Die Shell-Studie 2010 ergab: Der Optimismus wächst, doch auch die soziale Kluft

Berlin. Schluss mit "No Future": Die Jugendlichen in Deutschland sind wieder optimistischer. Trotz Wirtschafts- und Finanzkrise ist der Anteil jener, die zuversichtlich in die Zukunft blicken, gewachsen. Das ergab die 16. Shell-Jugendstudie, die Familienministerin Kristina Schröder (CDU) gestern in Berlin vorstellte. Befragt wurden mehr als 2500 Jugendliche im Alter von zwölf bis 25 Jahren.

59 Prozent der Befragten gaben an, mit Blick auf die Zukunft optimistisch zu sein; 2006 waren es nur 50 Prozent gewesen. Auch die Sorge, keinen Arbeitsplatz zu finden, ist gesunken. Gaben 2006 noch 69 Prozent der Befragten an, davor Angst zu haben, so waren es diesmal nur 62 Prozent. Auch die Furcht vor einem Krieg in Europa, einem Terroranschlag oder die Angst vor Ausländerfeindlichkeit werden wesentlich seltener genannt. Geblieben ist die Sorge über die Umweltverschmutzung: Sie liegt konstant bei um die 60 Prozent.

Traditionelle Werte stehen bei den Jugendlichen wieder hoch im Kurs. 76 Prozent sind der Ansicht, dass man eine Familie brauche, um "wirklich glücklich" leben zu können (2006: 72 Prozent). Über 90 Prozent gaben an, ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern zu haben. Auch bei der Erziehung sehen die meisten keine Notwendigkeit zum Bruch: Fast drei Viertel aller Jugendlichen würden ihre eigenen Kinder so erziehen, wie sie selber erzogen wurden. Gestiegen ist auch der Kinderwunsch. Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) gaben diesmal an, dass sie später Kinder haben wollen (2002: 62 Prozent).

Deutlich wurde eine Kluft zwischen den Schichten: So äußerte sich nur ein Drittel aus sozial benachteiligten Familien mit Blick auf die Zukunft optimistisch. Bildung bleibt ein Schlüssel zum Erfolg. Während Jugendliche, deren Vater über keinen oder nur einen einfachen Bildungsabschluss verfügt, nur selten Abitur oder Fachhochschulreife anstreben (26 Prozent), ist dies bei Jugendlichen aus bildungsnahen Elternhäusern zu 77 Prozent der Fall.

Das politische Interesse ist wieder leicht gewachsen. Bezeichneten sich 2002 nur 34 Prozent als politisch interessiert, so waren es nun 40 Prozent. Die Bedeutung von Religion schwindet weiter. Diese Tendenz wurde vor allem bei jungen Katholiken deutlich. Laut Studie hält weniger als die Hälfte den Glauben an Gott für wichtig. Lediglich 44 Prozent der jungen Katholiken messen ihm noch große Bedeutung zu (2006: 46 Prozent). Eine noch geringere Rolle spielt die Religiosität bei jungen Protestanten: Nur noch 39 Prozent halten den Gottesglauben für wichtig.

Der Shell-Studie zufolge können 2010 nur noch 54 Prozent der katholischen Jugendlichen als religiös bezeichnet werden (2006: 63 Prozent). Bei den Protestanten sank die Zahl geringfügig von 52 Prozent (2006) auf 49 Prozent 2010. Laut Studie stieg bei ihnen die Zahl derer, die den Glauben an Gott für wichtig halten, von 71 Prozent (2006) auf 76 Prozent in diesem Jahr.

Fast alle Jugendlichen (96 Prozent) haben Zugang zum Internet. Während der Nachwuchs aus privilegiertem Haus lieber liest, kreativ tätig ist und soziale Kontakte pflegt, sitzen Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien lieber vor Computer oder Fernseher.