Der Häftling stach im Besucherraum auf die 46-Jährige ein und würgte sie. Nach der Tat schnitt er sich die Pulsadern auf, überlebte aber.

Remscheid. Ein bewaffneter Kinder- und Sexualmörder hat im Gefängnis von Remscheid seine Freundin umgebracht. Die Leiche der 46-Jährigen war am Sonntag nach Ende der Besuchszeit in einem besonderen Raum für Langzeitbesuche mit Stichwunden, Würgemalen und einer Kopfverletzung entdeckt worden, berichteten Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag in Wuppertal. Wie der 50-Jährige an zwei Messer und einen Radmutterschlüssel gelangen konnte, ist unklar.

Nach der Tat hatte er sich die Pulsadern aufgeschnitten und musste operiert werden, Lebensgefahr habe aber nicht bestanden. Der Häftling sei vor dem Besuch im Gegensatz zu seiner Lebensgefährtin nicht durchsucht worden, dies sei auch nicht üblich, räumte Gefängnisleiterin Katja Grafweg ein.

Der Gefangene habe sich bis zur Tat mustergültig und unauffällig verhalten, es habe keine Anhaltspunkte für die Bluttat gegeben. Die Langzeit-Besuche seien von der Vollzugskonferenz der Anstalt geprüft und als verantwortbar genehmigt worden. Die Staatsanwaltschaft geht von einer Beziehungstat aus und ermittelt wegen Totschlags. Der Alarmknopf in dem bewusst nicht überwachten Raum sei nicht betätigt worden. In den sechs Besucherräumen in Remscheid habe es noch nie einen Zwischenfall gegeben, sagte Grafweg.

Der 50-Jährige saß seit 19 Jahren hinter Gittern und hätte noch mindestens ein Jahr Haft verbüßen sollen. Der gelernte Dachdecker hatte 1991 in Düsseldorf ein neunjähriges Nachbarsmädchen vergewaltigt und ermordet. Das Landgericht Düsseldorf hatte ihn deswegen 1992 zu lebenslanger Haft verurteilt und die besondere Schwere der Schuld festgestellt.

Der Häftling habe die 46-jährige Verkäuferin während seiner Haftzeit kennengelernt, seit vier Jahren habe sie ihn besucht. Dabei sei es wahrscheinlich auch zu intimen Kontakten gekommen, vermutlich auch am Tattag. Die Frau hinterlässt ein Kind. Sie sei zu Beginn der Beziehung von einem Sozialarbeiter über die Vorgeschichte des Gefangenen informiert worden.

Die nordrhein-westfälische Justizministerin Roswitha Müller- Piepenkötter (CDU) war am Sonntag in das Remscheider Gefängnis geeilt, um sich zu informieren. Sie äußerte sich bestürzt über die Bluttat: „Das Geschehen macht mich fassungslos. Mein tiefes Mitgefühl gilt den Angehörigen des Opfers“, sagte die Ministerin und forderte eine rückhaltlose Aufklärung. „Und wir müssen gegebenenfalls Konsequenzen ziehen, damit sich ein solcher Vorfall nicht wiederholt“, sagte Müller-Piepenkötter.

In den vergangenen Jahren hatten wiederholt Zwischenfälle in nordrhein-westfälischen Gefängnissen für Aufsehen gesorgt. So war in Siegburg 2006 ein Häftling gefoltert und ermordet worden, in Aachen konnten im November 2009 die Schwerverbrecher Michael Heckhoff und Peter Paul Michalski aus dem Gefängnis ausbrechen. Sie wurden nach tagelanger Flucht wieder gefasst. Die Justizministerin kündigte an, den Rechtsausschuss des Landtags am Mittwoch über die Vorgänge in Remscheid zu unterrichten.