Vor dem Landgericht Leipzig stehen zwei Häftlinge, die ihren Mitinsassen misshandelt und beinahe in den Tod getrieben haben sollen.

Leipzig. Wegen brutaler Folter an einem Mithäftling müssen sich seit Dienstag zwei junge Männer vor dem Landgericht Leipzig verantworten. Dem 17-Jährigen und dem 26-Jährigen wird versuchter Mord vorgeworfen. Sie sollen im Jahr 2008 im sächsischen Jugendgefängnis Regis-Breitingen einen damals 18-Jährigen gequält und eingeschüchtert haben, um ihn in den Selbstmord zu treiben. Zum Auftakt wies das Gericht einen Antrag des Verteidigers des 17-Jährigen auf Ausschluss der Öffentlichkeit zurück. Es sei nicht ersichtlich, dass eine öffentliche Verhandlung dem gerichtserfahrenen Angeklagten Schaden zufügen könnte, sagte der Vorsitzende Richter Norbert Göbel.

Das Gericht vertagte sich nach der Verlesung der Anklageschrift auf diesen Mittwoch (20.). Ein psychiatrischer Gutachter war nicht angereist. Der Sachverständige habe den Termin vergessen, gab Göbel bekannt.

Das Martyrium des 18-Jährigen, der in Regis-Breitingen ein halbes Jahr wegen Schwarzfahrens absitzen musste, begann am 2. Mai 2008: Laut Staatsanwaltschaft überschüttete ihn der heute 17-jährige Angeklagte mit heißem Wasser. Es folgten Tage und Wochen mit Schlägen und Erniedrigungen. Sie sollen ihn so eingeschüchtert haben, dass er ihnen glaubte, auf seinen Tod sei eine Prämie ausgesetzt worden. Als sie ihn aufforderten sich umzubringen, versuchte er zwei Mal, sich zu strangulieren. Da dies misslang, versuchten sie selbst ihr Opfer zu erdrosseln. Der 18-Jährige wehrte sich allerdings und überlebte.

Die Angeklagten seien der Meinung gewesen, sie könnten mit ihrem Opfer machen, was sie wollen, sagte Staatsanwalt Ulrich Jakob. An den Misshandlungen sollen auch andere Häftlinge beteiligt gewesen sein. Dazu gibt es weitere Anklagen vor dem Amtsgericht Leipzig.

Der Folterskandal war erst im vorigen Jahr bekanntgeworden. Der misshandelte Häftling hatte zunächst nur von seinen Selbstmordversuchen gesprochen. Erst später rückte er mit der ganzen Geschichte heraus. Die beiden aus dem Vogtland und dem Kreis Leipzig stammenden Angeklagten saßen wegen Sachbeschädigung und Körperverletzung in Regis-Breitingen. Der jüngere war zudem wegen Raubes, Diebstahls und unerlaubten Waffenbesitzes hinter Gittern. Er sitzt derzeit seine Strafe weiter in Regis-Breitingen ab. Der 26- Jährige ist im Gefängnis in Torgau inhaftiert.