wichtig, und in Frankfurt sei kein Platz für zwei kleine Tiger, hatte Zoodirektor Manfred Niekisch bei der Vorstellung von Daseep in der vergangenen Woche gesagt. „Wir werden Daseep vermissen, aber der Umzug ist das beste für sie“, sagte Zoo-Sprecherin Kurrle am Mittwoch.

Das Wuppertaler Tigerbaby Tschuna kann derzeit nur eine halbe Stunde täglich - von 15.00 bis 15.30 Uhr - aus der Nähe beobachtet werden. Es herrsche dann reger Betrieb am Gehege, sagte Verwaltungsleiter Karl-Joachim Flander. Das Tigermädchen tobt aber auch zu anderen Zeiten durch die Außenanlage - wenn es nicht gerade schläft. Daseep zieht voraussichtlich in der letzten Oktoberwoche nach Wuppertal um, ein genauer Termin steht aber noch nicht fest. „Sicher gibt es erstmal Kabbeleien, bis sich die beiden beschnuppert haben“, sagt Flander.