Junge Menschen haben immer häufiger ungeschützten Sex. Viele finden es “nicht cool“ zu verhüten. Große Zahl ist schlecht aufgeklärt.

Hannover. Einer internationalen Studie zufolge verzichten Jugendliche beim Sex immer häufiger auf Verhütung. Fast die Hälfte der mehr als 5200 Befragten (45 Prozent) aus 25 Ländern in Europa, Nordamerika und dem asiatisch-pazifischen Raum gab an, dass sie schon einmal ungeschützten Geschlechtsverkehr hatte. Ein Jahr zuvor waren es noch 36 Prozent. Die jungen Frauen und Männer nannten als Grund vor allem, dass sie keine Verhütungsmittel zur Verfügung gehabt hätten, teilte die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) am Dienstag mit.

In Deutschland wurde niemand befragt. Dort hatte die Anfang September präsentierte Studie "Jugendsexualität 2010“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ergeben, dass deutsche Jungen und Mädchen so gut verhüten wie nie zuvor. Viele benutzten sogar Pille und Kondom gleichzeitig, um Schwangerschaften und Krankheiten zu vermeiden. Rund 3500 Jugendliche wurden dafür 2009 befragt.

Laut der internationalen Studie der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung meint nur die Hälfte der Jugendlichen, dass sie genug über Möglichkeiten der Verhütung weiß. Mehr als ein Drittel der Jugendlichen in der Türkei hält Duschen oder Baden nach dem Sex für ausreichend, um einer ungewollten Schwangerschaft vorzubeugen. In Thailand erklärte ein Drittel der Jugendlichen, es sei „nicht cool“ zu verhüten.

Weltweit bringen den Angaben zufolge jedes Jahr 14 Millionen junge Frauen im Alter von 15 bis 19 Jahren ein Kind zur Welt. „Die Botschaft der Studie ist klar“, sagte DSW-Geschäftsführerin Renate Bähr. „Nur gut aufgeklärte Jugendliche können verantwortungsbewusste Entscheidungen über ihr Sexualleben treffen.“

Die DSW stellte die Ergebnisse der Studie in Hannover zum Weltverhütungstag am 26. September gemeinsam mit neun weiteren international tätigen Organisationen vor.