Mit dem Verfahren “Static Kill“ soll das Bohrloch gestopft werden. Das Verfahren ist umstritten: Es besteht die Gefahr, dass erneut Öl austritt.

New Orleans. Der Ölkonzern BP will am Montagabend mit der Abdichtung des defekten Bohrlochs im Golf von Mexiko beginnen. Eine riesige Kappe auf dem zerstörten Bohrkopf hat in den vergangenen zwei Wochen das Öl daran gehindert, ins Meer zu strömen. Nun wollen die Ingenieure des Konzerns versuchen, das Bohrloch selbst mit Schlamm und Zement zu verstopfen.

In einem ersten Schritt soll dazu schwerer Schlamm durch die Verschlusskappe in das Bohrloch gepumpt werden. Dieses Verfahren wird „Static Kill“ genannt. Wenn der Schlamm das Öl zurückdrängt und der Druck stabil bleibt, kann oberhalb dieses Schlammpfropfens das Bohrloch mit Zement verschlossen werden. „Das könnte der Anfang vom Ende“ der Ölpest sein, sagte Darryl Bourgoyne, Direktor des Petroleum Engineering Research Lab der Louisiana State University.

Zur endgültigen Versiegelung des Lochs ist allerdings ein weiterer Schritt notwendig. Dazu soll ein Entlastungskanal genutzt werden, der in den vergangenen Wochen gebohrt wurde. Durch ihn soll direkt oberhalb des Ölreservoirs unter dem Meeresboden Schlamm und Zement in den alten Bohrkanal gepumpt und die Quelle so endgültig verschlossen werden. Für den Fall, dass dies nicht funktionieren sollte, wurde außerdem ein zweiter Entlastungskanal angelegt, der allerdings noch nicht ganz fertig ist.

„Static Kill“ birgt Risiken

Wird der „Static Kill“ ein Erfolg, geht auch das endgültige Verschließen schneller und einfacher. Im Mai scheiterte BP allerdings mit einem ähnlichen Versuch: Bei dem „Top Kill“ genannten Verfahren wurde versucht, gegen den Druck des ausströmenden Öls Schlamm in das Bohrloch hinein zu pressen. Das scheiterte an der Gewalt, mit der das Öl aus dem Bohrkopf schoss. Weil diesmal das Öl in der Leitung steht, kann der Schlamm diesmal mit deutlich geringerem Druck in die Leitung gepumpt werden, sagte BP-Vize-Präsident Kent Wells. Das erhöhe die Erfolgschancen.

Trotzdem besteht das Risiko, dass der zusätzliche Druck die Verschlusskappe beschädigt und das Öl wieder ungehindert in den Golf läuft. Experten halten dieses Szenario aber für unwahrscheinlich. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es versagt. Es hält dem Druck stand und es gibt keine Anzeichen dafür, dass irgendwelche Flüssigkeiten aus der Quelle austreten“, sagte Eric Smith vom Tulane Energy Institute. „Die Wahrscheinlichkeit eines Fehlschlags ist verschwindend gering“, sagte er.

Außerdem wäre der „Static Kill“ eine weitere Absicherung gegen die schweren Tropenstürme, die jedes Jahr über den Golf von Mexiko hinweg fegen. Erst vor zwei Wochen mussten alle Arbeiten unterbrochen werden, weil Hurrikan „Bonnie“ über die Unglücksstelle hinweg zog. Weitere Stürme werden folgen, denn die Hurrikan-Saison dauert noch bis Ende Oktober an. „Wenn wir das Ding vor Beginn der August-Hurrikan-Saison schließen können, haben wir eine sehr gefährliche Situation vermieden“, sagte Konteradmiral Paul Zukunft, der Vor-Ort-Koordinator der US-Regierung.