Jetzt soll der S-Bahn-Fahrer vor Gericht aussagen. Einer der Schüler hat ihn bereits kritisiert: Er habe die Schlägerei am Bahnhof einfach ignoriert.

München. Im Prozess um den gewaltsamen Tod des Managers Dominik Brunner sollen weitere Zeugenaussagen an diesem Dienstag den Tathergang klären. Am Nachmittag ist vor dem Landgericht München I der S-Bahn-Zugführer als Zeuge geladen, der am S-Bahnhof Solln den Beginn der tödlichen Schlägerei mit zwei angetrunkenen Jugendlichen aus der Nähe mitbekam. Brunner hatte sich schützend vor vier Schüler gestellt, von denen die Angeklagten Sebastian L. (18) und Markus S. (19) Geld erpressen wollten. Die beiden müssen sich seit vergangener Woche wegen Mordes verantworten. Laut Zeugen soll Brunner dem Fahrer vom Bahnsteig aus zugerufen haben: „Jetzt gibt's hier hinten Ärger.“ Danach soll der Manager als erster zugeschlagen haben – laut Anklage, um den drohenden Angriff der Jugendlichen abzuwehren. Er starb wenige Stunden später an den Folgen der Schlägerei.

Einer der vier Schüler hat in seiner Aussage bereits das Verhalten des Zugführers kritisiert . Er habe nicht auf die Schlägerei reagiert, beklagte der 16-Jährige am vergangenen Donnerstag in seiner Aussage. „Er hat alles gesehen, aber er ist einfach weitergefahren.“ Neben dem Zugführer sollen am Dienstag weitere Zeugen ihre Beobachtungen von der Schlägerei sowie von der vorangegangenen Auseinandersetzung in der S-Bahn schildern.

Am Sonnabend war bekanntgeworden, dass Brunner nicht direkt an den Verletzungen, sondern an Herzversagen starb . Zudem habe er einen vergrößerten Herzmuskel gehabt. Brunner habe aber nichts von dem Herzfehler gewusst, sagte Oberstaatsanwaltin Barbara Stockinger der „Süddeutschen Zeitung“ (Dienstag). „Herr Brunner hat keine Medikamente eingenommen und, wie sein Umfeld auch, angenommen, dass er gesund ist.“

Mit der Todesursache befasste sich auch die Rechtsmedizin, der Rechtsmediziner Wolfgang Keil wird sein Ergebnisse aber erst zum Ende der Beweisaufnahme vorstellen, wahrscheinlich frühestens am 28. Juli. Der Vorsitzende des Kuratoriums der Dominik-Brunner-Stiftung und FC Bayern-Präsident, Uli Hoeneß, betonte, für ihn bleibe Dominik Brunner ein Vorbild an Zivilcourage. „Da fangen ein paar Leute an, Opfer mit Tätern zu verwechseln“, sagte Hoeneß der Münchner „tz“ (Dienstag). Hätten die Jugendlichen die Schüler nicht belästigt und hätte Brunner die Schüler nicht beschützt, wäre er nicht zu Tode gekommen, sagte er. „Es steht außer Frage, dass Dominik Brunner die Kinder beschützt hat. Alles andere muss der Richter entscheiden.“ Die Verteidiger bewerten den Mordvorwurf als kaum haltbar, die Staatsanwaltschaft sieht hingegen die Tat weiter als Mord . Das Motiv sei Rache dafür gewesen, dass sich Brunner in den Streit der Jugendlichen mit den Schülern einmischte. „Die Tritte und Schläge waren ursächlich für den Tod“, unterstrich Stockinger am Montag erneut. Der Herzstillstand sei direkte Folge der Attacke gewesen.