Trifft sich der Nachwuchs nur noch auf Facebook? Was nervt eigentlich an der Schule? Die zweite Sinus-Jugendstudie will Antworten liefern.

Berlin. Die Lebenswelten von Jugendlichen in Deutschland driften immer weiter auseinander. Das ist das Ergebnis einer Studie mit dem Titel „Wie ticken Jugendliche 2012?“, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Demnach droht jeder fünfte Jugendliche im Alter zwischen 14 und 17 Jahren gesellschaftlich abgehängt zu werden. Die Angst vor einem sozialen Abstieg führe überdies zu einer „Tendenz der Entsolidarisierung“. Zugleich zeichnet die Mehrheit der Altersgruppe laut Studie eine pragmatisch-positive Grundhaltung aus. Traditionelle Werte wie Familie und Freundschaft stünden hoch im Kurs; Konflikte mit der Eltern-Generationen gebe es kaum.

Weit verbreitet ist laut Studie das Bedürfnis nach Sinnfindung, wobei Glaube als etwas Veränderbares und Individuelles wahrgenommen werde. So stehen nach Ansicht des Berliner Soziologen Klaus Hurrelmann, der das Vorwort zu der Studie verfasste, den beiden großen Kirchen im Westen etwa ein Drittel der Jugendlichen aufgeschlossen gegenüber; im Osten liegt die Quote bei einem Zehntel. „Hier müssen die Kirchen aufpassen, dass sie nicht zu einer Randerscheinung im Leben der jungen Leute und damit langfristig in der gesamten Gesellschaft werden“, sagte Hurrelmann der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Die Nutzung neuer Medien gehört der Studie zufolge für die meisten Jugendlichen zum Alltag. Das Internet werde als „normal“ wahrgenommen, auch wenn die Aktionsradien im Netz insgesamt relativ begrenzt seien. So werde meist nur eine kleine Anzahl von Seiten regelmäßig aufgerufen. Einen hohen Stellenwert genießen laut Untersuchung soziale Netzwerke wie Facebook und Unterhaltungsangebote. Hier seien gesellschaftlich benachteiligte Jugendliche allerdings aufgrund finanzieller Einschränkungen unterrepräsentiert.

Die Autoren der Studie, Experten der Sinus Markt- und Sozialforschung, identifizierten anhand von Befragungen sieben unterschiedliche Lebenswelten, in denen sich die Jugendlichen bewegen. Im Gegensatz zu einer ähnlichen Untersuchung aus dem Jahr 2008 wurden diesmal auch die Einstellungen von Nicht-Katholiken zu Themen wie Schule, Berufswünsche, Glaube, Engagement oder Medien einbezogen. Auftraggeber sind der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), das katholische Hilfswerk Misereor und die Bischöfliche Medienstiftung des Bistums Rottenburg-Stuttgart, die Bundeszentrale für politische Bildung, die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung sowie der Südwestrundfunk.