So könne Mixa in der “schwierigen Situation“ zur Beruhigung beitragen und die Geschehnisse mit mehr Ruhe bedenken, so Zollitsch.

Freiburg. Der Druck auf den wegen Gewalt- und Veruntreuungsvorwürfen in die Kritik geratenen Augsburger Bischof Walter Mixa wächst. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, empfahl ihm eine Auszeit. Zugleich wurde bekannt, dass Mixa am Sonnabend nicht am ökumenischen Trauergottesdienst für die vier in Afghanistan getöteten Soldaten in Ingolstadt teilnehmen wird.

Zollitsch sagte am Mittwoch in Freiburg, er habe in den vergangenen Tagen mehrfach mit Mixa gesprochen. „Dabei haben wir mit ihm überlegt, wie er in der derzeit schwierigen Situation im Bistum Augsburg zur Beruhigung beitragen und ob eine Zeit der geistlichen Einkehr und der räumlichen Distanz hilfreich sein könne, um eine Atmosphäre größerer Sachlichkeit bei den notwendigen und auch von ihm gewünschten Klärungen zu bewirken“, sagte der Erzbischof. Darüber hinaus könnte eine vorübergehende räumliche Distanz Mixa die Möglichkeit geben, „nach sehr erhitzten Wochen neue Kräfte zu sammeln und die Geschehnisse mit mehr Ruhe zu bedenken“. Das Bistum Augsburg erklärte, man kommentiere die Äußerungen von Zollitsch nicht.

Zu Mixas Abwesenheit bei der Trauerfeier für die toten Soldaten erklärte seine Sprecherin Marlene Beyel in Berlin, die Teilnahme sei ebenso wie die des evangelischen Militärbischofs Martin Dutzmann von Anfang an nicht geplant gewesen. Mixa, der katholischer Militärbischof ist, will am Sonnabend einen Festgottesdienst zum 40-jährigen Bestehen des Diözesanrats – der Laienvertretung der Katholiken im Bistum Augsburg – feiern.

Die Trauerfeier werde von dem katholischen Militärgeneralvikar Walter Wakenhut und dem evangelischen Militärdekan Matthias Heimer zelebriert, sagte Beyel. Wakenhut sei während des Überfalls auf die Soldaten selbst in Afghanistan gewesen und habe die Särge am Mittwoch zurück nach Deutschland begleitet.

Mixa ist in die Kritik geraten, weil er früher als Pfarrer Jugendliche geprügelt und Geld einer Waisenhausstiftung satzungswidrig verwendet haben soll. Er hat Ohrfeigen und finanzielle Unregelmäßigkeiten zugegeben.

Nach den Missbrauchsskandalen sieht der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, die katholische Kirche vor tief greifenden Richtungsentscheidungen. „Generell steht die Kirche an einem Scheideweg“, wird er in der Tageszeitung „Die Welt“ (Donnerstagausgabe) zitiert. „Manche neigen dazu, sich in die Wagenburg zurückzuziehen, während wir überzeugt sind, dass wir uns neu und offen den Menschen zuwenden müssen.“

Mit Blick auf Stellungnahmen einzelner Kirchenvertreter, die die Schuld am Kindesmissbrauch der sexuellen Revolution oder der Homosexualität gaben, erklärte Glück: „Diese Verweise auf andere erwecken den fatalen Eindruck eines Versuchs, das eigene Versagen zu relativieren.“

Der evangelische Präsident des Ökumenischen Kirchentages, Eckhard Nagel, kritisierte das katholische Priesteramts-Verständnis. „In der katholischen Kirche ist das Amt ein Sakrament und drückt damit Glaubwürdigkeit aus beziehungsweise prädestiniert dazu. Das bedeutet, eine Person kann sich hinter dem Amt verstecken“, sagte Nagel der „Welt“. „Glaubwürdigkeit hängt aber davon ab, inwieweit ein Mensch lebt, was er verkündet.“ Beim 2. Ökumenischen Kirchentag Mitte Mai in München könnten Missbrauchsopfer auch öffentlich über ihre Erfahrungen sprechen, sagte Nagel.