BP pumpt Schlamm ins defekte Bohrloch im Golf von Mexiko. Zwischen 33 und 61 Stunden soll der Vorgang dauern. Derzeit läuft alles nach Plan.

New Orleans. Nach der bislang schwersten Ölpest der Geschichte hat BP damit begonnen, das Leck in 1500 Meter Tiefe endgültig zu versiegeln . Die weltweit mit Spannung erwartete Operation „Static Kill“ lief am Dienstagnachmittag 15 Uhr Ortszeit (22 Uhr MESZ) an. Die Verschließung funktioniert nach Angaben der Experten bislang wie geplant. Der Druck in der Quelle sei durch das Einpumpen von Schlamm deutlich gesunken, sagte der Leiter der Operation, Bobby Bolton. Dies sei ein gutes Zeichen. Das „Static Kill“-Manöver wird zwischen 33 und 61 Stunden dauern, sagte Admiral Thad Allen, der Einsatzleiter der Regierung. BP hat mehrere Schiffe im Einsatz, um den schweren Schlamm unter hohem Druck in das Bohrloch zu pressen und so das Öl, das in der Steigleitung nach wie vor nach oben drückt, in die Tiefe zu drängen. Ob dieses als „Static Kill“ bezeichnete Verfahren ausreicht, den Ölfluss endgültig zu stoppen, ist nach Angaben eines BP-Sprechers noch ungewiss. Für alle Fälle arbeite der Konzern daher weiter an zwei Entlastungsbohrungen. Gelingt die Operation "Static Kill", soll der Schlammpfropfen anschließend mit Zement gefestigt werden.

„Um ein Bohrloch richtig zu verschließen, muss der Druck vom Bohrlochkopf genommen werden. Man muss irgendetwas in das Bohrloch bringen, das einen Gegendruck zu dem nach oben drückenden Öl erzeugt“, erklärt Prof. Matthias Reich, Direktor des Institutes für Bohrtechnik und Fluidbergbau an der TU Bergakademie Freiberg. Bei dem „schweren Schlamm“ handelt es sich nach den Worten Reichs um eine „sehr komplexe Flüssigkeit, die von Experten im Labor zusammengestellt wird. Sie ist zähflüssig und in diesem Fall sehr schwer.“

+++ ÖLKATASTROPHE IN CHINA WEITAUS SCHLIMMER ALS BEKANNT +++

Der „finale Akt“ zur Versiegelung steht dann etwa eine Woche später an. Dann wollen die Ingenieure auch das Öl-Reservoir in etwa vier Kilometern Tiefe unter dem Meeresboden verschließen. Bei dieser Operation „Bottom Kill“ sollen ebenfalls Schlamm und Zement in die Steigleitung gepumpt werden. Das geschieht durch einen Nebenzugang, der seit Mai gebohrt wird.

Über das tatsächliche Ausmaß der Ölpest gab es seit dem Untergang der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ am 22. April erhebliche Kontroversen. Zunächst behauptete BP, es strömten lediglich geringe Mengen ins Meer. Dann wurden die Zahlen immer weiter nach oben korrigiert. Die neusten Schätzungen von Forschern hätten eine mögliche Abweichung von plus oder minus zehn Prozent, teilte die US- Regierung mit.

Die mexikanische Regierung will den BP-Konzern auf Schadenersatz verklagen. Das teilte Umweltminister Juan Rafael Elvira Quesada in Mexiko-Stadt mit, wie die Zeitung „Milenio“ am Dienstag berichtete. Nach den Worten des Politikers werden die Regierungen Mexikos und der USA im September in Washington das Ausmaß der Schäden beziffern.

Als Sofortzahlung verlange Mexiko 70 Millionen Dollar (etwa 53 Millionen Euro). Noch sei kein Öl in mexikanischen Gewässern entdeckt worden, ergänzte Elvira. Dennoch sei das Ökosystem in Mitleidenschaft gezogen worden.

Nach jüngsten Angaben von Forschern strömten insgesamt 4,9 Millionen Barrel in den Golf von Mexiko – das sind etwa 666.400 Tonnen. Niemals zuvor wurde eine schlimmere Ölpest registriert: Bei der Havarie des Tankers „Exxon Valdez“ 1989 vor der Küste Alaskas flossen „nur“ etwa 40.000 Tonnen ins Meer. Bisher galt der Bohrinsel-Unfall der „Ixtoc“ 1979 als die schwerste Ölpest. Damals flossen etwa eine halbe Million Tonnen ebenfalls in den Golf von Mexiko.