Laienorganisation fordert Augsburger Bischof auf, sein Amt bis zur Klärung der Prügelvorwürfe ruhen zu lassen.

Berlin. Im Missbrauchsskandal der katholischen Kirche hat jetzt auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, Fehler im Umgang mit den Opfern eingeräumt und einen Neuanfang angekündigt. Die Kirche habe den Missbrauchsopfern in den vergangenen Jahrzehnten zu wenig geholfen, hieß es in einer schriftlichen Erklärung des Freiburger Erzbischofs, dem vorgeworfen wird, einen Missbrauchsfall in der eigenen Diözese vertuscht zu haben. Die Nachrichten über den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch Mitarbeiter der Kirche erfüllten die Kirche mit Trauer, Entsetzen und Scham, schrieb Zollitsch. "Es erschüttert uns, welches Leid den Opfern zugefügt wurde, die oft über Jahrzehnte hinweg ihre Verletzungen nicht in Worte fassen konnten. Es wurden Wunden gerissen, die kaum mehr zu heilen sind." Umso mehr müsse das Hauptaugenmerk jetzt auf den Opfern liegen. Es werde ihnen mehr Gehör geschenkt, unter anderem durch die bundesweit geschaltete Telefon-Hotline.

Der Bischof begründete das frühere Verhalten der Kirche auch mit dem damaligen gesellschaftlichen Umfeld. Die Kirche räume diesen Fehler ein und stelle sich ihm. "Heute wird uns bewusst, dass in einer anderen gesellschaftlichen Situation durch die Enttäuschung über das schmerzliche Versagen der Täter und aus falsch verstandener Sorge um das Ansehen der Kirche der helfende Blick für die Opfer nicht genügend gegeben war. Auch das ist eine leidvolle Realität, der wir uns zu stellen haben." Zu den Vertuschungsvorwürfen gegenüber der Kirche äußerte sich Zollitsch nicht. Das Osterfest, insbesondere der Karfreitag, symbolisiere für die Kirche den Neubeginn, sagte er. Das gelte auch im Zeichen der aktuellen Debatten. Der Karfreitag "kann für die Kirche zu einem Neuanfang werden, den wir alle so dringend benötigen".

Tatsächlich wurde von fast 27 katholischen Bistümern ein vom Trierer Bischof Stephan Ackermann vorgeschlagener Text in die Karfreitags-Fürbitte übernommen. Darin hieß es, man bete "für die Kinder und Jugendlichen, denen inmitten des Volkes Gottes, in der Gemeinschaft der Kirche, großes Unrecht angetan wurde, die missbraucht und an Leib und Seele verletzt wurden". Man bete auch für diejenigen, "die schuldig geworden sind und sich schwer versündigt haben an jungen Menschen, die ihrer Sorge und Obhut anvertraut waren".

Im Bistum Augsburg wollte man den Text Ackermanns, der gerade zum Missbrauchsbeauftragten der katholischen Kirche berufen wurde, nicht übernehmen. Man habe aber die "Idee, eine Fürbitte für Missbrauchsopfer zu beten, aufgegriffen", erklärte eine Sprecherin von Bischof Walter Mixa. Mixa selbst ist in inzwischen zum Gespräch über die Misshandlungsvorwürfe bereit, die von ehemaligen Zöglingen des Kinderheims St. Josef gegen ihn erhoben werden. Er sei "zutiefst erschüttert über die Anschuldigungen", ließ der Bischof über sein Ordinariat mitteilen. Er versichere nochmals, in seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen "zu keiner Zeit gegen Kinder und Jugendliche körperliche Gewalt in irgendeiner Form angewandt" zu haben. Er sei aber gerne bereit, mit den Männern und Frauen "über ihre Erinnerungen, Erlebnisse und Vorwürfe zu sprechen, um zuzuhören und zu erfahren, was sie in ihrer Kindheit belastet hat". Die Sorge um das Wohl und die Zukunft von Kindern, Jugendlichen und Familien, so der Augsburger Bischof weiter, sei schließlich immer ein vorrangiges Ziel seiner seelsorglichen Arbeit gewesen.

Eine heute 47-jährige Frau aus Augsburg erklärte dazu, sie sei zu so einem Gespräch nicht bereit, solange Mixa die Prügelattacken abstreite. Er habe sie zwei- oder dreimal brutal geschlagen. Sie leide noch immer darunter. Ihr Lebensgefährte sagte der Nachrichtenagentur dpa am Karfreitag, seine Freundin sei tief verletzt, von Mixa als Lügnerin hingestellt zu werden.

Die katholische Laienorganisation "Wir sind Kirche" forderte den Bischof inzwischen auf, so lange sein Amt ruhen zu lassen, bis die Vorwürfe gegen ihn geklärt seien. Der Sprecher der Organisation im Bistum Augsburg, Herbert Tyroller, kritisierte, dass Mixa die Opfer schon mit der Androhung zivil- und strafrechtlicher Konsequenzen eingeschüchtert habe. Das sei nicht der "richtige christliche Weg".

Der Sprecher der Regierung von Oberbayern sagte, über die angeblichen Vorfälle sei in den Akten von damals nichts zu finden. Damit sei die Angelegenheit für die Regierung Oberbayern erledigt. Die Regierung prüft inzwischen als Heimaufsichtsbehörde Misshandlungsvorwürfe in dem Kinderzentrum aus jüngerer Zeit.