Minus 28 Grad – das ist Rekord in Deutschland. Die Elbe bei Magdeburg friert zu. In Rom werden Soldaten gegen Schnee und Eis eingesetzt.

Berlin/Rom/London/Warschau. Kältehoch "Dieter" behält Deutschland und Europa weiter fest im Griff. In Oberstdorf im Oberallgäu wurde erneut ein neuer Kälterekord dieses Winters gemessen. "Mit minus 28 Grad war es in der Nacht zu Sonntag in Oberstdorf im Oberallgäu bundesweit am kältesten“, sagte der Meteorologe Christoph Hartmann vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach. Auch in Ostdeutschland fielen die Temperaturen weit unter minus 20 Grad. So wurden im sächsischen Deutschneudorf minus 26,4 Grad, im thüringischen Bad Lobenstein minus 24,1 und in Ueckermünde in Mecklenburg-Vorpommern minus 23,9 Grad gemessen.

Unterdessen fallen der Kältewelle immer mehr Menschen zum Opfer. In Deutschland starben zwei Männer, die beim Schlittschuhfahren im Eis eingebrochen waren. In Osteuropa sind rund 180 Kältetote in den vergangenen Tagen von den Behörden registriert worden. Allein in Polen fielen 53 Menschen der Kälte zum Opfer. Über dem Balkan ging starker Schneefall nieder, in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo wurde der Notstand ausgerufen. Die italienische Hauptstadt Rom erlebte mit zehn Zentimetern Schnee ihren stärksten Wintereinbruch seit mehr als 25 Jahren.

Der deutsche Wetterdienst erwartet auch in den kommenden Nächten strengen Frost bei Temperaturen bis minus 20 Grad. "Es gibt weiter Dauerfrost“, sagte eine Sprecherin. Von Mitte der kommenden Woche an sei auch mit neuem Schnee zu rechnen. Die Bundesbürger werden dank des Sibirienhhochs "Dieter" also weiter bibbern. Ab Mittwoch könnten im Rhein-Main-Gebiet und an den Küsten die Tageshöchstwerte wieder auf null Grad steigen.

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12.24 Uhr: In Melle hat ein Spaziergänger am Sonntag im Gröneberger Park im Landkreis Osnabrück einen leblosen Mann auf einer Parkbank gefunden. Ob der Mann erfroren ist, sei noch nicht klar, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag in Osnabrück. "Möglich ist, dass der Mann ein Organversagen hatte und dann die Kälte ihr Übriges getan hat." Der 55-Jährige sei nicht obdachlos, habe seine Zeit jedoch oft auf der Bank im Gröneberger Park verbracht.

12.15 Uhr: In Bosnien sind mehr als 100 Dörfer durch die stärksten Schneefällen seit Beginn der Wetteraufzeichnung von der Außenwelt abgeschlossen. Die Schneemassen türmen sich bis zu zwei Meter hoch. In Sarajevo fiel mehr als ein Meter Schnee. Drei Helikopter verteilten am Sonntag Lebensmittel in den eingeschneiten Orten. Kranke wurden mit Hubschraubern aus abgeschnittenen Ortschaften ausgeflogen. Seit Freitagabend ist das öffentliche Leben in Sarajevo durch den Frost und die Schneefälle so gut wie zum Erliegen gekommen. Die Behörden schlossen die Schulen, die bosnische Regierung rief für die Stadt den Notstand aus.

11.42 Uhr: In der Ukraine sind bei der Extremkälte erneut mindestens 30 Menschen erfroren. Die Zahl der Kältetoten stieg damit auf 131 in diesem Winter, teilte das Zivilschutzministerium am Sonntag in Kiew mit. Die meisten Opfer waren Obdachlose. Im ganzen Land würden inzwischen mehr als 1800 Menschen wegen Unterkühlung und Erfrierungen in Krankenhäusern behandelt. In der früheren Sowjetrepublik meldete der Wetterdienst Rekordtemperaturen von minus 30 Grad Celsius. Die Zahl der Wärmestuben in der Ukraine stieg weiter auf mehr als 3000. Seit Beginn der Extremkälte am 27. Januar hätten etwa 75.000 Menschen Hilfe gesucht und dabei auch um warmes Essen gebeten.

Im zweitgrößten Flächenland Europas leben viele Menschen unter ärmlichsten Bedingungen. Beobachter vermuten, dass die inoffizielle Zahl der Kältetoten deutlich höher ist. Nach offiziellen Angaben hat die Ukraine 100.000 Obdachlose, inoffiziell ist von mehr als 300.000 Menschen die Rede.

11.15 Uhr: Bei Temperaturen von unter minus 30 Grad sind in Litauen drei Menschen erfroren, berichtete das litauische Fernsehen. Sieben weitere Menschen seien mit Erfrierungen in Krankenhäuser gebracht worden. In der Nacht zu Sonntag starb zudem ein Mensch bei einem Brand im estnischen Ostseebad Pärnu, meldete das Nachrichtenportal Delfi. Auch in weiteren Städten Estlands und in den anderen beiden baltischen Staaten Lettland und Litauen kam es am Wochenende zu zahlreichen Bränden durch defekte Heizanlagen oder verunreinigte Schornsteine. Dabei erlitten einige Menschen Brandverletzungen oder Rauchvergiftungen.

Auch in Polen starben laut Polizei acht weitere Menschen an der Kälte, die meisten von ihnen Obdachlose. Seit Beginn der Kältewelle sind damit landesweit bereits 53 Menschen erfroren. Hinzu kommen mindestens sechs Todesfälle wegen Kohlenmonoxidvergiftungen in Wohnungen mit defekten Kohleöfen. In Polen sollen zusätzliche Wärmestuben für Obdachlose eingerichtet werden. Ministerpräsident Donald Tusk hatte an die Betreiber von Notquartieren und Wärmestuben appelliert, alkoholisierten Schutzsuchenden nicht die Aufnahme zu verweigern.

10.40 Uhr: Die zweistelligen Minustemperaturen setzen der Elbe stark zu. Ab Magdeburg in Richtung Norden ist der Fluss nicht mehr schiffbar. Das die Wasserschutzpolizei am Sonntagmorgen mit. Ab dem Industriehafen geht nichts mehr. Von Sonnabend zu Sonntag hätten sich Eisschollen zusammengeschoben und stark verdichtet, so dass Schiffsverkehr auf der Elbe unmöglich geworden sei. Der Fluss ist durchgehend bis nach Hamburg gesperrt. Auch die Boote der Wasserschutzpolizei müssen im Hafen liegen bleiben. Die Beamten gehen per Streifenwagen auf Eiskontrolle.

Auch der Elbe-Havel-Kanal ist von der Schleuse Hohenwarthe bis ins brandenburgische Wusterwitz wegen zwölf Zentimeter dicken Eises voll gesperrt, sagte der Sprecher. Davon betroffen sind auch der Niegripper und Pareyer Verbindungskanal.

10.04 Uhr: Für Mittel- und Süditalien bringt "Dieter" die stärksten Schneefällen seit Jahrzehnten mit. Zwei Menschen starben, als Dächer unter der Last des Schnees zusammenbrachen. In Südtirol kamen am Sonnabend zwei Skifahrer in einer Lawine ums Leben. In Ostia bei Rom erfror eine ukrainische Obdachlose, teilten die Behörden mit. Bis zu 120.000 Menschen waren, überwiegend in Latium, zeitweise ohne Strom. Tausende blieben in Zügen oder im Straßenverkehr stecken. In Rom und anderen Städten waren Soldaten eingesetzt, um die Straßen von Schnee und Eis zu befreien. Roms Bürgermeister Gianni Alemanno geriet in die Kritik, weil die Hauptstadt Italiens auf diesen massiven Wintereinbruch nicht vorbereitet gewesen sei.

9.57 Uhr: Heftiger Schneefall in weiten Teilen Großbritanniens hat am Wochenende den Straßen- und Flugverkehr behindert. In Heathrow wurden ein Drittel der geplanten Flüge am Sonntag abgesagt. Das berichtete der britische Rundfunksender BBC. Für Sonntag seien fünf bis zehn Zentimeter Schnee im Osten, Süden und der Mitte Englands und eisglatte Straßen zu erwarten. Das Wetteramt habe seine Unwetterwarnung bekräftigt. Bereits am Sonnabend war der Flughafen London-Stanstead zur Schneeräumung zeitweise geschlossen. Die Schneefront war am Sonnabend von Schottland und Wales nach England weitergezogen. In einigen Regionen fiel bis zu 16 Zentimeter Schnee. Nach einem Unfall wurde die Autobahn M25 geschlossen, während auf der M40 rund 100 Fahrzeuge festsaßen. Aus der Region North Yorkshire, wo am meisten Schnee fiel, wurden mehr als 60 Autounfälle gemeldet. Auch Zugverbindungen waren betroffen.

8.52 Uhr: Ein 61 Jahre alter Schlittschuhläufer ist auf einem See bei Graben-Neudorf im Landkreis Karlsruhe eingebrochen, konnte aber aus dem eiskalten Wasser gerettet werden. Er kam mit Unterkühlungen ins Krankenhaus. Der Mann habe sich solange am Eisrand festgeklammert, bis die Rettungskräfte bei ihm gewesen sein, teilte die Polizei mit. Ein Jogger war auf ihn aufmerksam geworden und hatte die Feuerwehr alarmiert.

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Mit Material von dpa, rtr, kna und dapd